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24.05.2016

Inklusiv, interaktiv, hörbar lebendig

Landesweite Eröffnung des Internationalen Museumstages 2016 mit „blick:punkte“-Ausstellung im Marburger Landgrafenschloss

Freuen sich über die Darbietung zur Eröffnung des Internationalen Museumstages in Marburg, an der auch Blinde und Sehbehinderte mitwirkten: (von links) Prof. Dr. Katharina Krause, Präsidentin der Philipps-Universität, Wissenschaftsminister Boris Rhein, Dr. Thomas Wurzel, Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes, Marburg-OB Dr. Thomas Spies und blista-Vorsitzender Claus Duncker. Auch im Bild: Dr. Christoph Otterbeck (3. v. re.), Leiter des Museums für Kunst und Kulturgeschichte. Nicht im Bild: Prof. Dr. Joachim Schachtner, Universitäts-Vizepräsident. Foto: Stadt Marburg | Sabine Preisler

Mit der Ausstellung „blick:punkte“ über das Leben sehbehinderter Menschen und die Geschichte der Blindenstudienanstalt (blista) startete am 22. Mai der Internationale Museumstag in Hessen im Marburger Landgrafenschloss.

Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, eröffnete die Ausstellung. Grußworte sprachen die Präsidentin der Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Katharina Krause, der Oberbürgermeister der Stadt Marburg, Dr. Thomas Spies, sowie Dr. Thomas Wurzel, Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes und der Vorsitzende der Deutsche Blindenstudienanstalt e.V. (blista) Claus Duncker.

Bewährte Zusammenarbeit

Präsidentin Prof. Krause betonte in ihrer Begrüßung im Landgrafenschloss, dass Museen demokratische, für alle zugängliche Einrichtungen seien. Doch die Vermittlung des Kulturguts an Sehbehinderte und Blinde sei eine große Herausforderung. In der Ausstellung „blick:punkte“ sei es hervorragend gelungen, die Geschichte der blista durch Hören, Sehen und Tasten anschaulich darzustellen. Die Universität freue sich, die Ausstellung im Landgrafenschloss beherbergen zu dürfen. In gemeinsamen Projekten des Museums und der Sammlungen sei die Zusammenarbeit mit vielen Partnerinnen und Partnern bewährt und erprobt, wofür ihnen – allen voran der Stadt Marburg und dem Hessischen Museumsverband – sehr herzlich gedankt sei.

Staatsminister Rhein ging in seinem Grußwort unter anderem auf die hessische Museumslandschaft ein: „Der Internationale Museumstag ist ein wunderbarer Anlass, Hessens vielfältige Museumslandschaft zu erkunden. Gerade die gezielte Förderung kleinerer Museen im ländlichen Raum ist der Hessischen Landesregierung ein wichtiges Anliegen. In diesem Jahr unterstützen wir kommunale und private Museen mit insgesamt rund 1.083.000 Euro.“

Bedeutung als hessischer Museumsstandort

Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies hob in seinem Grußwort die Bedeutung des Museumsstandortes Marburg hervor: „Mit der hessenweiten Eröffnung des Internationalen Museumstages bekommt Marburg einen besonderen Platz auf der Karte der hessischen Museumslandschaft, auf dem wir uns sehr wohlfühlen“, so der Oberbürgermeister. Nach einer Erzählung habe die Heilige Elisabeth den Grundstein für eine besondere soziale Sensibilität in der Stadt gelegt. Mit der Ausstellung „blick:punkte“ und der durchaus dramatischen Geschichte der Blindenstudienanstalt werde dieses Narrativ in Marburg auf den Prüfstand gestellt.

Und nicht nur das Thema handele in radikaler Weise von Inklusion, sondern die Ausstellung selbst werde deutschlandweit erstmals auch voll inklusiv umgesetzt. Der Ausstellungsort, das Landgrafenschloss habe jedoch einen hohen Sanierungsbedarf, so Spies, auch in Bezug auf Barrierefreiheit. Eine Herausforderung, der sich die Stadt, gerade in Bezug auf ein Stadtmuseum, und die Universität gemeinsam stellten. „Aber wir wissen auch: Diese Herausforderung ist angesichts dieses besonderen Baudenkmals nicht ohne die Unterstützung des Eigentümers, des Landes Hessen, zu schaffen“, so Marburgs Oberbürgermeister. Er lud Minister Boris Rhein deshalb frei nach Schiller ein, im Bunde der Dritte zu sein.

Inklusiv, interaktiv, hörbar lebendig
Inklusiv, interaktiv, hörbar lebendig: In der Ausstellung „blick:punkte“ können Besucherinnen und Besucher den Alltag von Blinden und Sehbehinderten erfahren. Foto: Philipps-Universität Marburg | Andrea Ruppel
Ansporn für Entwicklung der hessischen Museumslandschaft

Dr. Thomas Wurzel, Vorsitzender des Hessischen Museumsverbandes, betonte, dass sich die Museen heutzutage gut darauf verstünden, ihren Vermittlungsauftrag so zu erfüllen, dass auf individuelle Bedürfnisse eingegangen werden könne. „In Marburg besteht ein großes Potenzial, dass sich ein Museumsstandort besonderer Güte entwickelt“, sagte Wurzel. Insofern passe es gut, den Museumstag für Hessen in Marburg zu eröffnen. „Der heutige Tag ist Ansporn für die Entwicklung der hessischen Museumslandschaft.“

Der Vorsitzende der blista, Claus Duncker, warf die Frage auf: „Warum interessieren wir uns für die Geschichte der blista? Nicht nur, weil sie so eng mit Stadt und Universität verbunden ist, sondern weil die Gründung der blista einen Meilenstein für die berufliche und gesellschaftliche Emanzipation blinder und sehbehinderter Menschen in Deutschland und zum Teil weit darüber hinaus darstellt.“ Die Ausstellung zeige auch, was heute für Sehbehinderte möglich sei und trage dazu bei, ihre Belange in den Blick der Gesellschaft zu rücken.

