06.09.2012
Plattform für Ferndiagnose
Lungenärzte erhalten Förderung für Telemonitoring-Projekt
„Telemonitoring bei Patienten mit chronischer Atemwegserkrankung“ lautet der Titel eines Forschungsprojekts der Philipps-Universität Marburg, der Technischen Hochschule Mittelhessen und des Wettenberger Ingenieurbüros für Medizintechnik (IfM). Das Land Hessen fördert das Vorhaben mit 500.000 Euro. Projektleiter ist Professor Dr. Volker Groß vom Kompetenzzentrum für Biotechnologie und Biomedizinische Physik der TH. Partner sind Professor Dr. Ulrich Koehler von der Klinik für Innere Medizin in Marburg und der Medizininformatiker Professor Dr. Henning Schneider von der TH Mittelhessen.
Ziel des Projekts ist die Verbesserung der medizinischen Versorgung
von Patienten, die unter der Chronisch Obstruktiven Lungenkrankheit
(Chronic Obstructive Pulmonary Disease, COPD) leiden. Die COPD ist die
vierthäufigste Todesursache. Ursache ist eine abnorme
Entzündungsreaktion, die meist durch Partikel oder Gase ausgelöst wird.
Hauptsymptome sind Atemnot, Husten und Auswurf. Bei vielen Patienten
ist eine Atmungsunterstützung oder eine zusätzliche
Sauerstoffversorgung nötig. Diese Therapie kann sehr häufig im
häuslichen Umfeld des Patienten geschehen. Sie muss allerdings
konsequent überwacht werden, damit Verschlechterungen des
Gesundheitszustands und Funktionsdefizite der Geräte sofort erkannt
werden. Eine kostengünstige Möglichkeit hierzu liegt in der
Ferndiagnose und -überwachung von Risikopatienten mittels
Telemonitoring. Dabei werden Vitalparameter und Gerätedaten über
Mobilfunk an Arzt oder Krankenhaus übertragen.
„Die derzeit gemessenen Werte wie etwa Herzfrequenz oder
Sauerstoffsättigung des Blutes reichen für eine Langzeitüberwachung von
COPD-Patienten nicht aus“, sagt Projektleiter Groß. „Sie müssen durch
die Langzeitanalyse der Lungengeräusche, die transkutane Bestimmung der
nächtlichen Sauerstoffsättigung und die Bestimmung der Pulstransitzeit
zur Bewertung des Blutdruckverhaltens ergänzt werden.“ Außerdem wollen
die Forscher ein System entwickeln, mit dem Trainings- und
Therapiemaßnahmen der Patienten angeleitet und überwacht werden
können.
„Wir möchten eine Plattform schaffen, die medizinische Expertise und
medizintechnisches Know-how bündelt, und so die Patientenbetreuung
nachhaltig verbessern“, erläutert Koehler. Schneider zufolge besteht
eine Hauptaufgabe darin, Technologien zur Datenerfassung,
Kommunikationssysteme und deren Schnittstellen aufeinander abzustimmen.
Dies sei Voraussetzung für einen sicheren Datentransfer.
IfM-Geschäftsführer Lothar Leiche sieht die Telemedizin angesichts von
Ärztemangel und demografischer Entwicklung als Wachstumsmarkt. Die
Kooperation mit den Hochschulen sei eine große Chance für sein
Unternehmen.
Das Forschungsvorhaben hat eine Laufzeit von zwei Jahren. Es wird im
Rahmen der Förderlinie 3 der hessischen „Landes-Offensive zur
Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ (LOEWE)
unterstützt. Damit bezuschusst die Landesregierung Projekte, bei denen
Hochschulen mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen
zusammenarbeiten. (Pressetext: Technische Hochschule Mittelhessen)
Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Ulrich Koehler,
Abteilung Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin
Tel.: 06421 58-
64962
E-Mail:
koehleru@med.uni-marburg.de
Internet:
www.ukgm.de/ugm_2/deu/umr_pne/8574.html