12.08.2020 In trockenen Tüchern

Die historischen Wandmalereien in der Aula der Alten Universität werden restauriert

Foto: Markus Farnung
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Viele Marburgerinnen und Marburger kennen sie: Die sieben großformatigen Wandgemälde, in denen der Historienmaler Johann Peter Janssen 1903 Szenen aus der Marburger und Universitätsgeschichte festgehalten hat, zieren die Wände der Aula in der Alten Universität. Die Historienbilder werden von ornamentalen Wandmalereien kunstvoll umrahmt. Doch seit einigen Jahren weisen diese Malereien im oberen Bereich Wasserschäden auf. Nun werden die Kunstwerke detailgetreu restauriert. Bis zum Jahresende ist die Aula aufgrund der Arbeiten für die Öffentlichkeit geschlossen.

Die Schäden entstanden vor mehr als zehn Jahren: Extreme Witterungsbedingungen, verbunden mit einem Wechsel von Schneefall, Tauwetter, Eis und Regen, führten vermutlich zu einer verstopften Dachentwässerung und schließlich zu einem Wasserrückstau. Das Wasser drang in das Mauerwerk ein und verursachte die Schäden in der Aula. „Um weiteren Schäden vorzubeugen, haben wir das Dach in diesem Bereich saniert und so zunächst einmal die Ursache behoben“, erläutert Maja Turba, Leiterin der universitären Bauabteilung und Sicherheitstechnik.

„Glücklicherweise sind die Historienbilder kaum betroffen“, sagt der zuständige Projektleiter, Jörn Eigmüller. „Es sind in erster Linie die Wandmalereien, die durch Nässe und Salzausblühungen beschädigt sind.“ Um den Umfang der Schäden und den Restaurierungsbedarf zu ermitteln, gab die Universität im Jahr 2015 ein Gutachten in Auftrag. Dieses ergab unter anderem, dass die Wasserschäden an den Gemälden inzwischen getrocknet waren und keine weitere Verschlechterung zu erwarten sei.

Den Anstoß, die historischen Wandgemälde nun restaurieren zu können, gab schließlich die private Spende einer Marburger Familie. Sie stiftete insgesamt 30.000 Euro für die Instandsetzung der Kunstwerke. „Wir sind für diese großzügige Spende sehr dankbar“, sagt Uni-Präsidentin Professorin Dr. Katharina Krause. „Die Aula ist bis heute einer unserer wichtigsten Räume und insbesondere die künstlerische Ausstattung schlägt eine Brücke zur reichen Geschichte der Universität. Ich freue ich mich daher sehr, die Malereien bald wieder in ihrem ursprünglichen Zustand sehen zu dürfen.“

Anfang 2020 lud die Universität in enger Abstimmung mit der Denkmalpflege sieben namhafte Restaurierungswerkstätten ein, sich an einem regulären Angebotsverfahren zu beteiligen. Die fränkische Werkstatt George Hille konnte den Wettbewerb für sich entscheiden und wurde mit der Restaurierung beauftragt. Nach Abschluss diverser Vorarbeiten und der Gerüststellung konnten George Hille und sein Mitarbeiter Alexander Klassen Ende Juli mit den Arbeiten beginnen.

Die Restauratoren gehen in mehreren Etappen vor: In einem ersten Schritt werden die noch vorhandenen Ornamente abgepaust. Sie dienen als Vorlage, um die Malereien später zu rekonstruieren. Anschließend werden Kompressen aufgebracht, die das Salz aus den Wänden ziehen sollen. Nach rund drei Wochen werden die Kompressen abgenommen, die Flächen gereinigt und anschließend zweifach verputzt. Im letzten Schritt kann die Malerei originalgetreu wieder aufgetragen werden. Die Kosten für die Restaurierungsarbeiten inklusive aller Nebenkosten, wie etwa der Gerüststellung, werden sich auf rund 50.000 Euro belaufen.

Geschichte der Alten Universität

Die Alte Universität wurde in zwei Bauphasen zwischen 1873 und 1891 im neugotischen Stil errichtet. Sie ist eines der Hauptwerke des bedeutenden Architekten und damaligen Marburger Universitätsbaumeisters Carl Schäfer. Das Gebäude entstand auf den Grundfesten eines mittelalterlichen, säkularisierten Dominikanerklosters. Ursprünglich sollte das 1527 in den Besitz der Universität übergegangene Gebäude im 19. Jahrhundert lediglich ausgebaut werden. Aufgrund eines Beschlusses der preußischen Regierung wurde das gotische Klostergebäude dann aber abgerissen und durch den Neubau ersetzt. Ausgestattet mit einem Süd- und Westflügel sowie einem Kreuzgang folgt dieser der Form des früheren Klosters.

Das Gebäude war zunächst Sitz des Rektorats und aller Fakultäten der Universität. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Haus unterschiedlich genutzt, bis es schließlich von 1964 bis 1967 für die Theologische Fakultät umgebaut wurde. Auch heute noch hat der Fachbereich Evangelische Theologie hier seine Räume.

Die Aula ist das Herzstück der Alten Universität, in ihr finden viele hochrangige Veranstaltungen der Universität statt. Bei einer Höhe von 8,50m misst die Aula ca. 27m x 14m. Ein Großteil der ursprünglichen Innenausstattung des Frankfurter Architekten Alexander Linnemann aus den Jahren zwischen 1893 und 1902 ist bis heute erhalten geblieben. Hier sind insbesondere die Holzdecke als freitragende Konstruktion, die drei sechsteiligen Fenster, die Wandtäfelung sowie Teile des Professorengestühls und zwei prächtige Kronleuchter zu nennen. Vor allem aber wird die Aula von den sieben nun bald wieder intakten Wandgemälden geprägt.

 

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