100 Jahre blista in Marburg

Die Ausstellung „blick:punkte“ wird anlässlich des 100-Jahre-Jubliäums der Blindenstudienanstalt (blista) Marburg gezeigt. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt Marburg sowie blista und entstand in Kooperation mit dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Philipps-Universität und dem Hessischen Museumsverband. Sie widmet sich dem Leben sehbehinderter Menschen auf neue Weise: inklusiv, interaktiv und hörbar lebendig. Mit Exponaten zum Anfassen und Ausprobieren lädt die Ausstellung dazu ein, zu erfahren, welche Möglichkeiten es für ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben Sehbehinderter gibt: darunter für Blinde lesbare Bücher, Farberkennungs-Apps und sprechende Computer.

Zugleich geht es in der Ausstellung um das gesellschaftliche Miteinander von blinden, sehbehinderten und sehenden Menschen. Erzählt wird auch die Entwicklung der blista, die seit ihrer Gründung im Ersten Weltkrieg eng mit der Geschichte der Philipps-Universität sowie der Stadt Marburg verbunden ist.

Die Ausstellung „blick:punkte“ ist bis zum 4. Dezember 2016 im Kleinen Rittersaal des Marburger Landgrafenschlosses zu sehen.

Umfangreiches Programm in den universitären Sammlungen

Einige der vielfältigen universitären Sammlungen und Museen in Marburg präsentierten sich im Rahmen des Internationalen Museumstages den Besucherinnen und Besuchern. Neben dem Museum Anatomicum , der Religionskundlichen Sammlung sowie dem Haus der Romantik gehörte dazu auch die Völkerkundliche Sammlung der Philipps-Universität.

Der Ausstellungsraum der Völkerkundlichen Sammlung befindet sich im Marburger Institut für Vergleichende Kulturforschung, Fachgebiet Kultur- und Sozialanthropologie (ehemalige HNO-Klinik) gegenüber der Elisabethkirche: Deutschhausstraße 3 .

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 9-17 Uhr .

Inklusiv, interaktiv, hörbar lebendig
Münzmagie im Marburger Chemie-Mitmachlabor Chemikum: Ein Chemie-Student stellt mittels einer Fünf-Cent-Münze die Kupferlegierung Messing her. Foto: Philipps-Universität Marburg | Matthias Fejes
Von Mineralien und Kometen

Auch das Mineralogische Museum der Marburger Universität mit seinen rund 2.500 Exponate aus der 225-jährigen Museums-Geschichte empfing die Besucherinnen und Besucher zum Internationalen Museumstag. Unter anderem mit der aktuellen Sonderausstellung „Vulkane und Meteoriten“. Ein weiteres Highlight: der sogenannte Meteorit von Treysa. Der Eisenmeteorit ist der größte, dessen Absturz in Deutschland bisher beobachtet wurde und gehört zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken der Marburger Mineraliensammlung. Sein Absturz jährte sich am 3. April zum 100. Mal .

Das Mineralogische Museum befindet sich auf dem Firmaneiplatz , hinter der Elisabethkirche. Führungen finden nach Vereinbarung für Gruppen aus 12 bis 25 Personen statt. Zum individuellen Eintritt (regulär: 2 Euro, ermäßigt für Jugendliche von 10 bis 16 Jahren, Schülerinnen und Schüler, Studierende und Behinderte: 1 Euro) kommt eine Pauschale über 20 Euro.

Öffnungszeiten:

Mittwoch: 10-13 u. 15-18 Uhr

Donnerstag und Freitag: 10-13 Uhr

Samstag u. Sonntag: 11-15 Uhr


Chemie des Alltags

Das Marburger Chemie-Mitmachlabor „Chemikum Marburg e.V.“ hatte für den Internationalen Museumstag ein spezielles Mini-Programm im Angebot. Anstatt der sonst üblichen Führung von zwei Stunden führten Studierenden der Chemie Besucherinnen- und Besucher-Gruppen in knapp 30 Minuten durch drei Räume mit je unterschiedlichen Experimenten – „um Lust auf mehr zu machen“, erklärte Otto Peters, einer der studentischen Gruppenführer.

Das Chemikum Marburg ist eine MINT-Bildungseinrichtung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit dem Schwerpunkt Chemie.

Das Chemikum Marburg bietet neben seinem Laborbetrieb auch Experimentalvorlesungen, Sonderveranstaltungen, Kindergeburtstage und Workshops für Leistungskurse an. Ebenfalls präsentiert sich der Sonderforschungsbereich „Innere Grenzflächen“ mit Experimenten an den Laborrunden. Ab einer Gruppenstärke von zehn Personen ist eine Anmeldung spätestens drei Werktage im Voraus nötig. Das Chemikum befindet sich auf der Bahnhofstraße 7 .

Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag: 8.30-13 Uhr

Mittwoch und Freitag: 15-17 Uhr

Samstag: 11-13 und 15-17 Uhr

Weitere Informationen:

Chemikum Marburg: http://www.chemikum-marburg.de/

Mineralogisches Museums der Philipps-Universität Marburg: http://www.uni-marburg.de/fb19/partner/minmus/index_html

Völkerkundliche Sammlung der Philipps-Universität Marburg: http://uni-marburg.de/8pkqC

Kontakt

Prof. Dr. Joachim Schachtner
Philipps-Universität Marburg
Vizepräsident für Informations- und Qualitätsmanagement

Tel.: +49 (0)6421 28-26240
E-Mail