26.02.2014
Physiker aus Marburg und den USA entdecken neues Quasiteilchen
Marburger und US-amerikanische Physiker haben ein neuartiges Quasiteilchen identifiziert, das entsteht, wenn Halbleiter mit Laserlicht bestrahlt werden. Wie das Forscherteam in der Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe von „Nature“ schreibt, verhält sich das Quasiteilchen wie ein Flüssigkeitstropfen mit quantenphysikalischen Eigenschaften. Die Autoren bezeichnen ihre Entdeckung daher als Quantentröpfchen oder Dropleton.
Die amerikanischen Partner um Professor Dr. Steven Cundiff hatten Laserlicht verwendet, um eine Halbleiter-Verbindung aus Gallium und Arsen zu bestrahlen. Im Halbleiter befinden sich danach freie Elektronen und Löcher, an denen derartige Elektronen fehlen. Eine solche Fehlstelle verhält sich wie eine positive Ladung; zusammen mit dem negativ geladenen Elektron kann sie ein Quasiteilchen bilden, das einem Wasserstoffatom entspricht.
Die Experimente zeigten Effekte, die nicht zu den bislang bekannten Quasiteilchen passen: Die neu entdeckten Dropletons verhalten sich wie Flüssigkeiten, sind aber so klein, dass sie quantenphysikalische Eigenschaften aufweisen wie ein Atom. „Quantentröpfchen bestehen aus wenigen Paaren von Elektronen und Löchern – je vier, fünf oder sechs davon“, führt Kira aus. „Physikalisch lassen sich Quantentröpfchen als eine Art Blase im umgebenden dichten Plasma beschreiben“, ergänzt Koautor Stephan W. Koch.
Die Lebensdauer der Quasiteilchen beträgt nur etwa 25 billionstel Sekunden. „Das reicht aber, um sie künftig noch genauer zu erforschen“, sagt Mitverfasser Martin Mootz, der seine Doktorarbeit in der Marburger Arbeitsgruppe für Theoretische Halbleiterphysik anfertigt.
Professor Dr. Stephan W. Koch und Professor Dr. Mackillo Kira lehren Theoretische Halbleiterphysik an der Philipps-Universität. Erst vor drei Jahren legten sie einen neuen Theorierahmen für die Quanten-Laserspektroskopie vor. Die Arbeiten an der aktuellen Publikation wurden unter anderem durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Alexander-von-Humboldt-Stiftung gefördert.
Originalveröffentlichung: A. E. Almand-Hunter & al.: Quantum droplets of electrons and holes, Nature 506, 27. Februar 2014, 471–475, DOI: 10.1038/nature12994
Weitere Informationen:
Ansprechpartner: Professor Dr. Mackillo Kira,
Fachgebiet Theoretische Halbleiterphysik
Tel.: 06421 28-2
4222
E-Mail:
Mackillo.Kira@physik.uni-marburg.de
Homepage:
http://www.uni-marburg.de/fb13/forschung/theoretische-halbleiterphysik
Pressemitteilung zur Theorie der quantenoptischen Spektroskopie:
http://www.uni-marburg.de/aktuelles/news/2011/0918a