23.06.2016
Einander schätzen - im Team versorgen
Robert Bosch Stiftung fördert neues Lehrprojekt zur Zusammenarbeit der Berufsgruppen in Therapie und Pflege
Für ein gemeinsames Lehrprojekt von Physiotherapeuten, Logopäden, Ergotherapeuten, Pflegeschülern und Medizinstudierenden hat das Team des Dr. Reinfried Pohl-Zentrums für medizinische Lehre (RPZ) der Philipps-Universität Marburg eine finanzielle Unterstützung bei der Robert Bosch Stiftung eingeworben. Kooperationspartner sind die Therapie- und Pflegeschulen des Universitätsklinikums Gießen-Marburg (UKGM) und die Hephata Ergotherapie Schule Fokus in Cölbe.
Hintergrund des Projekts "Einander schätzen - im Team versorgen: Interprofessionelle Pflege- und Therapieplanung" ist, dass Medizinstudierende über die Begegnungen auf den klinischen Stationen oder in Praxen hinaus kaum Berührungspunkte mit anderen therapeutischen Berufen und der Pflege haben. Das Wissen über den Beitrag der anderen Berufsgruppen in der Krankenversorgung ist leider oft von Unverständnis geprägt. Unkenntnis über die Berufsbilder und Entscheidungsgrundlagen, Behandlungsansätze und spezifische Untersuchungs- und Behandlungsmethoden sowie bestehende Vorurteile erschwert eine optimale Kooperation. Es entstehen oft keine gemeinsam formulierten Ziele für Patienten oder interdisziplinäre Therapie- und Pflegeplanungen.
„Unser Lehrprojekt wird ein e-learning-Modul für alle beteiligten Auszubildenden und Studierenden enthalten, in dem sowohl die Ressentiments, die zweifelsohne existieren, angesprochen werden, als auch die spezifischen Perspektiven und Fähigkeiten aller beteiligten Professionen“, erklärt Tina Stibane, Leiterin des RPZ. Es sollen in gemischten Gruppen aus angehenden Medizinern, Therapeuten und Pflegekräften anhand von ausgewählten Patienten, die durch Laienschauspieler dargestellt werden, gemeinsame Pflege- und Behandlungspläne entwickelt werden.
Andrea Schönbauer, die Verantwortliche für den Einsatz von Schauspielpatienten in der Lehre des Fachbereichs Medizin, ist sich sicher, dass die gemeinsame Befundaufnahme verschiedener Berufsgruppen auch eine Herausforderung darstellen wird. „Wir alle müssen umdenken, wenn es darum geht, nicht nur eine einzige Perspektive, nämlich die ärztliche, einzunehmen. Nun werden unsere Schauspieler vermehrt auch ganz persönliche Motivationen und Einstellungen spielen müssen.“
„Wir erhoffen uns ein wachsendes gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Tätigkeitsbereiche und spezifische Kompetenzen“, erläutert Holger Hoffmann, Physiotherapeut im Zentrum für medizinische Lehre. „Sie sind die Grundlage für einen respektvollen und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Umgang zum Wohle einer verbesserten Patientenversorgung.“
Fast 65.000 Euro aus Stiftungsmitteln stehen in den nächsten zwei Jahren zur Verfügung, um das Projekt umzusetzen, das bei Erfolg ganz regulär in Studium und Ausbildung übernommen werden soll. Alle Beteiligten kamen am 22. Juni im Dr. Reinfried Pohl-Zentrum für medizinische Lehre auf den Lahnbergen zusammen, um das Projekt vorzustellen und seinen Start zu feiern.
Kontakt
Andrea Schönbauer, Referentin im Studiendekanat des Fachbereichs Medizin, Stellvertretende Leiterin des Dr. Reinfried Pohl-Zentrum für Medizinische Lehre (RPZ)
Conradistraße 9, 35043 Marburg
Tel.:
06421 28-25051
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