11.03.2019 Verleihung des 19. Marburger Kamerapreises an Thomas Mauch
Philipps-Universität und Universitätsstadt Marburg vergaben Marburger Kamerapreis zum 19. Mal
Thomas Mauch ist der Preisträger des Marburger Kamerapreises 2019. Der 1937 in Heidenheim an der Brenz geborene Kameramann nahm den mit 5.000 € dotierten Marburger Kamerapreis am Samstag, den 9. März, in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und dem Vizepräsidenten der Philipps-Universität Prof. Dr. Michael Bölker entgegen.
Anlässlich des vortägigen Weltfrauentages betonte Oberbürgermeister Dr. Spies Thomas Mauchs besondere Perspektive auf die weiblichen Lebenswirklichkeiten. Der von ihm fotografierte Film UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND sei zu einem zentralen Werk der deutschen Frauenbewegung geworden. So habe ihn seine Arbeit mit Ula Stöckl und Helma Sanders- Brahms mit einem neuen, dem „weiblichen Blick“ vertraut gemacht.
Der Vizepräsident der Universität Prof. Dr. Michael Bölker hob hervor: „Gerade in einer Zeit, in der jeder mit einfachsten Mitteln Bilder machen kann, ist es wichtig, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie Bilder entstehen, welcher zugrunde liegender Logik ihre Gestaltung folgt, welchen Verbreitungswegen sie folgen und welche möglichen Effekte sie auf Betrachter haben. Dies ist angesichts der Fülle von Bildern, denen sich jeder einzelne heutzutage gegenüber sieht, eine der zentralen Aufgaben, vor denen die Gesellschaft – und damit auch die Universität – steht.“
Die Laudatio auf den Preisträger hielt die Kamerafrau Anna Crotti, mit der Mauch u.a. Edgar Reitz’ HEIMAT-Zyklus und Christian Wagners DIE FLUCHT DER FRAUEN (2007) drehte.
Thomas Mauch erhielt die Auszeichnung für seine „reichhaltige [...] bildkünstlerische [...] Tätigkeit die sich niemals dem Massengeschmack angebiedert und auch keinen aktuellen Moden blind gefolgt ist“, wie die Jury begründet. „Dabei hat er [...] einen herausragenden Korpus an Filmen visuell gestaltet und sich so nachhaltig um die deutsche Filmkultur verdient gemacht. Neben den zahlreichen stilbildenden Meilensteinen und den ästhetisch eigenständigen Solitären [...] finden sich in seinem reichen Werk auch Filme, die sich weder für den Mainstream noch für den Massenerfolg interessiert haben, sondern stets einen eigenen Wege gesucht haben“. Thomas Mauch zählt seit mehr als 60 Jahren zu den prägenden Akteuren der deutschen Filmlandschaft. Bislang umfasst seine stolze Filmografie über 70 abendfüllende Filme sowie zahlreiche Kurzfilme und Fernsehprojekte. Sein dokumentarischer Stil prägte die Anfänge des Neuen Deutsche Films; so führte er – gemeinsam mit Edgar Reitz – die Kamera in Kluges ABSCHIED VON GESTERN (1966). Er fotografierte Werner Herzogs Debüt-Spielfilm LEBENSZEICHEN (1968), AGUIRRE, DER ZORN GOTTES (1972) und FITZCARRALDO (1982) mit Klaus Kinski in der Hauptrolle. Auch den feministischen Aufbruch des deutschen Films unterstütze Mauch mit seiner Kameraarbeit – wie in Ula Stöckls NEUN LEBEN HAT DIE KATZE (1968) oder UNTER DEM PFLASTER IST DER STRAND (1975) von Helma Sanders-Brahms.
Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg vergaben den von Prof. Dr. Malte Hagener, Fabio Kühnemuth und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis zum 19. Mal. Die Verleihung fand im Rahmen der 21. Bild-Kunst Kameragespräche statt, die am 7. März mit dem Film AUCH ZWERGE HABEN KLEIN ANGEFANGEN (1970; Regie: Werner Herzog) eröffnet wurden.