18.12.2012
Marburger Mediziner erhalten Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre
Seminar „Differentialdiagnose in der Primärversorgung“ ausgezeichnet
Das Team um PD Dr. Stefan Bösner wurde mit dem Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre 2012 im Wert von 80.000 Euro ausgezeichnet. Das Seminar „Differenzialdiagnose in der Primärversorgung“ belegte hierbei den 2. Platz in der Kategorie ‚Projektpreis für eine Arbeitsgruppe‘.
Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst und die Gemeinnützige Hertie-Stiftung vergaben den Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre zum sechsten Mal. Mit Preisgeldern von 325.000 Euro ist er deutschlandweit der höchstdotierte Landespreis für exzellente Leistungen in der Ausbildung, Beratung, Betreuung und Prüfung von Studierenden. Die Jury hat aus über 90 Bewerbungen fünf Preisträger ermittelt. Erstmals hat die Jury in diesem Jahr einen Sonderpreis vergeben. Die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Eva Kühne-Hörmann, und der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, Prof. Dr. Michael Madeja, übergaben die Preise am Dienstag im Rahmen eines Festakts in Wiesbaden.
Ob Schwindel, Luftnot, Müdigkeit, Brust- oder Bauchschmerz – mit Beschwerden wie diesen werden Hausärzte täglich in ihrer Praxis konfrontiert. Über die Symptome, die körperliche Untersuchung und Untersuchungsbefunde gilt es schnell zu einer Diagnose zu kommen und zu entscheiden, ob und wie die Krankheit hausärztlich behandelt werden kann oder die Überweisung ins Krankenhaus oder zu einer Spezialistin bzw. einem Spezialisten erforderlich ist.
In enger Kooperation mit dem von Tina Stibane geleiteten Marburger Interdisziplinären Skills Lab (MARIS) wird von der Abteilung für Allgemeinmedizin deshalb seit 2010 ein interaktives Seminar angeboten, in dem Medizinstudierende des 2. und 3. klinischen Studienjahres differentialdiagnostische Fachkompetenz lernen. Das von PD Dr. Bösner, der neben seiner Tätigkeit an der Philipps-Universität auch als Hausarzt in Marburg arbeitet, konzipierte Seminar schließt eine wesentliche Lücke in der medizinischen Ausbildung, bündelt Wissen aus verschiedenen klinischen Fächern und filtert die für die hausärztliche Versorgung relevanten Krankheitsbilder.
Den Kern der einzelnen Moduleinheiten bilden fächerübergreifende Beschwerdebilder aus dem Alltag der hausärztlichen Versorgung. Anhand eines Leitsymptoms werden verschiedene diagnostische Strategien erläutert. Die Simulationsumgebung des MARIS ermöglicht es optimal, die Situation in der Hausarztpraxis abzubilden. Schauspielpatienten berichten realistisch über Schmerzen und Einschränkungen, aber auch über Probleme in der Familie oder im Beruf, wenn dies im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung eine Rolle spielen könnte. Ganz praxisnah und unter zeitlichem Druck üben die Studierenden das Patientengespräch in einem Raum mit verspiegelter Glasscheibe, hinter der in einem Nebenraum sitzend ein Tutor und die restlichen Studierenden den Ablauf der Konsultation beobachten können. An computergesteuerten „Puppen“, an denen Krankheitssymptome untersucht werden können, wie zum Beispiel bei Herzerkrankungen oder Lungenentzündung, können die Studierenden auch die typischen Befunde selbst aufnehmen. Danach erhalten sie ein strukturiertes Feedback, können ihre eigene Leistung kritisch reflektieren und noch bestehende Wissenslücken schließen. Im Unterricht werden neben der Simulation unterschiedliche Moderationstechniken und Gruppenübungen eingesetzt und durch Kurzpräsentationen sowie Diskussionen ergänzt. Der Kurs unterliegt hierbei einer kontinuierlichen Überarbeitung und Verbesserung u.a. auf Basis der Mitsprache seitens der Studierenden und der Evaluation.
Laut dem Urteil der Jury zeichnet sich das Seminar durch ein ganzheitliches hervorragendes Lehrkonzept, hohe Professionalität, die Einbindung aktueller Forschungsergebnisse, einer wirklichkeitsnahen und höchst praxisrelevanten Ausbildung der Studierenden und einer Wissensvermittlung aus, die den aktuellsten hochschuldidaktischen Methoden folgt. Diese optimale Verzahnung von Lehre, Praxis und Forschung hat auch die Jury überzeugt. Die Präsidentin der Philipps-Universität Marburg, Professor Dr. Katharina Krause, und der Dekan des Fachbereichs Medizin, Professor Dr. Matthias Rothmund, gratulierten den Preisträgern beim Festakt „Exzellenz in der Lehre“ in Wiesbaden und freuen sich besonders, dass das im vergangenen Jahr gestiftete MARIS so hervorragend in die Lehre integriert ist.
Kontakt
PD Dr. Stefan Bösner, MPH, DTM&H Arzt für Allgemeinmedizin
Abteilung für Allgemeinmedizin,
Präventive und Rehabilitative Medizin
Karl-von-Frisch-Straße 4
35043 Marburg
Tel.:
06421-28-65122
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