07.05.2018 Austausch zu Spitzenforschung in Marburg

Viertes Treffen des Deutschen Forschungsnetzes für psychische Erkrankungen

Gruppenfoto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Foto: Manuela Windholz
Psychische Störungen verursachen großes Leid für die Betroffenen. Die Arbeit der Mitglieder des Forschungsnetzes trägt dazu bei, durch neue Therapien und Versorgungsansätze die Lebensqualität und Teilhabe von psychisch kranken Menschen zu verbessern.

Vertreterinnen und Vertreter von mehr als 45 universitären und außeruniversitären Institutionen aus ganz Deutschland tauschten sich Ende April beim vierten Treffen des Deutschen Forschungsnetzes für psychische Erkrankungen in Marburg über den aktuellen Stand ihrer Forschungsprojekte aus.

Psychische Störungen gehören zu den großen medizinischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, treten in allen Lebensabschnitten auf und gehören zu den wichtigsten Volkskrankheiten. In Deutschland leiden etwa 28 Prozent der Bevölkerung unter psychischen Störungen. Psychische Störungen verursachen großes Leid für die Betroffenen, ihr soziales Umfeld und sind aufgrund verringerter Arbeitsproduktivität, Arbeitsausfall und Frühberentung mit der quantitativ größten Krankheitslast aller Krankheitsgruppen verbunden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit 2015 das Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen, um über Grundlagen- und translationale klinische Forschung bessere Behandlungs- und Versorgungsstrategien zu entwickeln.

„Die Teilnehmer blicken hoffnungsvoll in die Zukunft, dass die neue Bundesregierung zeitnah eine positive Entscheidung über die weitere Perspektive dieses vernetzten, integrierten und translationalen Forschungsnetzes treffen wird“, sagten die beiden derzeitigen Verbundsprecher Prof. Dr. Inge Kamp-Becker von der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Marburg und Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim bei der Eröffnung des Treffens im Marburger Sprachatlas. Die Koordinatoren der neun Verbünde präsentierten die innovativen und höchst ambitionierten sowie mit großem Aufwand vernetzten und integrierten translationalen Forschungsprojekte. Das aus einer kompetitiven Ausschreibung hervorgegangene „Forschungsnetz zu psychischen Erkrankungen“ ist ein bundesweiter Zusammenschluss von neun Themenverbünden, mit bis zu zehn Partnerinstitutionen psychiatrischer, kinder- und jugendpsychiatrischer und klinisch-psychologischer überwiegend universitärer Forschungseinrichtungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Zusätzlich wird in drei verbundübergreifenden Querschnittsprojekten nach gemeinsamen Ursachen der Krankheitsentwicklung und neuen Möglichkeiten der Diagnostik für Angststörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörungen (ADHS), Autismus, bipolare Störungen, Depressionen, Schizophrenie und Suchterkrankungen gesucht. Das Spektrum der untersuchten therapeutischen Ansätze reicht von innovativen pharmakologischen und psychotherapeutischen Therapien bis hin zu den neuen Gehirnstimulationsverfahren.

Bei dem Treffen wurde deutlich, wie sehr die Arbeit des Forschungsnetzes dazu beitragen kann, durch neue Therapien und Versorgungsansätze die Lebensqualität und Teilhabe von psychisch kranken Menschen in allen Altersbereichen deutlich zu verbessern und dadurch die Finanzierbarkeit des Gesundheits‐ und Rentensystems zu sichern und die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands nachhaltig zu stärken.

Darüber hinaus wurde das weitere Ziel des Forschungsnetzes, diese einmalige Ressource für den gesamten Verbund und langfristig nutzbar zu machen, hervorgehoben. Diesem Zwecke dienen drei Querschnittsprojekte: Kernphänotypisierung über alle Diagnosen hinweg durch das Querschnittsprojekt PD-CAN (Phenotypic, Diagnostic and Clinical Domain Assessment Network Germany), diagnosenübergreifende Bildgebung durch PING (Psychiatric Imaging Network Germany) sowie umfassendes Biobanking durch NetBi-omics (Vernetztes Biobanking für „omics“-Projekte). Auch die Fortschritte in diesen drei Querschnittsprojekten wurden präsentiert und diskutiert.

Neben den 82 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus den Forschungsverbünden nahmen auch drei wissenschaftliche Mitarbeiter vom Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie die für das Forschungsnetz zuständige Referentin im BMBF teil.

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