17.10.2014
IHK zeichnet zwei Wissenschaftler der Philipps-Universität Marburg aus
Wissenschaftspreis: Entstehung von Diabetes mellitus Typ II untersucht
Zwei Nachwuchswissenschaftler der
Philipps-Universität Marburg haben gestern Abend den Wissenschaftspreis
2013 der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg erhalten.
Dr. rer. nat. Jonas Benzler vom Fachbereich Biologie wurde für seine
Arbeit „Neuroendokrine Regulation der Energie und Glukosehomöostase“
geehrt. Den Förderpreis sprachen die Juroren Marco Grebe vom
Fachbereich Mathematik und Informatik zu. Er erstellte in seiner Arbeit
eine Verkehrszeichenkarte auf der Basis von Daten, die mithilfe einer
Fahrzeugflotte gesammelt worden sind.
Der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Marburg, Peter Lather,
überreichte die Urkunden an die Geehrten, auch Universitätspräsidentin
Prof. Dr. Katharina Krause gratulierte. Der Wissenschaftspreis ist mit
5.200 Euro dotiert, der Förderpreis mit 1.600 Euro. Der Festakt fand im
Neubau des Fachbereichs Chemie auf dem Campus Lahnberge statt. „Wir
möchten seitens der Wirtschaft mit dieser Preisverleihung immer wieder
ein Signal dafür geben, welch hohen Stellenwert exzellente
wissenschaftliche Arbeit für unsere Gesellschaft auch ganz handfest für
die wirtschaftlichen Perspektiven unserer Region einnimmt“, erklärte
Lather.
Adipositas, die Fettleibigkeit, ist eines der größten
Gesundheitsprobleme der modernen Wohlstandsgesellschaft und einer der
Hauptrisikofaktoren für die Entstehung von Diabetes mellitus Typ II.
Die Grundlagen für dessen Entstehen hat Dr. rer. nat. Jonas Benzler in
seiner Arbeit unter der Leitung von Dr. Alexander Tups untersucht. „Der
Zusammenhang von Adipositas und Diabetes mellitus Typ II ist auf eine
Modulation der beteiligten Signalwege im zentralen Nervensystem
zurückzuführen“, erklärt er. Mit seiner Arbeit entschlüsselt der
Preisträger neue Aspekte der zentralen Regulation der Energie- und
Glukosehomöostase im Gehirn. „Durch Fehlernährung entsteht eine
Entzündung in einem Abschnitt des Zwischenhirns, dem Hypothalmus“,
erklärt er. „Diese setzt die Fähigkeit des Gehirns zur
Selbstregulierung außer Kraft, die ansonsten bestehenden Regelkreise
und Signalwege werden unterbunden.“
Als Schlüssel für den Vorgang hat der Wissenschaftler das Enzym GSK-3ß
identifiziert. „Es muss als zentraler Regulator des Energie- und
Glukosemetabolismus angesehen werden“, fasst er zusammen. „Es hat
maßgeblichen Einfluss darauf, ob Signale nicht oder nur eingeschränkt
über das zentrale Nervensystem weitergeleitet werden.“ Mit dieser
Erkenntnis eröffnen sich neue Therapiemöglichkeiten für Adipositas und
Diabetes mellitus Typ II. Dr. Jonas Benzler ist 32 Jahre jung,
geboren wurde er in Gießen. Seit April dieses Jahres ist er
Projektleiter der Arbeitsgruppe „Neuronale Ernährungsphysiologie“ am
Fachbereich Biologie der Philipps-Universität Marburg.
Der Träger des Förderpreises, Marco Grebe vom Fachbereich Mathematik
und Informatik der Philipps-Universität Marburg, beschäftigte sich in
seiner Arbeit mit dem Thema „Iterative, funktionale Berechnung einer
Verkehrszeichenkarte aus realen Fahrzeugflottendaten unter Verwendung
von Akka Actors“. Seit Februar 2014 ist er Doktorand bei der Volkswagen
AG in Wolfsburg. Marco Grebe ist 28 Jahre jung und in
Schwalmstadt-Ziegenhain geboren.
Der Wissenschaftspreis der IHK Kassel-Marburg stehe als Symbol und
Marke für die gemeinsame Verpflichtung, dass Wissenschaft und
Wirtschaft auch Beiträge zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen
Wohlfahrt leisten, betonte der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses
Marburg. Durch eine solche Zusammenarbeit erwachse eine zentrale
Treiberfunktion für die Unternehmen aus der Region. „Ohne die
Universität Marburg sähe unser Wirtschaftsraum komplett anders aus“,
brachte Peter Lather seine Anerkennung zum Ausdruck. „Regionale
Wissenschaftsförderung ist auch immer wieder regionale
Wirtschaftsförderung.“
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Martin Klingenspor vom Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin (EKFZ) an der TU München zum Thema „Fett, Hirn oder Mikroben: Wer kontrolliert unseren Energiehaushalt?“. Nach der Preisverleihung nutzten die Gäste aus Wissenschaft und Wirtschaft die Chance zum Austausch.
Den ersten Wissenschaftspreis lobte die IHK Kassel 1984 aus. Im
Jahreswechsel wird die Auszeichnung an Absolventen der Universitäten
Kassel und Marburg verliehen. Bei gleicher Gelegenheit wird ebenfalls
der Förderpreis für Diplomarbeiten vergeben – als Anreiz, um nach
weiterer wissenschaftlicher Exzellenz zu streben.
Kontakt
Andreas Nordlohne
Pressereferent / Redaktion Wirtschaft Nordhessen
IHK Kassel-Marburg
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