10.12.2015
„Pionier der relativistischen Quantenchemie“
Marburger Fachbereich Chemie verlieh Hans-Hellmann-Lecture 2015 an Prof. Pekka Pyykkö
„Seine Pionierarbeiten auf dem Gebiet der relativistischen Quantenchemie haben unseren Kenntnisstand wesentlich bereichert.“ So würdigte Prof. Dr. Gernot Frenking vom Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg seinen Kollegen Prof. Pekka Pyykkö von der Universität Helsinki. Die Quantenchemie ist die Anwendung der Quantenmechanik auf chemische Problemstellungen.
Besonders zeichne sich das Werk des finnischen Forschers durch das „fantasievolle Ausloten der möglichen Vielfalt von chemischen Verbindungen“ aus, vor allem unter Berücksichtigung des „Einflusses relativistischer Effekte“, so Frenking in seiner Laudatio. Stellvertretend dafür stehe das sogenannte „Pyykkö-Modell“, ein von 118 auf 172 Elemente erweitertes Periodensystem, das auch relativistische Berechnungen beinhalte.
Pyykkö zeigte sich dankbar und zutiefst geehrt. Wissenschaftlich wird er seinen Deutschland-Aufenthalt auch über die Ehrung hinaus nutzen: Er hält Vorträge an den Universitäten in Gießen und Frankfurt.
Auszeichnung für verdiente Forschende
Die „Hans-Hellmann-Lecture“ verleiht der Marburger Fachbereich Chemie an hochrangige Forscherinnen und Forscher in der Quantenchemie. Benannt ist sie nach einem der Mitbegründer dieses Teilgebiets der Theoretischen Chemie: Hans Adolf Gustav Hellmann (1903-1938).
Bereits in den 1930er Jahren hatte Hellmann quantenchemische Näherungsverfahren untersucht, bei denen sogenannte „Pseudopotentiale“ verwendet werden. Diese Pseudopotentiale zählen heute zu den wichtigsten Hilfsmitteln, um relativistische Effekte zu berücksichtigen.
Im Jahr 2013 erhielt der Quantenchemiker Prof. Klaus Ruedenberg von der Iowa State University erstmalig diese Ehrung an der Philipps-Universität.
Zur Person
Pekka Pyykkö wurde am 12. Oktober 1941 in Hinnerjoki (Westfinnland) geboren. Nach dem Abitur in Turku studierte er von 1959 bis 1967 Physik, Mathematik und Chemie an der Universität Turku. Die Teilnahme an einer Sommerschule in Uppsala über Quantenchemie im Jahr 1965 führte Pyykkö ins damalige Zentrum dieser noch jungen Wissenschaft.
1967 promovierte er in Turku mit einer Arbeit über magnetische Kernresonanz von deuterierten Verbindungen. Die Kombination von Quantenchemie und kernmagnetischen Resonanzphänomenen stand im Zentrum seiner postdoktoralen Arbeiten. Diese führte er an verschiedenen skandinavischen Orten (Aarhus, Göteborg, Helsinki) von 1967 bis 1972 durch. 1984 erfolgte der Ruf zum Professor für Chemie an die Universität Helsinki, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 lehrte.
Pyykkö erhielt zahlreiche Forschungspreise. Darunter den Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung (2002) und die Schrödinger-Medaille der World Association of Theoretical and Computational Chemists (2012). Von 2009 bis 2012 war er Präsident der International Academy of Quantum Molecular Sciences. An der Philipps-Universität Marburg forschte er 1995 als Gastprofessor.
Kontakt
Prof. Dr. Robert Berger
Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg
Theoretische Chemie (AG Berger)
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