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17.09.2015

Mittelhessische Hochschulen erfolgreich beim Landesexzellenzprogramm LOEWE

Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst fördert Forschungsvorhaben mit 22,4 Millionen Euro

LOEWE-Übergabe 2015
Die mittelhessischen Hochschulen waren erfolgreich im Wettbewerb um Landesexzellenzmittel aus dem Forschungsförderprogramm LOEWE. Mit Wissenschaftsstaatssekretär Ingmar Jung (rechts), der die Förderbescheide überreichte, freuen sich UMR-Präsidentin Prof. Katharina Krause, JLU-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee (2. v. li.) und THM-Präsident Prof. Günther Grabatin. Foto: Christian Stein.

Der Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst Ingmar Jung hat am 17. September 2015 bei einer Feierstunde in Marburg Förderbescheide in Höhe von rund 22,4 Millionen Euro aus dem Förderprogramm LOEWE (Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz) überreicht. Sie gehen an die drei mittelhessischen Hochschulen Philipps-Universität Marburg (UMR), Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und Technische Hochschule Mittelhessen (THM) sowie an neun Unternehmen aus der Region Mittelhessen.

Wissenschaftsstaatssekretär Ingmar Jung: „Die exzellente Forschung der hessischen Wissenschaftseinrichtungen, wie der Hochschulen in Gießen und Marburg, sichern die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Dies gilt insbesondere für ein Land wie Hessen, das zu den wirtschaftsstärksten Regionen in Europa zählt. Seit Jahren zählt die Forschungsförderung daher zu den ausgewiesenen Schwerpunkten in der Landespolitik. Deshalb setzt das hessische Wissenschaftsministerium die Erfolgsgeschichte unseres Forschungsförderungsprogramms LOEWE konsequent fort. Seit 2008 hat das Land für herausragende Forschungsvorhaben insgesamt rund 577 Millionen Euro bewilligt. Das gibt es in keinem anderen Bundesland.“

Mit 4,4 Millionen Euro fördert das Land Hessen in der Förderlinie 2 den neuen LOEWE-Schwerpunkt „Medical RNomics – RNA-regulierte Netzwerke bei humanen Erkrankungen“. Hessische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen gemeinsam, welche Rolle Ribonukleinsäuren, kurz RNA, bei der Entstehung von Krankheiten spielen. RNA übertragen und regulieren im menschlichen Körper genetische Informationen. Fehlerhafte RNA-abhängige Prozesse führen oft zu Krankheiten. In dem LOEWE-Schwerpunkt werden solche krankheitsverursachenden Prozesse analysiert, beispielsweise bei Tumor-, Infektions- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die neuen Erkenntnisse sollen für diagnostische Zwecke und neue Therapie-Konzepte angewendet werden. Die Federführung für das Projekt liegt bei der JLU. Partner sind die UMR, die Goethe-Universität Frankfurt und das Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim.

„Der Erfolg bestätigt unsere Strategie, durch die Bündelung der Kompetenzen von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen innovative Forschungsgebiete in Mittelhessen zu etablieren“, sagte die Marburger Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause.

Der seit 2012 mit insgesamt 3,7 Millionen Euro geförderte LOEWE-Schwerpunkt „LingBas – Fundierung linguistischer Basiskategorien“ an der UMR wird noch bis Ende des Jahres 2015 gefördert. Linguistinnen und Linguisten erforschen grundlegende Bausteine, die in allen Sprachen vorkommen. Auf der Grundlage empirisch fundierter Basiskategorien enwickeln sie exakte sprachwissenschaftliche Begriffe und Theorien. Sie nutzen ihre Erkenntnisse auch, um Diagnose und Therapie von Sprachstörungen zu verbessern. Das Forschungsprojekt vereint verschiedene sprachwissenschaftliche Disziplinen: Neuro- und Psycholinguistik, Klinische Linguistik, Spracherwerbsforschung, Regionalsprachenforschung und Sprachhistorie.

Auch der LOEWE-Schwerpunkt „NNCS – Non-neuronale cholinerge Systeme“ startete 2012 und erhielt nun eine Auslauffinanzierung. Die Gesamtförderung des Landes Hessen betrug 4,4 Millionen Euro. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der JLU (federführend) sowie der Goethe-Universität und der UMR (bis 2014) befassen sich mit dem Botenstoff Acetylcholin (ACh), der verschiedene Körperfunktionen reguliert. Er wirkt vor allem an Körperoberflächen wie zum Beispiel Haut und Lunge sowie im Immunsystem. Im LOEWE-Schwerpunkt wird dieses Regulierungssystem entschlüsselt und erforscht, wie Störungen zu Krankheiten wie Neurodermitis, zu Transplantatabstoßungen oder zu einer Sepsis führen können. Die Erkenntnisse sollen für die Weiterentwicklung von Therapien genutzt werden.

