08.03.2016
„Evolution“: Das Studium Generale im Sommersemester 2016
Vorlesungsreihe zur aktuellen Forschung in der Evolutionsbiologie an der Philipps-Universität Marburg
Was ist der Ursprung des Lebens? Wie passen sich Pflanzen an ihre Umwelt an und wie funktioniert Evolution? Diesen und weiteren Fragen geht das Studium Generale der Philipps-Universität Marburg und des Marburger Universitätsbundes e.V. im Sommersemester 2016 nach. Titel der Vorlesungsreihe: „Evolution“.
Die öffentlichen Vorlesungen finden vom 20. April an jeweils mittwochs, 20.15 Uhr, im Audimax des Hörsaalgebäudes der Philipps-Universität in der Biegenstraße 14 statt. Im Anschluss besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Organisator der zehnteiligen Vorlesungsreihe ist der Marburger Biologe Prof. Dr. Stefan Rensing. Er hat renommierte Evolutionsforscher aus Deutschland, Dänemark und Belgien gewonnen. Sie werden den aktuellen Forschungsstand allgemeinverständlich vermitteln.
Frage nach dem Ursprung des Lebens
Die erste Vorlesung beschäftigt sich mit dem Ursprung des Lebens. Prof. Dr. William Martin (Universität Düsseldorf) spricht über die Rolle von Hydrothermalquellen für die Entstehung von Leben. Prof. Dr. Diethard Tautz (Max-Planck-Institut für Evolutionstheorie), geht der Frage nach, wie Evolution funktioniert.
Welche Erkenntnisse über die genetische Entwicklung des Menschen in Europa liefern Fossilfunde? Diese Frage diskutiert Martin Sikora (Universität Kopenhagen) in seiner Vorlesung über die sogenannte antike DNA.
Evolution der Pflanzenwelt
Die folgenden drei Vorlesungen beschäftigen sich der Evolution in der Pflanzenwelt. Darunter die C4-Photosynthese, die bei vielen schnell wachsenden Agrarpflanzen vorhanden ist. Darunter Hirse, Mais und Zuckerrohr. Typisch für C4-Pflanzen ist etwa, dass sie mit Wassermangel, hohen Temperaturen und Sonneneinstrahlung gut zurechtkommen.
Wie die Pflanzenwelt genetisch auf die Folgen des globalen Klimawandels reagiert, darüber spricht Prof. Dr. Oliver Bossdorf (Universität Tübingen).
Den einzigen englischsprachigen Vortrag in dieser Reihe hält Yves von de Peer (Universität Gent). Er gehört zu den bedeutendsten europäischen Forschenden für vergleichende Genomforschung bei Pflanzen spricht über die Bedeutung der Genomduplikation für die Evolution. Die Vorläufer der heutigen Blütenpflanzen haben ihr Erbgut mehrfach vervielfältigt. Die meisten Kulturpflanzen darüber hinaus in jüngster Vergangenheit. Das Phänomen ist daher besonders wichtig für die Pflanzenzüchtung.
Wie funktioniert Evolution?
Evolution vollzieht sich nicht immer in kleinen Schritten über Millionen von Jahren, sondern manchmal auch in großen und schnellen Schritten. Prof. Dr. Günter Theissen (Universität Jena) erklärt in seinem Vortrag die Mechanismen, die dazu führen, dass die Evolution „springt“.
Die beiden letzten Vorlesungen halten zwei Marburger Wissenschaftler: Prof. Dr. Uwe Maier veranschaulicht die komplexen Strukturen in den Zellen von Algen und die Mechanismen ihrer Evolution. Zum Abschluss erklärt Prof. Dr. Stefan Rensing den Landgang der Pflanzen. Ohne diesen Prozess gäbe es das Leben auf der Erde in der uns bekannten Form nicht. Pflanzen haben den Lebensraum für Tiere und Menschen vorbereitet. Rensing zeigt auf, was passieren musste, damit sich pflanzliches Leben an Land entwickeln konnte. Außerdem, welche Anpassungen im Verlauf der Evolution notwendig waren.
