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13.06.2016

3500 Gäste entdecken Campus Marburg

Wärmebilder, Rollsiegel, Roboter und dichter Rauch beim Wissenschaftsfest von Stadt und Universität

Das Wissenschaftsfest Campus Marburg hat sich am Freitag (10. Juni) mit spannenden Experimenten, gewitzten Aktionen und interessanten Vorträgen präsentiert. Etwa 3500 Menschen kamen zu dem Veranstaltungsmarathon von Philipps-Universität und Stadt Marburg, die gemeinsam mit 120 Diskussionen, Führungen, Workshops, Präsentationen, Ausstellungen, Experimentalvorträgen, Lesungen, Theater und Shows aufwarteten.

Mit „Wissenschaft zum Greifen nah“ möchte sich die Hochschule auf eine Weise vorstellen, die aus dem normalen Betrieb herausfällt, betonte Uni-Präsidentin Prof. Dr. Katharina Krause bei der Eröffnung. Zugleich solle die große Vielfalt von Fächern und Themen deutlich werden. Wie viel Erstaunliches und Verblüffendes die Universität zu bieten hat, betonte auch Marburgs Stadträtin und Kulturdezernentin Dr. Kerstin Weinbach. Dazu gehöre auch die Entwicklung des Campus Lahnberge, der bei dieser zweiten Auflage des Wissenschaftsfestes mit besonders vielen Attraktionen lockte.

So zeigte das Team des Marburger Chemikums mit seinen Experimenten zum Auftakt, was passiert, wenn ein Sack Reis auf ein Wippbrett fällt, und wie sich ein „Zigarren-Karussell“ dreht. Mit einem Abschleppseil als Pendel und einem mit Helm und großer Plastikbrille gesicherten Wissenschaftler demonstrierten die Chemiker, wie Bewegungs- und Lageenergie funktioniert. Und als spektakulärer Höhepunkt der Show flogen 100 bunte Plastikbälle mit lautem Knall über dichten Rauchschwaden meterhoch in die Luft - Ergebnis der Wandlung von flüssigem Stickstoff in einen gasförmigen Zustand.

Auf der Campusmeile vor dem Neubau der Chemie auf dem Lahnbergen gab es außerdem Straßentheater und Infostände. Geografen fertigten Wärmebilder von Besucherinnen und Besuchern an, während Kinder „Museumspenden-Schweine“ für das Kunstmuseum Marburg bastelten. Beim Schülerlabor des Botanischen Gartens konnten die Gäste eigene Salben mixen und die Frage klären, warum der Nachwuchs selten Brokkoli mag. Wie die Rollsiegel des Alten Orients hergestellt wurden, zeigten Mitarbeiter des Centrums für Nah- und Mitteloststudien im Foyer des Chemie-Neubaus. Die Gäste sägten, bohrten und schliffen Speckstein, um ein eigenes Stempelsiegel mit nach Hause nehmen zu können. Zudem analysierten die Chemiker Schmuck mit Röntgenfluoreszens und Zigarettenrauch mit einem Gas-Chromatographen.

Wie spannend Mathematik und Informatik sein kann, zeigte sich im Mehrzweckgebäude Hans-Meerwein-Straße: Kinder und Erwachsene steckten kleine Roboter zusammen, die dann – etwa als „Spurensucher“ – einer Linie folgten oder eine Kugel in Gang setzten. Im „Greenscreen-Studio“ wurden aus normalen Besuchern Fernsehmoderatoren, Nachrichtensprecher oder Wetteransager. In einer großen Lichtkugel wurden Gäste platziert, von denen hochgenaue 3D-Rekonstruktionen ihres Gesichts am PC gefertigt wurden. Dazu gab es Führungen durch die mathematische Modellsammlung, über den Campus, durch den Neubau und in der Mensa. Im benachbarten Fachbereich Medizin ging es um Psychosomatik, Rückenschmerzen, unnötige Medikamente und Schauspielpatienten im Medizinstudium. Am Beispiel von Schilddrüsen- und Bauchspeicheloperationen zeigten die Ärzte, wie sie mit Hilfe eines vierarmigen OP-Roboters operieren.

Im Lahntal, also in der Innenstadt, präsentierten sich gegen Abend dann vor allem die Geisteswissenschaftler: Die Besucher des Sprachenzentrums probierten amerikanische Sportarten sowie Chinesisch und Italienisch aus. Der Debattierclub bot eine Showdebatte. Das Zentrum für Lehrerbildung hatte ein großes Uni-Quiz vorbereitet. Im Kunstmuseum lockten Fotoaktionen und ein Lutherkoffer. Der Umgang mit Flucht stand im Mittelpunkt einer Diskussion des Zentrums für Konfliktforschung. Um das Erkennen und Verstehen von Dialekten ging es im Deutschen Sprachatlas. Mit einem heiteren Mitmachexperiment zeigten Wirtschaftswissenschaftler, wie das Tor des Monats funktioniert. Lektorin Songül Rolffs erklärte, warum es so viele Ös und Üs im Türkischen gibt. Juristin Ronja Seggelke erläuterte, wie die Marburger Prozessbeobachtung bei Internationalen Völkermordprozessen funktioniert. Dazu gab es eine Mathematische Stadtführung, eine Fotoshow zur neuen Universitätsbibliothek, ein Märchenquiz für Erwachsene, Theater-Workshops, Konzerte, Lesungen sowie eine Ausstellung zu Buchmalerei im Mittelalter. Auf Einladung der Stadt unterhielten die campus-Marburg-Gäste zudem Lesungen im Lomonossow-Keller. Neben dem Vortrag „Was uns die Literatur (nicht) lehrt – Tausend Texte zum Thema Toleranz“ vom Fachbereich Germanistik und Kunstwissenschaften folgten die Gäste der Lesung von Senthuran Varatharajah aus „Vor der Zunahme der Zeichen“.

Ein Höhepunkt der Physiker waren die Führungen auf die Gerling-Sternwarte, wo Interessierte das Teleskop nicht nur auf den Himmel, sondern auch auf den 3771 Meter entfernten, eigens beleuchteten Meridianstein richten konnten. Zudem lockte die Lasershow des Fachbereichs Physik, bei der bunte Strahlen, Muster und Kreise „gezeichnet“ wurden.

Zu den umlagerten Publikumsmagneten zählten zweifelsfrei die Veranstaltungen in und vor dem städtischen Erwin-Piscator-Haus: Beim Breakdance-Wettbewerb zeigten waghalsige Kinder, Jugendliche und junge Leute erstaunliche Körperbeherrschung und athletisches Können. Ein literaturkritisches Quartett ahmte seine legendären Vorbilder einschließlich des strengen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki eindrucksvoll nach. Nach der Kabarettshow der „Jungen Wilden“ zog der Wettstreit der besten Poetry Slamer Deutschlands Hunderte von Besuchern in den großen Saal, wo Lars Ruppel moderierte. Sieger wurde der älteste der Meister-Slammer - Volker Strübing setzte sich im Stechen gegen Pierre Jarawan beim Publikum durch. (Text: Gesa Coordes)

(Gemeinsame Pressemitteilung der Universitätsstadt Marburg und der Philipps-Universität)

Campus Marburg wurde unterstützt von "Hessen schafft Wissen", der Von-Behring-Röntgen-Stiftung und von der Sparkasse Marburg-Biedenkopf.

Kontakt

Prof. Dr. Joachim Schachtner, Vizepräsident Informations- und Qualitätsmanagement
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