31.10.2019 Klinik, Forschung, Unternehmen – Start des EU-Verbunds „3TR“
Fachbereich Medizin unterstützt europaweite Analyse von Autoimmun-, Allergie- und Entzündungszuständen
Multiple Sklerose, Morbus Chron, Asthma oder die Lungenkrankheit COPD – Millionen von Menschen weltweit leiden unter diesen Erkrankungen. Es gibt neue, innovative Behandlungsmöglichkeiten, die jedoch nur wirksam sind, wenn sie individuell auf Patientinnen und Patienten angepasst werden. Eine europaweite Analyse von mehr als 50.000 Patientinnen und Patienten in 50 klinischen Studien ermöglicht ein tieferes Verständnis der molekularen Mechanismen von Autoimmun-, Allergie- und Entzündungszuständen und zeigt neue Wege zu einer personalisierten Behandlung auf. Das Vorhaben wird mit insgesamt über 80 Millionen Euro über sieben Jahre von der „Innovative Medicines Initiative 2“ (IMI2) gefördert, einem gemeinsamen Unternehmen der Europäischen Union und des Europäischen Verbands der pharmazeutischen Industrie und Verbände. An den Fachbereich Medizin der Philipps-Universität, der Teil des Konsortiums ist, gehen davon mehr als 200.000 Euro. Offizieller Startpunkt des Forschungsvorhabens war das erste Projekttreffen am 30. und 31. Oktober 2019.
Das Forschungskonsortium „3TR - Identification of the Molecular Mechanisms of non-response to Treatments, Relapses and Remission in Autoimmune, Inflammatory, and Allergic Conditions“ (3TR) vereint Expertinnen und Experten von 69 Partnerinstitutionen aus 15 europäischen Ländern. „3TR ist eine bemerkenswerte Kooperation von Kliniken, Grundlagenforschern und Unternehmen. Zum Teil arbeiten hier Firmen gemeinsam an besseren Behandlungsmöglichkeiten, die eigentlich in Konkurrenz zueinanderstehen. Darüber hinaus wird die enge Einbindung medizinischer Einrichtungen dazu beitragen, relevantes Wissen rasch in Kliniken umzusetzen“, sagt Prof. Dr. Bernd Schmeck, der das Marburger Teilprojekt gemeinsam mit Prof. Dr. Claus Vogelmeier leitet.
Der europäische Verbund wird sieben immunvermittelte, allergische und entzündliche Krankheiten analysieren: Systemischer Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis, Multiple Sklerose, entzündliche Darmerkrankungen (einschließlich Colitis ulcerosa und Morbus Crohn), Asthma und Chronische obstruktive Lungenerkrankung (COPD). „Auf den ersten Blick erscheinen diese Krankheiten sehr unterschiedlich. Es gibt allerdings Hinweise, dass es auf molekularer Ebene ähnliche Muster gibt“, sagt Schmeck. Bei der Studie sollen diese Muster identifiziert und in Biomarker überführt werden, um damit Behandlungswege sowie das Krankheits- und Patientenmanagement zu verbessern. Dafür werden Daten (beispielsweise zu molekularen Profilen in Blutzellen) von mehr als 50.000 Patientinnen und Patienten auf einer zentralen Datenverwaltungsplattform zusammengeführt. Bei der anschließenden Analyse kommen modernste Technologien der Bioinformatik und Biostatistik zum Einsatz – unter anderem auch der Aspekt des maschinellen Lernens. „Mittels RNA-Sequenzierung und neuer Algorithmen zur Auswertung können wir so Modelle generieren – beispielsweise zu Krankheitsverläufen“, sagt Schmeck.
Prof. Dr. Bernd Schmeck und Prof. Dr. Claus Vogelmeier vom Fachbereich Medizin der Philipps-Universität sind Experten für die Behandlung von Lungenerkrankungen. Zu den häufigen Erkrankungen zählen die Chronisch obstruktive Bronchitis (COPD), das Asthma bronchiale oder die Lungenentzündung (Pneumonie), aber auch Tumorerkrankungen (Lungen/Bronchialcarcinom) oder schlafbezogene Atmungsstörungen. In 3TR werden auch Daten aus laufenden Forschungsprojekten der Lungenexperten einfließen – beispielsweise aus dem ebenfalls europäischen Projekt „SysMed-COPD“, das Daten von mehr als 6.000 Patientinnen und Patienten aus Langzeitbeobachtungen, Biomaterialbanken und umfassenden Labormessungen zusammenführt. Dies dient der Entwicklung einer Software zur Entscheidungsfindung der Therapie bei COPD-Patienten. Auch hier kommt bereits die Technologie des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz zum Einsatz.
Weitere Informationen sowie die vollständige Partnerliste:
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Bernd Schmeck
Fachbereich Medizin
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 28-21954
E-Mail: bernd.schmeck@staff.uni-marburg.de
Prof. Dr. Claus Vogelmeier
Fachbereich Medizin
Philipps-Universität Marburg
Tel.: 06421 58-66451
E-Mail: Claus.Vogelmeier@med.uni-marburg.de