27.06.2014
Eduard-Anthes-Preis für Eveline Saal
Höchstdotierter archäologischer Preis für Marburger Wissenschaftlerin
Die Marburger Archäologin Eveline Saal ist heute von Wissenschaftsminister Boris Rhein mit dem mit 7.500 Euro dotierten Eduard-Anthes-Preis ausgezeichnet worden. Die Jury honorierte mit der Auszeichnung ihre an der Philipps-Universität Marburg entstandene Dissertation aus dem Jahr 2012. Darin zog Eveline Saal anhand eines 1990 entdeckten merowingischen Gräberfelds in Rhens Rückschlüsse auf die mittelalterliche Chronologie und Siedlungsgeschichte an Mittelrhein und unterer Mosel. In ihrer Arbeit publizierte die Preisträgerin nicht nur die Funde und Befunde aus dem 7./8. Jahrhundert nach Christus, sondern entwickelte aus den verschiedensten Grabbeigaben wie Glas- und Tongefäßen, Schmuck und Waffen auch die Siedlungsgeschichte des Moselmündungsgebietes am Übergang von der Merowinger- zur Karolingerzeit.
„Die Verleihung des Preises an Frau Dr. Saal ist eine verdiente Auszeichnung für eine Marburger Nachwuchswissenschaftlerin, die wichtige Beiträge auf dem Gebiet der frühmittelalterlichen Siedlungsgeschichte an Mittelrhein und Mosel geleistet hat,“ erklärte Professor Dr. Ulrich Koert, Vizepräsident für Forschung, Nachwuchsförderung, Wissenstransfer und Internationales an der Marburger Universität. Dr. Holger Göldner vom Verein von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt e.V. unterstrich besonders Saals Leistung, die über das übliche Maß weit hinausgehe: „Die preisgekrönte Arbeit würdigt das untersuchte Gräberfeld nicht isoliert, sondern setzt es unter besonderer Berücksichtigung des Weinbaus in den breiten Kontext der Siedlungsgeschichte im Rhein-Mosel-Gebiet.“
Der Wissenschaftsminister sagte anlässlich der Preisverleihung: „Ich gratuliere der diesjährigen Preisträgerin ganz herzlich für ihre erbrachte Leistung. Wissenschaft, Forschung und Lehre in Hessen sind der Motor für Innovation und damit für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Ich freue mich sehr, dass der wissenschaftliche Nachwuchs an unseren Universitäten solche Ergebnisse liefert. Das spricht für die Leistungsfähigkeit unserer Hochschulen und die Leistungsbereitschaft der Forscherinnen und Forscher.“
Eveline Saal studierte Vor- und Frühgeschichte, Christliche Archäologie/Byzantinische Kunstgeschichte und Vorderasiatische Archäologie in Marburg. 2012 promovierte sie bei Professor Dr. Horst Wolfgang Böhme mit dem Thema „Das merowingerzeitliche Gräberfeld in Rhens, Ldkr. Mayen-Koblenz. Beiträge zur frühmittelalterlichen Chronologie und Siedlungsgeschichte an Mittelrhein und unterer Mosel“. Danach begann sie ein zweijähriges Volontariat am Sachgebiet Mittelalter- und Neuzeitarchäologie bei der hessenARCHÄOLOGIE in Marburg. Saal verfügt über langjährige Berufserfahrung in der Museumsarbeit sowie in der Leitung von archäologischen Ausgrabungen.
Der Eduard-Anthes-Preis ist die höchstdotierte und eine der ältesten Auszeichnungen im Fach Archäologie. Er wird seit 1985 alle zwei Jahre vom "Verein von Altertumsfreunden im Regierungsbezirk Darmstadt e. V." für herausragende wissenschaftliche Arbeiten verliehen, die archäologische Themen aus dem Mittelgebirgsraum behandeln. Das Preisgeld von 7.500 Euro wird zu gleichen Teilen vom Verein, vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie von der hessenArchäologie bereitgestellt. Die Preisträger werden von einer Jury bestimmt, die aus Mitgliedern der drei Institutionen sowie zwei externen Gutachtern besteht. Eveline Saal ist die 15. Preisträgerin.
Der namensgebende Prähistoriker Eduard Anthes (1859-1922) beschäftigte sich intensiv mit der regionalen Vor- und Frühgeschichte und wurde 1909 der erste hauptberufliche ‚Denkmalpfleger für Altertümer‘. Die Preisverleihung ist mit einem Kolloquium verbunden, bei dem Wissenschaftler über neue archäologische Untersuchungen und ihre Ergebnisse im Mittelgebirgsraum berichten.
Weitere Informationen:
https://wissenschaft.hessen.de/kultur/auszeichnungen/eduard-anthes-preis