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21.08.2013

Einst Gewaltopfer, jetzt Prozessbeteiligte

Marburger Wissenschaftler beleuchten in einem Sammelband die Rolle der Opfer bei internationalen Strafverfahren.

Von Nürnberg nach Kambodscha: Seit wenigstens 15 Jahren kommt den Opfern von Menschenrechtsverletzung eine immer größere Bedeutung in internationalen Strafverfahren zu. Angesichts der Tatsache, dass die Interessen von Opfern stärkere Beachtung finden, spricht man gar von einer „Humanisierung“ des Völkerstrafrechts. Das Römische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs sieht eine sehr weitgehende Opferbeteiligung in der Strafverfolgung vor.

Professor Dr. Thorsten Bonacker (links) und Professor Dr. Christoph Safferling haben einen Sammelband zur Rolle der Opfer im Völkerstrafrecht herausgegeben. (Foto: Philipps-Universität/Bonacker; Uwe Niklas/UWK-BMJ/)

„Die Überlebenden von Massengräueln und ihr veränderter Status erregen auch in der Wissenschaft wachsende Aufmerksamkeit“, erklärt Professor Dr. Thorsten Bonacker von der Philipps-Universität – „nicht allein bei Juristen, sondern auch in der Friedens- und Konfliktforschung, der Politikwissenschaft und Soziologie“. Bonacker hat nun zusammen mit dem Marburger Rechtswissenschaftler Professor Dr. Christoph Safferling eine englischsprachige Aufsatzsammlung herausgegeben, die sich des Themas aus dem Blickwinkel verschiedener Fachgebiete annimmt.

Die gemeinsame Veröffentlichung des Marburger Zentrums für Konfliktforschung und des Internationalen Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse (ICWC) der Philipps-Universität ist „ein weiterer Beleg für die einzigartige, interdisziplinäre Forschung im Bereich der Transitional Justice an der Philipps-Universität“, wie Mitherausgeber Safferling konstatiert. Der Begriff „Transitional Justice“ bezeichnet die Aufarbeitung von Verbrechen vergangener Unrechtssysteme.

Hervorgegangen aus einer Tagung an der Philipps-Universität im Jahr 2011, bringt der vorliegende Band zum ersten Mal Wissenschaftler aus dem Gebiet des internationalen Strafrechts, der Politikwissenschaft, der Friedens-und Konfliktforschung, der Anthropologie und Soziologie mit Praktikern zusammen, um die Rolle der Opfer in Prozessen zu beleuchten, die schwere Menschenrechtsverletzungen untersuchen.

Wie kann man die Zeugen in internationalen Strafprozessen schützen? Welche Möglichkeiten zur Beteiligung von Opfern bestehen in diesen Verfahren? Solchen Fragen gehen die insgesamt zweiundzwanzig Beiträge ebenso nach, wie etwa der nach dem alternativen Einsatz von Wahrheitskommissionen. Die Herausgeber legten Wert darauf, neben der Theorie auch praktische Ansätze zur Geltung zu bringen; darin spiegeln sich Erfahrungen am Internationalen Strafgerichtshof, den Außerordentlichen Kammern an den Gerichten von Kambodscha, in Ruanda in der Folge des Genozids 1994 bis hin zum Verfahren gegen John Demjanjuk vor dem Landgericht München wider.

Professor Dr. Christoph Safferling ist Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht, Internationales Strafrecht und Völkerrecht in Marburg sowie Direktor des Internationalen Forschungs-und Dokumentationszentrums für Kriegsverbrecherprozesse (ICWC). Der Soziologe Professor Dr. Thorsten Bonacker lehrt Friedens-und Konfliktforschung an der Philipps-Universität.

Bibliografische Angaben: Thorsten Bonacker, Christoph Safferling (Hg.): Victims of international Crimes: An Interdisciplinary Discourse, Heidelberg (Asser Press im Springer-Verlag) 2013, ISBN: 978-90-6704-911-5, XXV+399 Seiten, 139,09 Euro

Weitere Informationen:

Ansprechpartner: Professor Dr. Christoph Safferling,
ICWC
Tel.: 06421  28-23120
E-Mail: VSTR@jura.uni-marburg.de
ICWC im Internet: http://www.uni-marburg.de/icwc

Professor Dr. Thorsten Bonacker,
Zentrum für Konfliktforschung
Tel.: 06421 28- 24574
E-Mail: thorsten.bonacker@staff.uni-marburg.de
Zentrum für Konfliktforschung im Internet: http://www.uni-marburg.de/konfliktforschung

Verlagsinformation: http://www.springer.com/law/international/book/978-90-6704-911-5