14.08.2015
„Politische Themen bekommen ein Gesicht“
Studierende aus der ganzen Welt begegnen sich bei der Hessischen Internationalen Sommerschule (ISU) in Marburg
Bis zum 15. August 2015 findet an der Philipps-Universität Marburg die 17. Hessische Internationale Sommeruniversität (ISU) statt. Die ISU Marburg ist ein vierwöchiges universitäres Sommerstudienprogramm, in diesem Jahr mit dem Thema „Europe and the Middle East in Transition” (Europa und der Nahe Osten im Wandel). Es bietet Fachseminare auf Deutsch und Englisch, Deutsch-Sprachkurse, Exkursionen und themenbezogene Rahmenveranstaltungen.
In diesem Jahr sind 61 Studierende aus 23 verschiedenen Ländern nach Marburg gekommen, unter anderem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, den USA, Kanada, Israel, Ägypten, Spanien, Polen, dem Sudan und China. Die Studierenden haben die Möglichkeit, sich dem Thema der diesjährigen ISU aus politischer, ökonomischer, kultur- und regionalwissenschaftlicher Perspektive anzunähern.
Cailin Clothier aus den USA schildert ihre Eindrücke: „Das Programm hat einen großen Einfluss, glaube ich. Es gibt den Themen, die wir diskutieren, ein Gesicht. Wenn man weit weg ist von den Geschehnissen im Nahen Osten, ist es leicht, sich eine klare Meinung zu bilden oder sich zu distanzieren. Aber wenn man persönlich mit den Leuten aus der Region spricht, bekommt man ganz neue Perspektiven mit.“ Für die Studentin ist eine der wichtigsten Erfahrungen bei der ISU, „so viele verschiedene Menschen aus der ganzen Welt zu treffen. Das gibt es in anderen Programmen selten.“
Seit 2010 sind die Fragen nach den Beziehungen zwischen Europa und dem Nahen Osten sowie nach Friedensperspektiven und Konfliktbearbeitungsstrategien thematische Schwerpunkte der ISU Marburg. Der Nahe Osten liegt in direkter Nachbarschaft zur Europäischen Union. Über die geographische Nähe hinaus verbindet die Regionen eine lange gemeinsame Geschichte und eine nicht konfliktfreie Gegenwart, politische wie ökonomische Interessen und gegenseitige Abhängigkeiten eingeschlossen.
„Ich hatte einen Kurs zu Palästina und Israel, der mir bewusst gemacht hat, was dort passiert“, sagt Fernando Lugo Castillo aus Mexiko. „Ich konnte mich gut in beide Seiten hineinversetzen, da klar wurde, wie hart es für beide Seiten war und ist. Das Programm sensibilisiert die Studierenden für das Thema. Wir haben Studierende beider Seiten in der ISU, aus Israel und Palästina. Es ist interessant, von ihren persönlichen Erfahrungen zu hören. Ich glaube, dass kann wirklich Veränderungen bewirken.“
Janaya Forth aus Kanada betont, dass das Programm der ISU auch für ihre spätere berufliche Praxis interessant ist: „Ich studiere Soziale Arbeit und werde in Zukunft mit Menschen auf individueller Ebene arbeiten, Konflikte bearbeiten und Mediationen durchführen. Die Kurse der ISU haben nicht nur Hintergrundwissen zu bieten, sondern auch praxisrelevante Methoden und Fragen.“
Seit 2010 wird die Marburger Sommeruniversität vom Centrum für Nah- und Mittelost-Studien (CNMS) und dem Zentrum für Konfliktforschung (ZfK) der Philipps-Universität in akademischer und thematischer Hinsicht ausgerichtet. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Dr. Dr. Leslie Tramontini (CNMS) und Privatdozent Dr. Johannes M. Becker (ZfK). Die Sommeruniversität profitiert somit von den Kompetenzen und den Synergien des ZfK und des CNMS.
Für viele Studierende ist sowohl das Lernen der deutschen Sprache als auch der Standort Marburg ein wichtiger Grund, um an der ISU teilzunehmen. So sind die täglichen DaF (Deutsch als Fremdsprache)-Kurse ein fundamental wichtiger Bestandteil des Sommeruni-Programms.
Neben den Deutschsprachkursen und den Seminaren auf Deutsch und Englisch bietet die ISU den Studierenden auch ein vielfältiges und umfangreiches Rahmenprogramm. Die Wochenendexkursionen nach Frankfurt/Main, Kassel und Straßburg sowie weitere kulturelle Veranstaltungen, Vorträge, Film-Vorführungen und Besuche der Marburger Synagoge und Moschee komplettieren das Programm, das den internationalen Studierenden eine Zeit intensiver sprachlicher und interkultureller Erfahrungen sichert.
Für Sanaa Tannous aus Syrien war der Besuch des Europäischen Parlaments in Straßburg ein Highlight der ISU: „Dort kommen 28 Länder mit 24 verschiedenen Sprachen zusammen und sprechen miteinander. Warum können wir – die arabische Welt – nicht etwas Ähnliches tun? Obwohl die europäischen Länder kulturell und sprachlich sehr divers sind, haben sie eine Basis gefunden, auf der sie miteinander kooperieren.“
Die Hessischen Internationalen Sommeruniversitäten sind ein Gemeinschaftsprojekt der hessischen Universitäten und werden vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.
Weitere Informationen im Internet unter
https://www.uni-marburg.de/isu?language_sync=1
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Kontakt
Lydia Koblofsky, Hessen International Summer Universities (ISU), Dezernat VI Internationale Angelegenheiten und Familienservice
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