29.05.2019 Preiswürdige Entschlüsselung von Eisen-Verbindungen
Prof. Dr. Roland Lill erhält Paul-Ehrlich-Preis der International BioIron Society (IBIS)
Eisen ist lebenswichtig: Es bindet als Teil von Häm den Sauerstoff im Blut und in der Muskulatur und transportiert ihn zu den einzelnen Körperzellen. Auf seinem Weg durch den Körper geht Eisen wichtige Verbindungen ein – zum Beispiel mit Schwefel-Proteinen. Am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität werden solche lebenswichtige Eisen-Schwefel-Proteine erforscht. Ihre molekulare Entschlüsselung hilft unter anderem bei der Diagnose seltener Krankheiten, die mit Eisen verknüpft sind. Für seine wichtige Forschungsarbeit zu Eisen-Schwefel-Proteinen wurde Prof. Dr. Roland Lill nun mit dem Paul-Ehrlich-Preis der International BioIron Society (IBIS) ausgezeichnet.
„Ein erheblicher Anteil der Menschheit hat eine Mangelversorgung an Eisen, vor allem in Entwicklungsländern“, erläutert Prof. Dr. Roland Lill, Leiter der Arbeitsgruppe für Klinische Zytobiologie und Zytopathologie am Fachbereich Medizin der Universität Marburg. Es gibt viele eisenverknüpfte Erkrankungen wie Anämie (Blutarmut) oder Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit). „Eisen spielt aber auch eine bedeutende Rolle bei der Infektion durch Bakterien und andere Pathogene wie dem Malariaerreger, da auch diese Erreger Eisen benötigen und es bei der Infektion zu einem Tauziehen um dieses Metall kommt“, sagt Lill.
Die in der IBIS organisierten Wissenschaftler haben das gemeinsame Ziel, das Wissen über die biologische und medizinische Rolle des Eisens zu erweitern, und die dem Eisenstoffwechsel zu Grunde liegenden molekularen Prozesse – auch zum Nutzen der Öffentlichkeit – weitreichend zu erweitern. Dies umfasst unter anderem die Aufnahme und Verteilung von Eisen im Körper, die Synthese wichtiger eisenhaltiger Proteine, Ko-Faktoren wie den roten Blutfarbstoff Häm sowie die lebenswichtigen Eisen-Schwefel-Cluster, an denen die Arbeitsgruppe von Lill forscht. Diese spielen beim zellulären Energiehaushalt, vielen metabolischen Reaktionen, der DNA-Synthese und der Virenabwehr eine zentrale Rolle. „Wir konnten über 20 an der Biosynthese von Eisen-Schwefel-Proteinen beteiligte Komponenten identifizieren und ihren biosynthetischen Wirkmechanismus entschlüsseln. Damit haben wir zum grundlegenden Verständnis dieser lebenswichtigen Verbindungen beitragen“, sagt Lill. Die IBIS würdigt die Grundlagenforschung von Prof. Lill und seiner Arbeitsgruppe mit dem Paul-Ehrlich-Preis, der mit 1.000 Euro dotiert ist.
Hintergrund: International BioIron Society (IBIS)
Die IBIS ist eine internationale biomedizinische Organisation, in der sich vor allem Medizinerinnen und Mediziner befinden, die sich der Erforschung der vielfältigen Aspekte des zellulären Eisenhaushaltes und deren Erkrankungen widmen. Der Paul-Ehrlich-Preis der IBIS würdigt Grundlagenwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in Anerkennung ihres herausragenden Beitrags zur Entwicklung und/oder Anwendung chemischer Therapien von Störungen des Eisenstoffwechsels oder der Aufklärung ihrer molekularen Grundlagen. Namensgeber Prof. Paul Ehrlich erhielt 1908 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin und gilt mit seiner Entwicklung einer medikamentösen Behandlung der Syphilis als Begründer der modernen Chemotherapie.
Kontakt
Prof. Dr. Roland Lill
Mail: lill@staff.uni-marburg.de
Arbeitsgruppe Klinische Zytobiologie und Zytopathologie
Fachbereich Medizin
Philipps-Universität Marburg