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07.03.2013

Aufsteigerstaaten investieren in der Bundesrepublik

Geografen untersuchen Anlagen aus „BRIC“-Ländern

Ein Team von Wissenschaftlern der Philipps-Universität Marburg, des Leibniz-Instituts für Länderkunde und der Firma „PCG-Project Consult - Prof. Kost und Collegen“ aus Essen analysiert Investitionen, die Unternehmen aus aufstrebenden Volkswirtschaften in Deutschland tätigen, insbesondere aus den sogenannten BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China. Das neue Forschungsprojekt widmet sich unter dem Titel „BRICINVEST“ den Zielen und Strategien solcher Unternehmen, ihrer Einstellung zur Mitbestimmungspraxis, zu Genderaspekten und zu den Rechten von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie der Beschäftigungsrelevanz der Investitionen. Die Hans-Böckler-Stiftung unterstützt das Vorhaben finanziell mit knapp 250.000 Euro im Rahmen ihres Förderschwerpunkts „Strukturwandel – Innovationen und Beschäftigung“.

Der Geograf Dr. Martin Franz von der Philipps-Universität untersucht Unternehmen, die Investitionen aus Aufsteigerstaaten empfangen.(Foto: Cigdem Franz)

„In den vergangenen zwanzig Jahren hat ein quantitativer und qualitativer Wandel in Bezug auf Direktinvestitionen aus Staaten des ‚Globalen Südens‘ stattgefunden“, erläutert der Geograf Dr. Martin Franz von der Philipps-Universität, „insbesondere aus Brasilien, Russland, Indien und China.“ Konzentrierten sich Unternehmen aus diesen Ländern in ihrem Investitionsverhalten in der Vergangenheit primär auf Länder der jeweils selben Weltregion, lässt sich in den vergangenen Jahren beobachten, dass vermehrt Industrieländer Ziel der Investitionen sind.

Wie Franz darlegt, verfügt die Bundesrepublik als Standort für derartige Investitionen über wichtige Standortvorteile. Dazu zählen der technologische Entwicklungsstand, die hohe Qualifikation der Belegschaften, die Qualität von Hochschulen und Forschungsinstituten, die Nähe zu Kunden in einem integrierten europäischen Wirtschaftsraum, Rechtssicherheit, die Marktgröße und potentielle Marktwachstumsdynamik, die gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur sowie die Existenz von etablierten Markennamen, die zur Vermarktung genutzt werden können.

Obwohl Direktinvestitionen aus den BRIC-Staaten in Deutschland künftig eine immer wichtigere Rolle spielen werden, gibt es bislang nur unzureichende Informationen darüber. „BRICINVEST“ verspricht hier Abhilfe. Erstmals soll eine verlässliche Datengrundlage zu Investitionen aus den BRIC-Staaten erstellt werden, die auch für Akteure in Politik, Wirtschaftsförderung und Gewerkschaften zur Verfügung steht.

Die beteiligten Wissenschaftler planen, zunächst Ansprechpartner in allen einschlägigen Unternehmen telefonisch zu befragen, um die wesentlichen Merkmale von Direktinvestitionen aus den BRIC-Staaten zu erfassen: zum Beispiel betroffene Branchen, räumliche Muster, Investitionsziele. Anschließend sollen vierzig ausgewählte Unternehmen aus den BRIC-Staaten in Deutschland näher analysiert und charakterisiert werden, indem die Forscher leitfadengestützte Interviews mit Geschäftsführern, Managern, Aufsichtsratsmitgliedern, Betriebsräten sowie mit Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern führen. „Durch die Aufarbeitung von Beispielen vorbildlicher arbeitnehmerorientierter Konfliktlösung trägt das Projekt darüber hinaus zur Unterstützung der betrieblichen Arbeit von Interessenvertretern bei“, führt Franz weiter aus.

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Dr. Martin Franz,
Fachbereich Geographie
Tel.: 06421 28-24410
E-Mail: Martin.Franz@staff.uni-marburg.de

Internet: www.bricinvest.de