26.06.2020 Gute Noten für digitale Lehre vereint mit Wunsch nach Präsenz

Studierende und Lehrende bewerten digitales Sommersemester positiv und wünschen sich für Seminare wieder Präsenzlehre

Blick ins Labor mit Studierenden mit Mund-Nasen-Bedeckung
Foto: Gabriele Neumann
Das Biochemie-Praktikum für Master-Studierende der Chemie findet momentan unter besonderen Hygiene- und Abstandsregeln wegen der Coronavirus-Pandemie statt.

Flexibel in der Krise, sehr gut in der digitalen Welt: Dieses hervorragende Zwischenzeugnis erhält die Philipps-Universität in ersten Evaluationen zur digitalen Lehre im Sommersemester 2020.

Die Studierenden bewerten das bereitgestellte Lernmaterial und die zeitliche Flexibilität überdurchschnittlich gut, die Technik und die Barrierefreiheit sogar sehr gut. Technische Probleme werden manchmal im Zusammenhang mit der Netzstabilität berichtet. Trotz der Vorteile der asynchronen Lehre wünschen sich Studierende etwas mehr synchrone Lehre, vor allem in Seminaren. Und trotz der guten Erfahrungen mit der digitalen Lehre würden etwa 60 Prozent der Studierenden ihre jetzige Veranstaltung lieber in Präsenz anstatt online besuchen, bei Seminaren sogar zwei Drittel.  

„Die formative Evaluation der digitalen Lehre im Sommersemester fällt erfreulich positiv aus“, resümiert Prof. Dr. Malte Schwinger. Der Psychologe hat die Befragung in Zusammenarbeit mit dem hessenweiten Projekt „Digital gestütztes Lehren und Lernen in Hessen (DigLL)“ durchgeführt. Fast 4.000 Studierende nahmen daran teil. Im digitalen Lernen wünschen sich viele Studierende von den Lehrenden mehr Kontakt und Feedback und sehen Zeitpläne als hilfreich für die Strukturierung ihres eigenen Lernens. 

Positiv sind auch die Erfahrungen vieler Lehrenden mit der Unterstützung der Universität für die digitale Lehre im „Corona-Semester“. Die Lehrenden mussten im Frühling innerhalb kürzester Zeit ihr Lehrangebot für das Sommersemester komplett auf digitale Medien umstellen. Dabei helfen viele Stellen innerhalb der Universität, vor allem die Zukunftswerkstatt für digital gestützte Hochschullehre und die Hochschuldidaktik. In einer qualitativen Befragung bewerteten die meisten Lehrenden das Serviceangebot von Zukunftswerkstatt und Hochschuldidaktik positiv, sowohl im Hinblick auf Sichtbarkeit als auch Qualität. Vor allem schnelle Rückmeldungen und Hilfe bei individuellen Fragen wurden hervorgehoben. Insgesamt beteiligten sich etwa 250 Lehrende an der Erhebung. Einige wünschen sich noch mehr Unterstützung, zum Beispiel in Form von Online-Coaches und Video-Tutorials, Schritt-für-Schritt-Anleitungen und noch mehr Werkzeuge für Online-Formate wie gemeinsames Arbeiten. Auch der Wunsch nach didaktischer und technischer Unterstützung wurde geäußert, zum Beispiel bessere Netzabdeckung in älteren Gebäuden und Unterstützung bei Videoproduktionen.

Ebenso wie die Studierenden wünschen sich viele Lehrende eine stärkere Rückkehr zur Präsenzlehre. Schon jetzt können zahlreiche Veranstaltungen wieder in Präsenz stattfinden. Laborpraktika, Freilandpraktika und sportpraktische Übungen konnten bereits Anfang Juni unter besonderen Schutzmaßnahmen wieder starten. Zusätzlich sind nun auch andere auf persönliche Interaktion angewiesene Lehrformate wieder in Präsenz möglich, wenn ein schlüssiges Hygiene- und Abstandskonzept vorgelegt wird. Wie bisher muss jede Präsenzveranstaltung individuell beantragt werden.

Erstis zuerst: Präsenzlehre soll Ankommen in Studienstadt erleichtern

An der Universität wird unterdessen das kommende Wintersemester geplant, das ebenfalls unter besonderen Bedingungen stattfinden wird. Vorlesungen und andere große Veranstaltungen werden weiterhin auf Distanz, kleinere Veranstaltungen mit Hygienekonzept in Präsenz stattfinden. Vorrangig sollen die Studierenden im ersten und zweiten Semester die Möglichkeit erhalten, zu ihren Veranstaltungen auch persönlich zu erscheinen. „Besonders wichtig ist uns, dass die Erstsemester gut hier ankommen und schnell zu Studierenden werden können - auch im Lern- und Arbeitshabitus. Deshalb haben Präsenzveranstaltungen für Erstsemester Vorrang“, erläutert Prof. Dr. Evelyn Korn.

„Wir wollen auch, dass Veranstaltungen, die von hoher Interaktion leben, also vor allem Seminare in den Geistes- und Sozialwissenschaften, wieder in Präsenz stattfinden können“, betont die Vizepräsidentin für Studium und Lehre. „Gleichzeitig hat die Universität eine klare Verantwortung für ihre Lehrenden und Lernenden. Deshalb kann es Präsenzlehre auch weiterhin nur unter hohen Schutzmaßnahmen geben“, sagt Korn.

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