16.10.2018 Neue Bühne für die Kunst

Kunstmuseum der Philipps-Universität Marburg wurde feierlich wieder eröffnet

Foto: Markus Farnung
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Die Philipps-Universität Marburg lässt Kunstschätze in neuer Umgebung erstrahlen. Nach mehrjähriger Sanierung wurde das Kunstmuseum der Universität am Dienstag, 16. Oktober 2018, wieder eröffnet. Zur Eröffnung kamen Wissenschaftsminister Boris Rhein und Finanzminister Dr. Thomas Schäfer nach Marburg.

„Heute macht die Philipps-Universität der Universitätsstadt Marburg und ihren Gästen, vor allem aber sich selbst ein großes Geschenk: ein Kunstmuseum mit herausragenden Werken in historischen und zugleich modernen Räumen. Dass dies möglich wurde, ist der Begeisterung und dem finanziellen Engagement vieler Freundinnen und Freunde des Museums und der Universität zu verdanken“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Ihnen gebührt unser aller sehr herzlicher Dank! Besonders freue ich mich über die erstmals vollständige Präsentation der bedeutenden Sammlung Hilde Eitel, die Kunst der internationalen Avantgarde nach 1945 für das Marburger Publikum zugänglich macht.“

Der Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst, Boris Rhein, unterstützte die Spendenkampagne für das Museum als Schirmherr: „Ich freue mich sehr, dass dieses so bedeutende Gebäude rechtzeitig vor der 500-Jahrfeier der Universität wieder eröffnet werden kann. Mit dem Hochschulbauprogramm HEUREKA hat das Land Hessen gerne einen Beitrag zur Außensanierung geleistet, um das historische Gebäude zu erhalten. Damit die Kunst künftig auch in einem angemessenen und zeitgemäßen Rahmen präsentiert werden kann, hat sich die Universität Marburg mit Unterstützung von zahlreichen Spendern der Innensanierung angenommen. Mein Dank gilt daher auch allen Spendern, die dies ermöglicht haben. Die Kampagne ‚Kunst braucht Raum – Mehr Museum für Marburg‘ habe ich gerne als Schirmherr unterstützt. Denn Kunst und Kultur geht uns alle an.“

Hessens Finanzminister Dr. Thomas Schäfer freut sich über die Wiedereröffnung des Museums: „Das Kunstgebäude nimmt in der Architekturgeschichte der Weimarer Zeit einen herausragenden Platz ein. Viele Kräfte haben daran mitgewirkt, dass dieses Marburger Juwel nun in neuem Glanz erstrahlen kann: Neben den Mitteln des Landes in Höhe von rund 10,8 Millionen Euro haben zahlreiche Bürgerinnen und Bürger großzügig für das Bauvorhaben gespendet. Vielen Dank dafür! Nur folgerichtig finde ich, dass sich das Museum nun neben seiner Funktion für Lehre und Forschung auch für die Allgemeinheit öffnet. Ich bin gespannt darauf, wie dies den Dialog über Kunst und Wissenschaft anregen wird.“

Architektur und Sanierung

Die Erneuerung erfolgte in zwei Schritten. In einem ersten Schritt wurde 2013 bis 2015 das gesamte Kunstgebäude außen mit Mitteln des Landes Hessen denkmalgerecht saniert. Das 1927 zum 400. Jubiläum der Universität eingeweihte Gebäude zählt zu den bedeutenden Bildungsbauten der Weimarer Republik und spielt in der Marburger Architekturgeschichte eine herausragende Rolle. Der so genannte „Marburger Zackenstil“ gibt dem Gebäude seine charakteristische Erscheinung, bei der Elemente des Neoklassizismus mit Bauornamentik im Stil des Art Déco verbunden wurden. Auch die Ausstattung wurde 1927 stimmig gestaltet, mit vielen Details – von den Fenstergittern bis zum Mobiliar.

In einem zweiten Schritt erfolgte ab 2016 die Innensanierung des Kunstmuseums. Ein großer Teil der Baukosten in Höhe von 3,9 Millionen Euro wurde aus Spenden finanziert. In der universitären Spendenkampagne „Kunst braucht Raum“ kamen knapp 1,3 Millionen Euro zusammen. Auch dies eine schöne Tradition, finanzierten doch bereits 1927 Marburger Bürgerinnen und Bürger einen großen Teil der Baukosten mit ihren Spenden.

Bei der Sanierung wurden alte Rundgänge wieder hergestellt und neue Durchblicke geschaffen. So wurden im Foyer die Fenster zum Innenhof wieder mit klarem Glas versehen, wodurch das Museum transparenter wirkt und der Raum mehr Tiefe bekommt.

Das Kunstmuseum hat im Zuge der Sanierung wichtige neue Elemente erhalten. Unter anderem mit Hilfe einer großzügigen Spende der Stadt Marburg wurde das Gebäude durch Einbau eines Aufzugs und einer Rampe barrierefrei zugänglich gemacht. Ein Raum für museumspädagogische Aktivitäten sowie ein Projektbereich öffnen das Museum zudem für neue Zielgruppen und Nutzungsmöglichkeiten.