Das Programm im Überblick:
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20.4.2016: Prof. Dr. William Martin, Universität Düsseldorf:
Am Anfang war es dunkel – Hydrothermalquellen und der Ursprung des Lebens -
27.4.2016: Prof. Dr. Diethard Tautz, Max-Planck-Institut für
Evolutionstheorie Plön:
Gene aus dem Nichts – wie in Zufallssequenzen genetische Informationen entstehen -
11.5.2016: Associate Professor Martin Sikora, Universität
Kopenhagen:
Archäogenetik: Rekonstruktion von 40.000 Jahren Eurasischer Geschichte mittels antiker DNA -
1.6.2016: Prof. Dr. Andreas Weber, Universität Düsseldorf:
Funktion und Evolution der C4-Photosynthese -
8.6.2016: Prof. Dr. Oliver Bossdorf, Universität Tübingen:
Evolution und globaler Wandel -
15.6.2016: Prof. Dr. Yves Van de Peer, Universität Gent:
The importance of gene and genome duplications for plant evolution -
29.6.2016: Prof. Dr. Günter Theißen, Universität Jena:
Saltatorische Evolution – wovon Darwin noch nichts wissen wollte -
06.7.2016: Prof. Dr. Uwe Maier, Philipps-Universität Marburg:
Zellen in Zellen: Zur Evolution komplexer Organismen -
13.7.2016: Prof. Dr. Stefan Rensing, Philipps-Universität
Marburg:
Ein großer Schritt für Alles: Der Landgang der Pflanzen
Information der Präsidentin der Philipps-Universität, Prof. Dr. Katharina Krause, zum Vortrag von Prof. Kutschera: Das Präsidium hat dem Organisator des Studiums Generale im Sommersemester 2016 empfohlen, den Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Kutschera zum Thema „Evolutionstheorien und der kreationistische Grundtypen-Glauben“ (geplant für 13.4.) abzusagen, weil zu befürchten ist, dass der Vortrag nicht der Intention des Studiums Generale gerecht worden wäre, Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in einer für die Öffentlichkeit verständlichen Form zu vermitteln. Insbesondere die Intention des Auftaktvortrags, in das Thema Evolution insgesamt einzuführen, schien dem Präsidium nicht erreichbar, da Herr Kutschera in jüngerer Zeit vor allem wegen seiner sehr polarisierenden Position zur Genderforschung wahrgenommen wird. Es war zu erwarten, dass sein Vortrag dazu führen würde, dass das zentrale Thema des Studiums Generale „Evolution“ in den Hintergrund gerät. Herr Kutschera hatte dem Organisator am 19.3. (nachdem im Senat über den Vortrag diskutiert worden war) auch selbst vorgeschlagen, nicht zum Vortrag anzureisen.
Grundsätzlich versteht sich die Philipps-Universität als ein Raum für freie Forschung und Lehre und für den offenen wissenschaftlichen Diskurs. Dieser verlangt Respekt vor anderen Meinungen und Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft oder Religion. Die Universität Marburg ist sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Sie fördert Vielfalt und Gleichstellung, sie tritt ein für die produktive Zusammenarbeit zwischen den Wissenschaftsdisziplinen und den Dialog mit allen Gruppen der Gesellschaft. Wechselseitige Diffamierungen schaden der Wissenschaft und dem Dialog der Disziplinen über die Fächergrenzen hinweg. Die Universität kann daher nicht akzeptieren, dass bestimmten wissenschaftlichen Disziplinen, wie beispielsweise den Gender Studies, generell die Kompetenz und Legitimität abgesprochen wird.
(1.4.2016)
Kontakt
Prof. Dr. Stefan Rensing
Philipps-Universität Marburg
Fachbereich Biologie
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