17.06.2012
Medizinstudierende aus Marburg und Gießen veröffentlichen Positionspapier
Medizinstudierende aus Marburg und Gießen fordern Kauf der Universitätskliniken Gießen und Marburg durch das Land Hessen
Medizinstudierende aus Marburg und Gießen fordern in einem Positionspapier an Ministerpräsident Volker Bouffier, Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann und den gesamten Hessischen Landtag, dass das Land Hessen die Universitätskliniken Gießen und Marburg zurückkauft. Rund 350 Studierende haben das Positionspapier unterschrieben.
Das Papier im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Bouffier,
Sehr geehrte Frau Wissenschaftsministerin Kühne-Hörmann,
Sehr geehrtes Mitglied des Hessischen Landtages,
die Universitätskliniken Gießen und Marburg sollen im Rahmen der Übernahme der Rhön-Klinikengruppe durch den Konzern Fresenius in privater Hand weiterverkauft werden. Wir Medizinstudierende aus Gießen und Marburg kritisieren diese Entwicklung scharf.
Die Privatisierung der Klinik zeigt drastische Konsequenzen für die Lehre, Krankenversorgung und Wissenschaft an den Universitäten. Nun besteht die Chance für Hessen, beide Universitätskliniken wieder in öffentliche Hand zurückzukaufen und so einige Fehlentwicklungen ins Gute zu kehren. Wir wissen, dass dieser Schritt möglich ist. Wir Gießener und Marburger Medizinstudierenden fordern den Kauf der Universitätskliniken durch das Land Hessen.
Noch können weitere Fehler vermieden werden, die durch die Privatisierung und rein wirtschaftliche Ausrichtung des Universitätsklinikums entstehen. Wir spüren die direkten Auswirkungen dieser Maßnahmen. So fußt unsere Forderung auf diesen Erfahrungen:
Die Universität lebt von motivierten Lehrern
Durch die Arbeitsverdichtung unserer
Dozenten in der Krankenversorgung sinkt ihre Motivation dramatisch, in
Gießen und in Marburg engagierte Lehre zu betreiben. Wir möchten keine
klagenden Professoren in der Vorlesung haben, die sich in ihrer
Arbeitslast vom Land allein gelassen fühlen.
Gute Dozenten und Vorbilder verschwinden, die an anderen Universitäten
eher die Möglichkeit haben, Lehre und Krankenversorgung zu
verbinden.
Die praktisch-orientierte Ausbildung ist essentiell
Wir sehen die Gefahr, dass die positiven Entwicklungen, mehr praktische Bezüge im Medizinstudium zu verankern, durch eine weitere Trennung von Klinik und Universität zunichte gemacht werden. Medizin darf kein technisches Studium sein, das nur im Seminarraum gelehrt wird. Wir wollen, dass unsere Dozenten die Möglichkeit haben, sich ausreichend Zeit für den Unterricht am Krankenbett zu nehmen – und dabei nicht übermüdet sind.
Das Klinikum ist wichtig für die Zukunft der Wissenschaft in Mittelhessen – und der Universitäten
Genauso wie die Lehre leidet auch die Wissenschaft in Gießen und Marburg unter der Arbeitsverdichtung im Klinikum. So werden die Standorte Marburg und Gießen für Wissenschaftler im klinischen Bereich zunehmend unattraktiver. Bei diesen Bedingungen fällt es vielen Studierenden schwer, gerne in dieser Region zu sein – und zu bleiben. Wir wollen, dass Marburg, dass Gießen echte Optionen sein sollen, wenn man nach dem Studium einen Arbeitsplatz sucht.
Die Reputation des Medizinstudiums hängt von der Qualität der Lehre ab
Nicht zuletzt entscheidet der Ruf des Medizinstudiums darüber, ob neue Studierende in die Unistädte Gießen und Marburg kommen wollen oder nicht. Dies betrifft nicht nur die Medizin-Ausbildung, wir sehen die Reputation beider Universitäten entscheidend durch die Medizin beeinflusst.
Aus diesen Gründen fordern die Fachschaft Humanmedizin Marburg und die Fachschaft Humanmedizin Gießen den Rückkauf der Universitätskliniken Gießen und Marburg durch das Land Hessen.
Ansprechpartner:
Fachschaft Medizin Marburg
Baldingerstraße
35043 Marburg
Leona Möller, mobil: 0177-6543851