Bei der technischen Sanierung wurde neben der neuen Aufzuganlage eine neue Heizung eingebaut, das Haus erhielt ein modernes Beleuchtungssystem, eine neue Lüftungsanlage sowie neue sanitäre Einrichtungen.

Alle Oberflächen im Museum sowie sämtliche innenarchitektonischen Elemente der 1920er Jahre wurden denkmalgerecht aufgearbeitet. Der expressionistische Zackenstil findet sich in der Stuckatur der Treppenhäuser ebenso wie in den Messingleuchten im Stil des Art Déco, den Türgriffen und Fenstergittern wieder.

Neues Konzept

Museumsdirektor Dr. Christoph Otterbeck verknüpft bei seiner Hängung zur Wiedereröffnung eine Reflektion der Geschichte des Hauses mit einer Horizonterweiterung, die durch eine neu hinzugekommene Sammlung möglich geworden ist: „Es ist eine große Freude, im Marburger Museum nun Werke der modernen Kunst in großer Vielfalt zeigen zu können. Die Sammlung Hilde Eitel ergänzt in hervorragender Weise die bisherigen Bestände. Die Eröffnungsausstellung konzentriert sich auf die Entwicklungen der Kunst nach 1945 und zeigt daneben insbesondere Werke der 1920er Jahre als Fundament der Museumssammlung.“

Präsentiert wird die Sammlung nun in Themenräumen oder auch in anregenden dialogischen Hängungen, die dem Publikum neue Fragen und Antworten ermöglichen. Gesprächsorientierte Formate des Museumsprogramms runden dieses dialogische Konzept ab – wie zum Beispiel der „Bilder-Dialog“ zwischen ausgewählten Gästen und Publikum. Zum ungezwungenen, spontanen Zugang regen Kurzformate wie die „Kunstpause“ an, die jeweils mittwochs von 14 bis 14:30 Uhr pointierte Impulse vor ausgewählten Kunstwerken gibt.

Die Sammlung Hilde Eitel

Mit der Sammlung Eitel präsentiert das Kunstmuseum Marburg ein breites Panorama wichtiger Tendenzen moderner Kunst der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für Hilde Eitel (1915-2010), die an der Kunstgewerbeschule in München Textil- und Tapetenentwurf studiert hatte, waren zeitgenössische Kunst und Design selbstverständlicher Teil ihres privaten und beruflichen Lebens.

Hilde Eitel stieg 1960 in das elterliche Familienunternehmen, die Marburger Tapetenfabrik, mit ein. Bereits ab den 1950er Jahren kaufte sie Kunst, vor allem Druckgrafik, aber auch einige Gemälde und kleine Plastiken. Bei der späteren Ordnung und Fokussierung ihrer Sammlung auf den Schwerpunkt Abstrakte Malerei nach 1945 stand ihr der Kunsthistoriker und Sammler Ludwig Rinn zur Seite. Hilde Eitel vermachte ihre Sammlung dem Universitätsbund der Philipps-Universität, damit sie der Allgemeinheit zugänglich gemacht werde. Die Sammlung Hilde Eitel wird nun erstmals vollständig im ersten Obergeschoss des Kunstmuseums gezeigt

Museumspädagogik und neue Zielgruppen

Die Entwicklung von innovativen museumspädagogischen Angeboten der Bildung und Vermittlung wird durch einen eigens ausgestatteten Raum im Museum und durch die Besetzung einer Projektstelle ermöglicht, zu deren Finanzierung die Universitätsstadt Marburg, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und die Sparkasse Marburg-Biedenkopf in entscheidender Weise beitragen Der neue Projektbereich im Museum soll ebenfalls dazu beitragen, neue Zielgruppen anzusprechen.

Würdigung der Spenderinnen und Spender

Die mehr als 800 Spenderinnen und Spender der Aktion „Kunst braucht Raum“ finden ihre Namen auf einer Wand im Besucherbereich neben dem neu gestalteten Foyer des Museums. Zur Würdigung der Unterstützerinnen und Unterstützer der Online-Spendenaktion „Faceroom“ wurde die temporäre Rauminstallation „3P KunstRaum“ geschaffen, die bis Februar 2019 im Projektbereich des Museums zu sehen ist.

Museum feiert Eröffnung mit großem Fest am Wochenende

Das Kunstmuseum feiert die Wiedereröffnung mit einem großen Fest am Sonntag, 21. Oktober, von 11-18 Uhr. Themenführungen, Musik und museumspädagogische Angebote stehen auf dem Programm – und natürlich können alle Besucherinnen und Besucher das Museum an diesem Tag selbst erkunden, bekannte Kunstwerke neu betrachten und Neues entdecken. Der Eintritt ist frei.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Museums.

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