14.04.2015
Studium Generale im Sommersemester 2015 zum Thema „Reisen ins Gehirn“
Vorlesungsreihe gibt Einblicke in die aktuelle Hirnforschung
Das Studium Generale an der Philipps-Universität Marburg steht im Sommersemester 2015 unter dem Titel „Reisen ins Gehirn“. Die Reihe mit zwölf Vorlesungen wurde von dem Biopsychologen Rainer Schwarting und dem Neurologen Richard Dodel organisiert. Sie haben renommierte Kliniker und Grundlagenforscher als Referenten gewonnen, die aktuelle Themen der Hirnforschung allgemeinverständlich vermitteln. Die Vorträge finden ab dem 29. April immer mittwochs ab 20.15 Uhr im Audimax des Hörsaalgebäudes in der Biegenstraße 14 statt. Im Anschluss an jeden Vortrag besteht die Möglichkeit, den Abend im Gespräch mit den Referenten ausklingen zu lassen.
Ein Highlight in der Reihe ist der erste Marburger Brain Slam, eine Variante des Science Slams, den Dr. Christine Tretow vom Hessischen Landestheater Marburg am 3. Juni moderiert. Beim Brain Slam präsentieren Studierende, Nachwuchswissenschaftler und Professoren in zehnminütigen Vorträgen neurowissenschaftliche Forschungsthemen auf unterhaltsame Weise. Das Publikum entscheidet über den besten Vortrag des Abends.
Eine besondere Form der Wahrnehmung, die Synästhesie, steht im Mittelpunkt des Auftaktvortrags von Lutz Jäncke aus Zürich. Dabei geht es um das Phänomen, dass manche Menschen äußere Reize über mehrere Sinne erleben, beispielsweise hören sie Farben und sehen Töne. Dies entsteht durch eine ungewöhnliche neuronale Vernetzung im Gehirn, durch die mehrere Sinne gleichzeitig aktiviert werden. Berühmte Künstler wie Kandinsky, Goethe oder Beethoven waren Synästhetiker. Die Erforschung dieser Gabe kann dabei helfen, grundlegende Prozesse bei der Informationsverarbeitung im Gehirn zu erklären.
Hirnstimulationen spielen bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen eine zunehmend wichtige Rolle. Jens Volkmann aus Würzburg, einer der Protagonisten in Deutschland für den erfolgreichen Einsatz sogenannter Hirnschrittmacher, berichtet über die Linderung von Parkinson und anderer Bewegungsstörungen mittels elektronischer Stimulation von Nervenzellen. Die Methode gilt auch als aussichtsreich bei der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen wie etwa Angststörungen oder Depressionen.
Das Gehirn ist nie fertig und kann das gesamte Leben über neue neuronale Netzwerke ausbilden. Diese Fähigkeit des Gehirns wird als Neuroplastizität bezeichnet. Christian Elger aus Bonn befasst sich damit, wie das Gehirn den Ausfall von Nervenzellen, beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls, umgeht. Schmerzforscherin Herta Flor aus Mannheim erklärt, wie das Gehirn Schmerz erlernt und auch wieder verlernen kann.
Neuronale Botenstoffe stehen im Mittelpunkt weiterer Vorträge: Thomas Herdegen aus Kiel erklärt, warum bei jeder Suchterkrankung das Glückhormon Dopamin eine Rolle spielt. Carsten Wotjak aus München berichtet, wie körpereigene Cannabinoide – ähnlich wie der Naturstoff aus Hanf – auf die Psyche wirken. Markus Heinrichs aus Freiburg zeigt die Bedeutung des Bindungshormons Oxytocin für das soziale Gehirn des Menschen auf.
Ist das Gehirn von Frauen und Männer gleich? Biopsychologe Onur Günütürk aus Bochum präsentiert Fakten und Mythen zu dieser alten Frage und zeigt, dass es tatsächlich an vielen Stellen Unterschiede gibt.
Zum Abschluss des Studium Generale stellt Christian Büchel aus Hamburg bildgebende Verfahren der Neurowissenschaften vor, mit denen sich nicht nur Hirnstrukturen, sondern auch die Vernetzung von Nervenzellen im Gehirn sichtbar machen lassen.
Informationen zu Terminen, Referenten und Vortragstiteln
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rainer Schwarting, Fachbereich Psychologie, Tel.
06421/28-23639
E-Mail:
schwarti@staff.uni-marburg.de
Prof. Dr. Richard Dodel, Fachbereich Medizin, Tel.
06421/58-66251
E-Mail:
dodel@med.uni-marburg.de