18.11.2020 Forschung zu Soldatenhandel geehrt
Wissenschaftspreis Hessische Geschichte und Landeskunde geht an Wissenschaftlerinnen aus Marburg und Gießen
Christine Braun erhält den Wissenschaftspreis „Hessische Geschichte und Landeskunde“ des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK). Damit wird ihre Dissertation zur Kritik am Soldatenhandel während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ausgezeichnet, die sie in der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit am Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg geschrieben hat. Der Preis ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben. Neben Braun wurde auch Silvia Kepsch von der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet. Die Gewinnerinnen teilen sich das Preisgeld.
„Unser Wissenschaftspreis zeigt jedes Jahr, wie vielfältig und spannend die Erforschung hessischer Geschichte ist“, sagt Wissenschaftsministerin Angela Dorn in einer Pressemitteilung des HMWK. „Die Jury hatte es auch diesmal nicht leicht, unter all den hervorragenden Einsendungen eine Auswahl zu treffen: Das fachliche Spektrum reicht von der Historischen Geographie und der Kunstgeschichte über die Archäologie und Mittelalterliche Geschichte bis zur Neueren und Zeitgeschichte. Besonders freue ich mich, dass diesmal zwei Frauen mit ihren Arbeiten überzeugt haben. Ich gratuliere Christine Braun und Silvia Kepsch herzlich zu ihrem Erfolg!“
In ihrer Doktorarbeit hat Braun sich mit hessischen Soldaten beschäftigt, die für England im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg gekämpft haben. Ihr Fokus lag auf der Rolle des sogenannten Soldatenhandels. Braun zeigt, wie die „Hessian Mercenaries", die „verkauften Hessen“, als politisches Schlagwort für eine intensive Kritik am „Soldatenverkauf“ in der zeitgenössischen Literatur und in Zeitungen Eingang in den öffentlichen Diskurs fanden. Verbunden damit wurde das Streben nach Unabhängigkeit in Amerika als grundlegender Kampf der Freiheit gegen die Unterdrückung gesehen. Die Kritik am „Soldatenhandel“ wurde dadurch im öffentlichen Diskurs auch zum Mittel der Regierungskritik im Allgemeinen. Erstbetreuer ihrer Dissertation war Prof. Dr. Christoph Kampmann, Zweitbetreuer Prof. Dr. Holger Thomas Gräf.
Silvia Kepsch aus Gießen setzt sich in ihrer Dissertation mit konfessionsverschiedenen Ehen in den Grafenhäusern Nassau, SoIms und Isenburg-Büdingen auseinander. Sie konnte nachweisen, dass die Ehefrauen in den Herrscherhäusern, in die sie eingeheiratet hatten, ihre Konfessionen teilweise sehr geschickt nutzten, um eigenständige Personal- und Kirchenpolitik zu betreiben. Damit gelangen ihr tiefe, bislang unbekannte Einblicke in die Handlungsspielräume von Frauen als politische Akteurinnen.