Zurück zur Übersicht

21.11.2014

Kunsthistoriker dokumentieren barocke Deckengemälde in Deutschland

Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg beteiligt sich an einem neuen Akademienprojekt

Decke des Marschallzimmers in Schloss Oranienstein in Diez: Triumph des Bacchus (1707/1709) von Jan van Dyck (Quelle: Foto Marburg/Thomas Scheidt und Christian Stein)

Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg der Philipps-Universität hat zusammen mit der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Förderung für ein langfristiges Verbundprojekt eingeworben, das am 30. Oktober von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern bewilligt worden ist. Die Gesamtmittel betragen 16 Millionen Euro, wovon das Marburger Teilvorhaben etwas mehr als 4 Millionen Euro erhält.

Die Deckenmalerei ist ein zentrales Element der frühneuzeitlichen Kunst in Europa. Besonders bekannt sind die Leistungen der Maler des Barock. Dazu gehören weltbekannte Werke wie die Ausmalungen der Treppenhäuser der Würzburger Residenz und des Schlosses Pommersfelden, die Kuppelgemälde der Wieskirche und der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen, aber auch barocke Bibliotheksdekorationen oder Deckengestaltungen in zahlreichen Rathäusern und Adelspalais. Mit dem Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland wird dieser Bestand flächendeckend in Deutschland digital dokumentiert, erforscht und über das Internet allgemein zugänglich gemacht.

Das Vorhaben knüpft an ein früheres Corpuswerk an, das von den Münchener Kunsthistorikern Hermann Bauer, Bernhard Rupprecht und Frank Büttner herausgegeben wurde und in 15 Druckbänden von 1976 bis 2010 die Deckenmalerei der Region Oberbayern dokumentiert. Die digitale Komponente spielt nun eine entscheidende Rolle für die Aktualität und Sichtbarkeit der Ergebnisse. In dem Projekt werden sowohl erhaltene als auch zerstörte, durch historisches Quellenmaterial rekonstruierbare Werkkomplexe behandelt, zum Beispiel im ehemaligen Berliner Stadtschloss, dem Schloss Herrenhausen oder der Dresdner Frauenkirche.

Das von Stephan Hoppe und Frank Büttner (Ludwig-Maximilians-Universität München) zusammen mit Hubert Locher und Christian Bracht (Philipps-Universität Marburg) beantragte Projekt hat eine Laufzeit von 25 Jahren. Das Projekt unter der Leitung von Stephan Hoppe wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betreut. Es zählt zu den größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogrammen der Bundesrepublik und wird von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert.

Ein besonderes Merkmal des Forschungsprojektes ist die Integration von Forschungskomponenten außerhalb des klassischen geisteswissenschaftlichen Fächerkanons. „In Marburg  sind wir mit der Konzeption und Entwicklung der digitalen Arbeits- und Präsentationsplattformen, der wissenschaftlichen Dokumentation und mit den Fotokampagnen befasst“, erläutert Hubert Locher, Professor für Kunstgeschichte an der Philipps-Universität und Direktor des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte in Marburg. „Das Projekt bietet eine hervorragende Gelegenheit, unsere speziellen Kompetenzen für die Erforschung zukunftsweisender Technologien im Bereich der Digital Humanities weiter zu entwickeln und fruchtbar zu machen.“ Zudem bietet das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte Raum für Veranstaltungen und Aktivitäten des Gesamtprojekts und ein produktives Umfeld für Doktoranden, die in München und  Marburg im Rahmen des Projektes betreut werden.

Weitere Informationen

http://www.fotomarburg.de/

Kontakt

Professor Dr. Hubert Locher
Deutsches Dokumentationszentrum für
Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg

Tel.: 06421 28-24324
E-Mail