06.01.2012
Bestechend klar
Architektenentwurf für Neubau des Deutschen Sprachatlas ausgewählt
Das Auswahlverfahren für einen Neubau des Forschungszentrums Deutscher Sprachatlas (DSA) ist entschieden. Eine zwölfköpfige Jury unter Vorsitz des Architekten Ferdinand Heide empfahl den Entwurf des Nürnberger Architekturbüros Bär, Stadelmann, Stöcker zur Realisierung. Die Präsidentin der Philipps-Universität, Professorin Dr. Katharina Krause, zeigte sich erfreut über die Entscheidung: „Mit dem prämierten Entwurf wird nun in absehbarer Zeit ein wichtiger attraktiver Baustein des Campus Firmanei Gestalt annehmen. Die am Deutschen Sprachatlas beteiligten Forscherinnen und Forscher werden hier – in zentraler Lage zwischen Oberstadt, Botanischem Garten und Hörsaalgebäude – hervorragende Bedingungen finden, um auf höchstem Niveau interdisziplinär arbeiten zu können.“ Der Neubau entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei, das seit deren Abbruch als öffentlicher Parkplatz genutzt wird. Da der geplante Forschungsbau der Nürnberger Architekten nur etwa ein Drittel der Fläche einnimmt und sich zudem auf die Ränder des Baufeldes konzentriert, werden auch nach Baubeginn weiterhin rund 70 Parkplätze zur Verfügung stehen. |
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„ Der Entwurf besticht durch seine städtebauliche Haltung und durch seine Klarheit bei der Organisation: Der Baukörper wird so geformt, dass nicht nur eine großzügige Eingangssituation, sondern auch ein schöner räumlicher Bezug zwischen Pilgrimstein und Botanischem Garten aufgebaut wird“, urteilte der Vorsitzende des Auswahlgremiums Ferdinand Heide. Im Hinblick darauf, dass das Gebäude auch sehr stark aus der Oberstadt, also von oben wahrgenommen werde, lobte die Jury zudem die überzeugende Dachgestaltung. Die Architekten Bär, Stadelmann und Stöcker variieren in ihrem Entwurf die Themen Verdichtung und Aufweitung: Indem sich der Neubau auf die beiden Randbereiche des Grundstücks konzentriert, entsteht zur Altstadt hin ein Vorplatz, zum Hörsaalgebäude hin eine offene Terrasse mit Blick zum Botanischen Garten. Die Besucher werden über einen überdachten Außenbereich in das mit hellem Klinker verkleidete Gebäude geführt. Dort spannt sich eine mehrgeschossige Eingangshalle mit Blick über den Mühlgraben auf. Diese Halle mit ihrer „imposanten Freitreppe“ sei der ideale Verteiler zwischen Bibliothek und Vortragsraum im Erdgeschoss sowie den beiden ringförmig angeordneten Obergeschossen mit Arbeitsräumen und Laboren , befand die Jury. Professor Dr. Jürgen Erich Schmidt, der Direktor des DSA ist begeistert von den Möglichkeiten, die der Forschungsbau bietet: „Damit erhalten wir die Voraussetzung, um ein linguistisches Forschungszentrum von internationaler Bedeutung zu etablieren, das die sprachdynamische Regionalsprachenforschung auf eine sonst nirgendwo vorhandene empirische Basis stellen und dadurch neue und zukunftsweisende Forschungsdimensionen erschließen wird.“ Das am Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften angesiedelte, 1876 gegründete Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas ist das älteste sprachwissenschaftliche Forschungszentrum der Welt. Hier wurde die Sprachgeographie als wissenschaftliche Disziplin gegründet. Sind die Räume des Zentrums bislang noch auf mehrere Häuser über die Stadt verteilt, so werden in dem neuen Forschungsbau die Sprachdynamikforschung sowie Arbeitsgruppen aus den Bereichen Langzeitdiachronie, Neurolinguistik, Klinische und Theoretische Linguistik künftig unter einem Dach vereint. „Mit dem Neubau werden die am Sprachatlas beteiligten Arbeitsgruppen optimale Bedingungen vorfinden, um ein anspruchsvolles Forschungsprogramm umzusetzen, das linguistische Empirie und Theoriebildung auf dem Gebiet der Sprachdynamik und Sprachkognition miteinander verbindet“, betont der Dekan des Fachbereichs Professor Dr. Joachim Herrgen. |
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Im Oktober 2013 soll voraussichtlich mit dem Bau begonnen werden, die Fertigstellung ist für Dezember 2014 vorgesehen. Die Gesamtkosten des Forschungsbaus sollen sich auf rund 7,3 Millionen Euro belaufen. Erstmalig übernimmt die Universität im Rahmen der Teil-Bauautonomie die Bauherreneigenschaft für die Errichtung eines Neubaus. Die Finanzierung erfolgt zur Hälfte aus Mitteln des Bundes, die andere Hälfte wird aus dem Hochschulbauprogramm „HEUREKA“ des Landes Hessen bereit gestellt. Damit sind nun insgesamt acht hessische Forschungsbauten in der Gemeinschaftsförderung Forschungsbauten an Hochschulen mit einem Gesamtvolumen von rund 160 Millionen Euro enthalten. Alle Wettbewerbsentwürfe können vom 9. bis zum 20. Januar 2012, werktags von 8.00 bis 17.00 Uhr, im ersten Obergeschoss der Universitätsverwaltung der Philipps-Universität in der Biegenstraße 10 besichtigt werden. Ansprechpartner :
Prof. Dr. Joachim Herrgen,
Prof. Dr. Jürgen Erich Schmidt,
E-Mail: schmidtj@staff.uni-marburg.de |