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09.03.2015

Edward Lachman erhielt Marburger Kamerapreis 2015

Jury: "Perfekte Brücke zwischen Hollywood und europäischem Autorenfilm"

Gemeinsame Pressemitteilung der Philipps-Universität Marburg und der Universitätsstadt Marburg

Preisträger Edward Lachman bedankte sich in der Alten Aula der Philipps-Universität für die Auszeichnung mit dem Kamerapreis bei (v. l.) Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause, Oberbürgermeister Egon Vaupel und Stadträtin Dr. Kerstin Weinbach. (Foto: Achim Friederich, i. A. der Universitätsstadt Marburg)

„Danke für die Anerkennung meiner Arbeit, mit der ich nun in einer Reihe mit bisherigen Preisträgern wie Robby Müller, Jost Vacano, Raoul Coutard, Renato Berta und Wolfgang Thaler stehe.“ Mit diesen Worten nahm der amerikanische Kameramann Edward Lachman den mit 5000 Euro dotierten Marburger Kamerapreis 2015 entgegen. Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg verliehen den Preis in einem festlichen Akt am Samstagabend (7. März) in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg.

Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause betonte in ihrem Grußwort, dass die Marburger Kameragespräche und die Verleihung des Kamerapreises die kritische Reflexion über unsere von Bildern geprägte Wahrnehmung der Welt vorantreiben. „Das ist kein Luxus im Elfenbeinturm, sondern in der heutigen Zeit eine politische und gesellschaftliche Notwendigkeit.“ Die Veranstaltung integriere Partner aus Universität, Stadt, Kultur, Politik und Institutionen der Filmwirtschaft. „Solche Allianzen benötigen wir, um den Chancen und Gefahren der neuen vernetzten Bilderwelt ein konstruktives Modell zur Seite stellen zu können.“

Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach erklärte, dass Film mehr sei als konsumierbare Massenkultur. Sie betonte, dass es dabei um bild- und kameraästhetische Reflexion in einem offenen Austausch zwischen Konsumenten und Produzenten von Bildern, zwischen Kameraleuten und Medienwissenschaftlern, Kinobetreibern und Studierenden gehe. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der deutsche Filmkritiker und Filmwissenschaftler Daniel Kothenschulte. „Die Filmographie von Edward Lachman ist wie ein Wegweiser zu den visionärsten Regisseuren“, sagte er. Lachman erlaube es seinen Bildern nicht, sich aus der Verantwortung zu stehlen, er dränge sich aber auch nicht auf. Mit seiner Arbeit überschreite er die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm.

Der als Grenzgänger zwischen dem europäischen Autorenfilm und dem US-amerikanischen Hollywood-Kino bezeichnete Edward Lachman wurde für seine national und international herausragende Bildgestaltung sowohl im Dokumentar- als auch im Spielfilm ausgezeichnet. Auch die Fotografie ist ein wichtiger Arbeitsbereich von Lachman. Die Jury begründet ihre Entscheidung damit, dass Lachman „die perfekte Brücke zwischen dem europäischen Film mit seinen Autoren und erkennbaren Handschriften und dem US-amerikanischen Kino mit seiner handwerklichen Präzision und kommerziellen Ansprüchen“ schlage. Lachman hat mit großen deutschen und internationalen Regisseuren wie Volker Schlöndorff (1987 A Gathering Of Old Men),  Steven Soderbergh (2000 Erin Brockovich) und Todd Haynes (2002 Far From Heaven) zusammengearbeitet.  Zwei Vertreter des Neuen Deutschen Films drückten Lachman per Videobotschaft ihre Anerkennung aus, Volker Schlöndorff und Wim Wenders. Letzterer schickte dem Preisträger zum Abschluss seines Grußes ein emotionales „I love you, Eddie!“

Nach Überreichung des Preises durch Oberbürgermeister Egon Vaupel sagte Lachman, Film habe „die Macht, hinter die Bilder zu sehen und Geschichten in einer poetischen Wahrheit auszudrücken“. Keine Kunstform könne die Welt ändern, „aber durch Film können wir hoffentlich etwas über uns erfahren.“ Er sei glücklich, den Preis in Gegenwart seiner neunjährigen Tochter Bella entgegennehmen zu können. Lachman beendete seine kurze Rede auf Deutsch mit einer Anspielung auf Wim Wenders‘ Film „Ein amerikanischer Freund“: „Vielen, vielen Dank, Ihr amerikanischer Freund.“

Die Verleihung fand im Rahmen der 17. Bild-Kunst Kameragespräche statt, die am 6. März mit dem Film „Paradies: Hoffnung“ in den Marburger Filmkunssttheatern eröffnet wurden. Außerdem wurden die Filme „The Virgin Suicides“, „Ken Park“ und „Light Sleeper“ gezeigt. Zwischen den Filmen diskutierten Filmkritiker und Filmwissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz in den sogenannten Werkstattgesprächen an zwei Tagen mit Lachman über seine Arbeiten.

Bis zum 15. März 2015 ist im Rathaus in Marburg eine Ausstellung mit Fotografien von Edward Lachman zu sehen. Die Fotografien sind während der Filmaufmahmen entstanden und zeigen Hollywoodstars wie Cate Blanchett oder Heath Ledger sowie Filmausschnitte. Geöffnet ist die Ausstellung täglich von 11 bis 17 Uhr.

Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg loben den von Prof. Dr. Karl Prümm initiierten und von Prof. Dr. Malte Hagener und Mirjam Klein geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis dieses Jahr zum 15. Mal aus.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter www.marburger-kamerapreis.de .
Die Laudatio des Filmkritikers Daniel Kotheschulte zu Ehren von Ed Lachman finden Sie in voller Länge auf der Website der Frankfurter Rundschau.



(Pressetext: Alexandra Kluesmann)