26.09.2017 Bettenhaus: Stadt fördert Sanierung des Wohnheims
Oberbürgermeister Spies und Bürgermeister Kahle übergaben 150.000-Euro-Bescheid an die Philipps-Universität
Das selbstverwaltete Studierendenwohnheim Bettenhaus in der Emil-Mannkopff-Straße wird in mehreren Schritten saniert. Die Universitätsstadt Marburg fördert die energetischen Sanierungsmaßnahmen 2017 und 2018 mit insgesamt 300.000 Euro. Den ersten Förderbescheid haben Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Bürgermeister Dr. Franz Kahle nun übergeben.
Das Bettenhaus ist ein Wohnheim für Studierende, das 1985 aus der Besetzung eines leerstehenden Klinikgebäudes im Marburger Nordviertel entstand. Später schloss das Land Hessen mit dem von den Bewohnerinnen und Bewohnern gegründeten Trägerverein einen Nutzungsvertrag. Seitdem ist das Bettenhaus ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim. Seit der Schließung des Collegium Gentium in der Gutenbergstraße ist das Bettenhaus das einzige vollständig selbstverwaltete Wohnheim in Marburg.
Nach Diskussionen um die Sanierung der Immobilie haben Stadt, Universität und Trägerverein nun eine Sanierung in mehreren Schritten vorgesehen. Die Stadt hat angekündigt, sich in 2017 mit 150.000 Euro und in 2018 erneut mit 150.000 Euro an den nächsten Sanierungsschritten zu beteiligen.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit dem Zuschuss seitens der Stadt endlich die notwendige umfassende Sanierung anstoßen können“, so Oberbürgermeister Spies und Bürgermeister Kahle bei der Übergabe des Förderbescheids für die erste Tranche in Höhe von 150.000 Euro. Denn: „Das Bettenhaus ist aus der Universitätsstadt Marburg nicht mehr wegzudenken“, sagte Spies. Es gehöre als Teil der alternativen selbstverwalteten Strukturen und der Tradition der streitbaren Auseinandersetzung in Marburg genauso zur Stadt wie die Elisabethkirche und das Schloss. „Marburg existiert in der Tradition des Disputs um Weltanschauungen“, so Spies mit Verweis auf die Marburger Religionsgespräche, das Lutherjahr und das Reformationsjubiläum. Deshalb der Zuschuss zur fälligen Sanierung, „damit das Bettenhaus als Projekt, in dem Zukunft vorgedacht wird, weiterbesteht“, sagte das Stadtoberhaupt. Und: „An der ,freundlichen Zuneigung‘ der Stadt für das Bettenhaus wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, versicherte Oberbürgermeister Spies den Vertreterinnen und Vertretern des Trägervereins und der Philipps-Universität.
An die Zeit der Gründung des studentischen Wohnheims erinnerte Bürgermeister Kahle, der damals selbst mit dabei war, wie er berichtete. Für die Stadt sei immer wichtig gewesen, dass die Räume auch trotz des Sanierungsbedarfs für das selbstverwaltete Wohnprojekt erhalten bleiben. Dass nun „Schritt für Schritt im laufenden Betrieb“ ohne Räumung des Gebäudes saniert wird, begrüßte der Bürgermeister. Los geht es mit dem Einbau neuer Fenster. „Das ist ein guter Start“, so Kahle, „damit man künftig nicht nur der Gemeinschaft wegen, sondern auch aus energetischen Gesichtspunkten hier gut leben kann“.
Die Universitätsstadt Marburg hat sich das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen im Bereich Strom und Wärme bis zum Jahr 2030 um ca. 50 Prozent gegenüber 2009 zu reduzieren. Dafür ist die energetische Sanierung der älteren Gebäudebestände in der Stadt erforderlich.
Den Förderbescheid für die Arbeiten am Bettenhaus nahm Maja Turba, Leiterin der Abteilung Bauwesen und Sicherheitstechnik der Philipps-Universität, entgegen. „Wir freuen uns, dass die Stadt Wort gehalten hat“, sagte Turba. Auch wenn die große Lösung – eine Komplettsanierung der Immobilie für „3,5 Millionen Euro aufwärts“, nicht zu stemmen gewesen sei, könne es jetzt konkret mit der schrittweisen Sanierung losgehen. „Die ersten Aufträge sind schon geschlossen“, so Turba. So werden nun die Fenster im gesamten Gebäude ausgetauscht und neue Brandschutztüren eingesetzt. „Die nächsten Schritte werden danach festgelegt“, so Turba.
Für den Vorstand des Trägervereins dankte Clizia Conti Spies und Kahle sowie Turba und Thomas Boland von der Universität. „Wir sind seit über 30 Jahren ein selbstverwaltetes internationales Wohnprojekt, das bezahlbaren Wohnraum für rund 60 Studierende zu Verfügung stellt“, sagte Conti vor dem Bettenhaus. Nicht nur das – das Bettenhaus sei ein unverzichtbarer Ort in Marburg, in dem sich Menschen aus unterschiedlichen Ländern und sozialen Kontexten kennen lernten und alternatives Zusammenleben organisierten – „basisdemokratisch und diskriminierungssensibel“, so Conti. Außerdem biete das Haus Raum für weitere Projekte und Initiativen, unter anderem bereits seit 20 Jahren der Kindergruppe des Eltern-Kind-Vereins.