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10.11.2014

Ebola: Klinische Prüfung für einen sicheren Impfstoff

Deutsches Zentrum für Infektionsforschung unterstützt Studie, an der Marburger Virologen mitarbeiten

Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF):

Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das gefürchtete Ebola-Virus kann beginnen. Der Kandidat für die Vakzine wurde in verschiedenen Tiermodellen bereits erfolgreich getestet. Die Studie wird vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) unterstützt.

„Wir haben die Genehmigung des Paul-Ehrlich-Instituts erhalten und können die klinische Prüfung damit beginnen“, erklärt Professorin Marylyn Addo. Die Infektionsmedizinerin, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) für das DZIF tätig ist, wird die Studie leiten. Planung und Begleitung laufen in enger Zusammenarbeit von DZIF und dem Studienzentrum CTC North am UKE, gemeinsam mit Prof. Stephan Becker, Direktor des Instituts für Virologie der Philipps-Universität Marburg und Koordinator des DZIF-Schwerpunkts „Neu auftretende Infektionskrankheiten“.

30 freiwillige Probanden – gesunde Erwachsene – sollen im CTC North am UKE den potenziellen Impfstoff erhalten. „Wir werden die Sicherheit und die Verträglichkeit des Impfstoffs am Menschen testen“, erklärt Addo. Die Studie wird außerdem erste Hinweise auf die Art der Immunantwort geben, die der Impfstoff auslöst. Sie ist ein entscheidender Schritt im Kampf gegen Ebola, gibt es doch bisher keine sicheren Impfstoffe, die gegen die Ausbreitung der Viren eingesetzt werden können.
Das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung hat die Vorbereitung der Studie unterstützt und eine Anschubfinanzierung zur Verfügung gestellt, das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sowie der britische Wellcome Trust stellen die Fördermittel für die Vorbereitung und Durchführung der klinischen Prüfung zur Verfügung. Gemeinsam reagieren sie damit konzertiert auf die dramatische Ebola-Epidemie in Westafrika. Bei der Vorbereitung der Studie haben die DZIF-Wissenschaftler eng mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zusammengearbeitet, das sich als Partner des DZIF für die Erforschung neuer Impfstoffplattformen einsetzt.

Die Teams um Becker und Addo sind Teilnehmer eines unlängst unter Führung der WHO gegründeten internationalen Experten-Konsortiums (VEBCON), dessen Ziel die rasche und koordinierte klinische Testung der Vakzine in Afrika ist. Der Impfstoffkandidat wird von der WHO zur Verfügung gestellt. Bei dem Impfstoffkandidaten für die Studie handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Der Kandidat rVSVZEBOV ist aufgrund der Ergebnisse aus präklinischen Studien vielversprechend: Der Impfschutz tritt nach dem Verabreichen einer einzigen Dosis rasch ein und hat das Potenzial für Wirksamkeit auch unmittelbar nach einer erfolgten Ebola-Infektion. In zahlreichen nicht-klinischen Studien konnte die Vakzine Labortiere vor dem tödlichen Ebola-Virus schützen.

„Ein Impfstoff gegen Ebola wäre auf längere Sicht ein Segen für die Menschen in den betroffenen Regionen“, betont Becker. „Wir rechnen damit, dass wir wenige Monate nach Studienbeginn alle notwendigen Daten zusammen haben, um zu beurteilen, ob die klinische Entwicklung fortgeführt und ausgeweitet werden kann und dann auch Menschen in den Epidemie-Gebieten geimpft werden können“, ergänzt der Virologe. Seit Ausbruch der Ebola-Epidemie im Dezember in einigen Ländern Westafrikas sind in den betroffenen Ländern – Sierra Leone, Nigeria, Liberia, Guinea – bereits über 5000 Menschen an dem Virus gestorben.

Kontakt:
Prof. Marylyn Addo
Studienleitung
m.addo@uke.de

Prof. Stephan Becker
Projektkoodinator
becker@staff.uni-marburg.de

Kontakt für Studieninteressenten:
Dr. Saskia Borregaard
Clinical Trial Center (CTC) North
info-ctc@uke.de

Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entwickeln bundesweit rund 200 Wissenschaftler aus 32 Institutionen gemeinsam neue Ansätze zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten. Einer der Schwerpunkte ist die Forschung zu neu auftretenden Infektionskrankheiten. Mehr Informationen finden Sie unter www.dzif.de .