04.02.2019 Ehrung für Marburger iGEM-Team
Initiative Biotechnologie und Nanotechnologie würdigt Studierende der Philipps-Universität
Im Oktober 2018 gewannen 19 Studierende der Philipps-Universität Marburg den internationalen iGEM-Wettbewerb auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie in Boston (USA). Mit ihrem Projekt „Vibrigens – Accelerating Synbio“ entwickelten sie ein neues Werkzeug der Molekularbiologie und der synthetischen Biologie, das die Durchführung von Forschungsarbeiten mehr als doppelt so schnell möglich macht wie bisher. Die Initiative Biotechnologie und Nanotechnologie würdigte diese herausragende Leistung nun mit einer Ehrung.
„Wir sind stolz darauf, dass Sie die Universitätsstadt Marburg in Boston so außerordentlich gut vertreten haben. Sie haben sich mit Ihren Arbeiten gegen 350 Mitbewerberinnen und Mitbewerber aus der ganzen Welt durchgesetzt – und Sie haben gezeigt, welche Innovationskraft es in Marburg gibt“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies in seiner Laudation bei der Ehrung des „SYNMIKRO-iGEM-Team Marburg 2018“ durch die Initiative für Bio- und Nanotechnologie e.V. (IBiNa). „Sie haben mit dem Gewinn des Wettbewerbs die hervorragende Qualität des Forschungs- und Innovationsstandorts Marburg in der ganzen Welt erneut herausgestellt.“
Das „SYNMIKRO-iGEM-Team Marburg 2018“ hat mit seinen Forschungen zum Bodenbakterium „Vibrio natriegens“ aber nicht nur den Wettbewerb gewonnen, sondern auch Ergebnisse geliefert, die erhebliche Anwendungschancen sowohl für eine effizientere wissenschaftliche Arbeit als auch in der industriellen Forschung versprechen. „Wir wollen Menschen auf dem Weg von der Grundlagenforschung zum fertigen Produkt gerne fördern“, betonte Spies. Daher überreichte er dem Team einen Scheck der IBiNa. Die seit 2007 bestehende Initiative für Bio- und Nanotechnologie e.V. (IBiNa) hat es sich unter anderem zum Ziel gesetzt, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Bio- und Nanotechnologie zu fördern und für ihre hervorragenden Arbeiten auszuzeichnen. Daher hat die IBiNa – unter Vorsitz von OB Spies und dessen Stellvertreter Prof. Dr. Norbert Hampp – entscheiden, dem jungen Forscher-Team eine besondere Ehrung zuteil kommen zu lassen.
Die „international Genetically Engineered Machine (iGEM) competition“ ist ein internationaler Wettbewerb für Studierende auf dem Gebiet der Synthetischen Biologie. Er wird von der gleichnamigen Stiftung ausgerichtet. Diese verfolgt das Ziel, den neuen Forschungszweig der Synthetischen Biologie in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und Studierende zu eigenständigem Forschen anzuregen. Forscherinnen und Forscher der Synthetischen Biologie bauen Organismen, die es so in der Natur noch nicht gibt. Für ihre Arbeit brauchen sie Zellen, die sich schnell vermehren.
Das Team der Philipps-Universität Marburg hat ein Bakterium ins Visier genommen, das sehr viel weniger Zeit benötigt als bisher in der Forschung verwendete Bakterien: „Vibrio natriegens“. Der Einzeller stammt aus Salzsümpfen und braucht nur sieben Minuten, um sich zu teilen. „Die enorme Verdopplungszeit erlaubt es, Forschungsarbeiten mehr als doppelt so schnell durchzuführen wie bisher. Dies könnte zu einem Quantensprung in der molekularbiologischen, biotechnologischen und biomedizinischen Forschung führen“, sagt Prof. Dr. Gert Bange vom LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO) der Philipps-Universität, der die Studierenden gemeinsam mit Dr. Georg Fritz bei ihrem Projekt unterstützte.
Bei der Bewertung im Wettbewerb spielt aber nicht nur die Forschung eine Rolle – die Studierenden sind auch angehalten, ihr Projekt und die Synthetische Biologie im Allgemeinen in der Öffentlichkeit darzustellen und zu diskutieren. Dabei hat das Marburger Team im letzten Jahr das Treffen der deutschen iGEM-Teams ausgerichtet und seine langjährige Kooperation mit der Marburger Blindenstudienanstalt (Blista) fortgesetzt, um zum Beispiel Konzepte zur barrierefreien Präsentation von Forschungsdaten im Internet zu entwickeln.
Die besondere Ehrung des „SYNMIKRO-iGEM-Teams 2018“ erfolgt außerhalb der des Marburger Förderpreises für Bio- und Nanotechnologie. Dieser jährlich ausgelobte Preis der IBiNa wird am 28. März 2019 im Marburger Rathaus verliehen.