14.11.2013
Wissenschaftspreis Hessische Geschichte und Landeskunde verliehen
Zwei Marburger Historiker unter den Preisträgern
Der mit insgesamt 5.000 Euro dotierte Wissenschaftspreis Hessische Geschichte und Landeskunde geht an drei Preisträger: Dr. Jochen Ebert für seine Abhandlung zum Thema „Domänengüter im Fürstenstaat. Die Landgüter der Landgrafen und Kurfürsten von Hessen (16.-19. Jahrhundert). Bestand – Typen – Funktionen“ (3.000 Euro); Dr. Otfried Krafft für seine Edition und Kommentierung zu „Johannes Nuhn von Hersfeld. Die ‚Wallensteiner Chronik‘ mit Auszügen aus Nuhns ‚Chronologia‘“ (1.000 Euro) und Kevin Rick für seine Untersuchung über „Die Geschichte der hessischen Brauereien im Kaiserreich (1871-1914)“ (1.000 Euro).
„Die Arbeiten zeigen eine breite zeitliche und inhaltliche Vielfalt bei hoher wissenschaftlicher Qualität, und sie dokumentieren deutlich das Interesse an der Landesgeschichte und den Stellenwert, den die Beschäftigung mit der Vergangenheit des heute hessischen Raums besitzt“, sagte Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann bei der Preisverleihung heute im Ministerium für Wissenschaft und Kunst in Wiesbaden. Die Tatsache, dass die unabhängige Fachjury unter 27 Bewerbungen zu wählen hatte, belege auch das Ansehen, das dieser Preis mittlerweile in der Landesgeschichtsforschung genieße, fügte sie hinzu.
Das Spektrum der Bewerbungen reichte von kleineren Studien bis hin zu umfänglichen Abhandlungen aus den Fachrichtungen Archäologie, Kunstgeschichte, Erziehungswissenschaften sowie Geschichte vom Mittelalter über die frühe Neuzeit bis zur Zeitgeschichte. Der Jury gehörten die Direktorin des Hessischen Landesamts für geschichtliche Landeskunde, Prof. Dr. Ursula Braasch-Schwersmann, der Leitende Archivdirektor des Hessischen Hauptstaatsarchivs in Wiesbaden, Prof. Dr. Klaus Eiler, und Prof. Dr. Christine Reinle, Professur für Deutsche Landesgeschichte an der Universität Gießen, an.
Dr. Otfried Krafft ist bereits promovierter Historiker am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Universität Marburg. Mit der von ihm erarbeiteten und vorgelegten Edition der ältesten, aber bisher kaum gewürdigten Chronik einer Adelsfamilie aus der Gegend von Homberg/Efze und Hersfeld sowie durch seine eingehende Kommentierung der deutschsprachigen Texte bietet er eine doppelte Leistung, die sowohl dem besseren Verständnis von Ereignissen aus der Perspektive eines Geschichtsschreibers als auch dem Wissen über rechtliche Fragen im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit zugutekommt. Gleichzeitig ist diese wichtige Grundlagenarbeit Ausgang für weitere Forschungen.
Kevin Rick ist ein junger Historiker, der seine Staatsexamensarbeit an der Universität Marburg für den Wettbewerb eingereicht hat. Seine wertvolle, weil neue Erkenntnisse umfassende Studie richtet den Blick zum einen auf ökonomische, zum anderen auf soziale Aspekte des Brauwesens. Durch die zusätzlich herausgearbeiteten Ergebnisse zur Industrialisierungsgeschichte handelt es sich um mehr als eine rein regionale wirtschaftshistorische Untersuchung. Sie betrifft einen in der Forschung zur hessischen Wirtschaftsgeschichte noch nicht dargestellten Gegenstand und behandelt ihn mit hoher wissenschaftlicher Qualität. Ihr Autor betritt inhaltlich wie methodisch Neuland und stellt Einzelbefunde zu Hessen in größere Zusammenhänge.
Die Arbeit von Dr. Jochen Ebert ist als Dissertation bei Prof. Dr. Heide Wunder im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Kassel entstanden. Ebert arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachgebiet Agrargeschichte der Universität Kassel. Er liefert durch intensive Quellenarbeit und zahlreiche neue Forschungsergebnisse einen hervorragenden Beitrag zur hessischen Landesgeschichte. Viele neue Erkenntnisse wurden aus bislang unedierten Archivalien gewonnen und zudem anschaulich umgesetzt. Anhand eindrücklicher Beispiele werden nicht nur Strukturen und Funktionen von Domänen im Gebiet zwischen Diemel, Weser, Werra und Eder aufgezeigt, sondern es gelingt dem Verfasser auch, deren Bedeutung und Gewicht für die Finanzierung des Landeshaushalts herauszustellen und damit zum Verständnis des frühmodernen Staats beizutragen.
(vgl. Pressemeldung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Hessischen Landesamtes für Geschichtliche Landeskunde vom 13.11.2013 https://hmwk.hessen.de/presse/pressemitteilung/gleich-drei-preistraeger-unter-27-bewerbungen )