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03.09.2013

Konfliktpotenziale zentralasiatischer Gesellschaften

Marburger Sommerschule zur Rolle von Jugendlichen in gesellschaftlichen Konflikten in Kirgistan

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommerschule des Zentrums für Konfliktforschung in Zentralasien mit Steffen Emrich, Judith von Heusinger und Prof. Dr. Thorsten Bonacker (hinten rechts) sowie Dr. Kerstin Zimmer (vorne rechts) (Foto: Pressestelle der Philipps-Universität Marburg /Thorsten Bonacker).

Zum vierten Mal hat das Zentrum für Konfliktforschung der Philipps-Universität Ende August eine vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Sommerschule in Zentralasien veranstaltet. In diesem Jahr konzentrierte sich der Unterricht auf die Rolle, die Jugendliche in gesellschaftlichen Konflikten und für Ansätze der Konfliktprävention spielen. Im Mittelpunkt stand dabei vor allem die Situation in den Gesellschaften Zentralasiens, in denen Jugendliche einen Bevölkerungsanteil von rund 30% ausmachen. Ein hoher Anteil junger Menschen - und vor allem junger Männer - gilt in konfliktbehafteten Gesellschaften zum einen als Risikofaktor für den Ausbruch von bewaffneten Konflikten. Zum anderen stellen Jugendliche aber auch ein Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung und Demokratisierung sowie für einen Wandel tradierter Konfliktstrukturen dar.

Die Sommerschule fand dieses Mal in Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans statt und richtete sich an Studierende und Promovierende aus den zentralasiatischen Republiken. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen kamen hauptsächlich aus Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan. „Ein wichtiges Ziel der Sommerschule ist es, Studierende aus den verschiedenen Ländern zusammenzubringen und mit ihnen die Herausforderungen und Konfliktpotenziale in den zentralasiatischen Gesellschaften zu diskutieren“, erläuterte Professor  Dr. Thorsten Bonacker, der die Sommerschule leitete. Dozent Steffen Emrich betonte dabei vor allem die Chance, die Jugendliche für neue Ansätze der Bearbeitung von Konflikten darstellen: „Jugendliche sind häufig offener für kreative Wege der Konfliktlösung. Sie benötigen aber auch Perspektiven für eine bessere Zukunft, um Gewalt nicht als Option in Betracht zu ziehen.“

Eine Woche lang diskutierten die 25 Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit Dozenten und Dozentinnen des Zentrums für Konfliktforschung und der gastgebenden Kirgisisch-Russischen Slawischen Universität sowie mit Expertinnen und Experten aus der Region, darunter Vertreterinnen und Vertreter kirgisischer Nichtregierungsorganisationen, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, der Amerikanischen Universität in Bischkek und der Vereinten Nationen. Neben dem Hauptsponsor DAAD unterstützte auch die Friedrich-Ebert-Stiftung wie schon in den vergangenen Jahren die Sommerschule.

Besonderen Anklang fand ein eintägiges Planspiel (http://uni-marburg.de/oYXmv), in dem Studierende in die Rolle politischer Gruppen in einem fiktiven Konflikt schlüpfen und Strategien zur Durchsetzung ihrer Interessen, aber auch der Verhandlungsführung erproben. „Es war faszinierend zu beobachten, wie schnell die Teilnehmenden ihre Rolle einnahmen. In der anschließenden Diskussion wurde besonders hervorgehoben, wie schwierig es ist, unter Handlungsdruck in Konflikten Entscheidungen zu treffen“, erklärte Dr. Kerstin Zimmer, die das Planspiel leitete.

Zu der Sommerschule gehört auch ein Wissenschaftleraustausch. Im Juni arbeiteten die kirgisischen Nachwuchswissenschaftler Bolotkan Sydykanov und Bakytbek Tokubek Uulu an der Philipps-Universität. Im Gegenzug forscht Judith von Heusinger, Doktorandin am Zentrum für Konfliktforschung, vier Wochen in Bischkek. „Die Sommerschule war auch eine Möglichkeit, mit jungen Menschen aus Zentralasien ins Gespräch zu kommen und von ihnen etwas über ihre Einschätzung der  Situation von Jugendlichen in ihren Ländern zu lernen“, erzählte von Heusinger.

Auch in den kommenden Jahren wird Zentralasien einen Schwerpunkt der Forschungs- und Lehraktivitäten des Zentrums für Konfliktforschung darstellen.

Kontakt

Professor Dr. Thorsten Bonacker
Zentrum für Konfliktforschung
Tel.: 06421 28-24574
E-Mail