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22.11.2012

Mit Touchscreen zum Anatomie-Führerschein

Als erste Universität im deutschsprachigen Raum führt die Marburger Anatomie einen 3D-Visualisierungstisch ein

3D-Visualisierung
Visualisierung von Herz und Gefäßen im Brustkorb. Foto: Philipps-Universität Marburg / Prof. Dr. Eberhard Weihe
Interaktive Anatomieausbildung mit Visualisierungstisch
Prof. Dr. Ralf Kinscherf (6.v.l.) und Prof. Dr. Eberhard Weihe (7.v.l.) mit Studierenden im interaktiven Anatomie-Unterricht am Visualisierungstisch. Foto: Philipps-Universität Marburg / Marc-Oliver Drews

Ab sofort ist das virtuelle Sezieren von Körpern fester Bestandteil der Anatomie-Ausbildung von Ärzten und Zahnärzten im Institut für Anatomie und Zellbiologie des Fachbereichs Medizin an der Philipps-Universität. Dabei handelt es sich um einen 46 Zoll großen Multi-Touch-Visualisierungstisch, der den menschlichen Körper dreidimensional darstellt. „Damit können wir den Studierenden eine hervorragende Ergänzung zu den herkömmlichen Präparationskursen anbieten“, heben die Leiter des Instituts, Professor Dr. Eberhard Weihe und Professor Dr. Ralf Kinscherf, hervor.

„Als ich den Visualisierungstisch bei einem Besuch im Februar dieses Jahres im schwedischen Zentrum für Medical Image Science and Visualization an der Universität Linköping im Betrieb sah, war mir sofort klar, dass wir damit die anatomische Ausbildung weiter verbessern können“, so Professor Weihe. „Damit werden die Studierenden viel besser auf die Klinische Anatomie und die diagnostischen bildgebenden Verfahren in der Radiologie und Neuroradiologie vorbereitet.“

Mit dem Visualisierungstisch lassen sich dreidimensionale Bilder des menschlichen Körpers oder von einzelnen Organen, die über Computer- oder Magnetresonanz-Tomographie gewonnen wurden, überspielen und als Fallstudien verwenden. „Die Studierenden können zoomen, drehen, Detailansichten wählen und mit einem virtuellen Skalpell Haut- und Muskelschichten entfernen sowie Sezierschnitte simulieren“, unterstreicht Professor Kinscherf, der gemeinsam mit Professor Weihe die Initiative zur Einführung des Visualisierungstisches in der Lehre ergriffen hatte. „So erhalten die Studierenden eine umfassende 3D-Ansicht des Körpers, sie können zum Beispiel krankhafte Veränderungen in einer nie dagewesenen Weise visuell erfassen.“

Die Marburger Anatomen nutzen den Visualisierungstisch zunächst in der Lehre als Anatomie-Simulator, später auch für Anatomie-Prüfungen. „Studierende können so ihren Anatomie-Führerschein standardisiert ablegen und während ihres klinischen Studiums auffrischen“, erklärt Professor Weihe die Pläne der Institutsleitung.

Im Bachelor- und Masterstudiengang Humanbiologie/Biomedizin an der Philipps-Universität werden Anatomie-Grundlagen künftig ebenfalls mithilfe des Visualisierungstisches vermittelt. Er eignet sich auch für die Anatomie-Ausbildung in den Fachgebieten Pharmazie, Biologie, Psychologie, Neurolinguistik sowie für die Ausbildung von Physiotherapeuten und Krankenschwestern.

Der Visualisierungstisch bietet in Kooperation mit Klinikern eine neue Plattform für den Unterricht in der speziellen Klinischen Anatomie, besonders für die operative und interventionelle Medizin und zur Verbesserung der Aus- und Weiterbildung von Ärzten.

Ansprechpartner:

Prof. Dr. Eberhard Weihe
Institut für Anatomie und Zellbiologie
AG Molekulare Neurowissenschaften
E-Mail: weihe@staff.uni-marburg.de.

Prof. Dr. Ralf Kinscherf
Institut für Anatomie und Zellbiologie
AG Medizinische Zellbiologie
E-Mail: ralf.kinscherf@staff.uni-marburg.de