Das seit 2014 in der Förderlinie 1 unterstützte LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie und Bioressourcen (ZIB) bekommt einen Forschungsneubau, in dem langfristig eine neue Fraunhofer-Einrichtung angesiedelt werden soll. Das Land Hessen und der Bund tragen jeweils 15 Millionen Euro zu dieser Baumaßnahme bei. Unter der Federführung der JLU forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemeinsam mit Teams der THM und der Fraunhofer-Projektgruppe Bioressourcen des Fraunhofer Instituts für Molekularbiologie und Angewandter Ökologie im ZIB. Sie untersuchen, wie sich Insekten gegen Krankheiten oder Parasiten verteidigen. Die Ergebnisse bilden die Basis, um neue Wirkstoffe für Anwendungen in der Medizin, im nachhaltigen Pflanzenschutz oder der industriellen Biotechnologie zu entwickeln.

JLU-Präsident Prof. Mukherjee betonte: „Wir sind sehr froh darüber, dass es gelungen ist, in Gießen das Forschungsfeld Insektenbiotechnologie so erfolgreich zu erschließen. Es zeigt sich, dass das LOEWE-Programm das Gesicht der Wissenschaftsregion Mittelhessen nachhaltig verändert. Hier werden gemeinsam mit starken Partnern langfristig neue Strukturen geschaffen. Mit dem Fraunhofer-Neubau werden hervorragende Bedingungen für die Ansiedlung einer Fraunhofer-Einrichtung Bioressourcen in Gießen geschaffen.“

Die Beteiligung am ZIB nannte Prof. Dr. Günther Grabatin, Präsident der TH Mittelhessen, einen Beleg dafür, dass an seiner Hochschule Spitzenforschung zuhause ist und die hochschulübergreifende Kooperation ausgezeichnet funktioniert.

Von großer Bedeutung für eine anwendungsorientierte Hochschule wie die THM sei die Förderlinie 3, in der das Land die Forschungszusammenarbeit mit kleinen und mittleren hessischen Unternehmen unterstützt. „Der Ausbau dieser Förderlinie ist wünschenswert. Sie gibt uns die Möglichkeit praxisnaher Forschung in Zusammenarbeit mit Firmen der Region. Viele dieser Unternehmen haben nicht die finanziellen Ressourcen, nennenswert in Forschung und Entwicklung zu investieren. Die Landesmittel bieten ihnen gemeinsam mit der THM die Chance, konkurrenzfähige neue Produkte zu entwickeln“, sagte Grabatin. Die THM ist an fünf von sechs neuen LOEWE-KMU-Vorhaben beteiligt. Bei drei Projekten hat sie die Federführung.

Staatssekretär Ingmar Jung überreichte Förderbescheide für die folgenden LOEWE-KMU-Verbundprojekte:

  • „AddiFeE – Innovation Additive Fertigung metall-lasergesinterter Bauteile für den Maschinen- und Anlagenbau“. Federführung: THM. Partner: KFM Sintertechnik GmbH, Henkel Modellbau GmbH, Sanden International (Europe) Ltd. Laufzeit: 2015-2016. Förderung: 302.000 Euro.

  • „TAR – Thermische Abluftreinigungsanlagen: Effizienzsteigerung von thermischen Abluftreinigungsanlagen durch Nutzung der Abgase für die Verstromung mittels Abgasturbogeneratoren“. Federführung: THM. Partner: UMR, Richarts + Schlitt GbR, WK Wärmetechnische Anlagen, Kessel- und Apparatebau GmbH&Co.KG. Laufzeit: 2015-2017. Förderung: 436.000 Euro.

  • „PION-Dos – Patienten-individuelle in-vivo Online-Dosimetrie in der Strahlentherapie mittels EPID“. Federführung: THM. Partner: UMR, MedCom Gesellschaft für medizinische Bildverarbeitung mbH. Laufzeit: 2015-2017. Förderung: 424.000 Euro.

  • „ADOMIS – Ambient Delivery of Multiple Information and Statistics“. Federführung: Content Software GmbH. Partner: THM. Laufzeit: 2015-2017. Förderung:
    263.000 Euro.

  • „DItA – Dermale Immuntherapie mit Arthropoden-Allergenen“. Federführung: Engelhard Arzneimittel GmbH&Co. KG. Partner: UMR, THM. Laufzeit: 2015-2017. Förderung: 318.000 Euro.

  • „Pilzprotein – Produktentwicklung von fleischähnlichen Produkten aus kokultivierten Pilzproteinen“. Federführung: VAN HEES GmbH. Partner: JLU. Förderung:
    147.000 Euro.


Über das LOEWE-Programm

Die Hessische Landesregierung hat 2008 das Forschungsförderprogramm „LOEWE - Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz“ aufgelegt. Bis 2014 stellte das Land Hessen rund 520 Millionen Euro für elf LOEWE-Zentren (Förderlinie 1), 38 LOEWE-Schwerpunkte (Förderlinie 2) und über 210 LOEWE-KMU-Verbundprojekte (Förderlinie 3) bereit. Für 2015 sind insgesamt rund 84 Millionen Euro eingeplant. Das unbefristete Landesprogramm ist gemäß dem Koalitionsvertrag für die Legislaturperiode 2014-19 ein zentrales Instrument der hessischen Forschungspolitik.

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