31.01.2020 Marburger Forscher forschen an Impfstoff gegen Coronavirus
Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Sozialminister Kai Klose informieren sich im Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg
Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst und des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration
An der weltweiten Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus ist in Deutschland das Institut für Virologie der Philipps-Universität Marburg maßgeblich beteiligt. Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn und Sozialminister Kai Klose informierten sich am Freitag bei Prof. Dr. Stephan Becker und seinen Kolleginnen und Kollegen über die Arbeit des Instituts und des Forschungszentrums DRUID, das im Rahmen der hessischen Forschungsförderungsinitiative LOEWE gefördert wird.
„Gemeinsam mit dem Bundesgesundheitsministerium, dem Robert-Koch-Institut und den örtlichen Gesundheitsämtern sorgen wir für den Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Infektionskrankheiten wie dem neuartigen Coronavirus“, erläutert Sozialminister Kai Klose. „Dieses Labor ist bundesweit eine wichtige Instanz, um einen Impfstoff zu entwickeln. Deshalb wollen wir uns heute hier vor Ort über die Fortschritte informieren. Wir arbeiten eng sowohl mit dem Labor als auch den Universitätskliniken zusammen. Am Frankfurter Flughafen als wichtigem Verkehrsknotenpunkt wurden ebenso Vorkehrungen getroffen. Sowohl medizinisches Personal als auch die Öffentlichkeit werden ständig aktuell über das Coronavirus informiert.“
„Wir sind sehr stolz auf unsere hessische Spitzenforschung in diesem Bereich“, betont Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Wie sehr sich unser Förderprogramm LOEWE lohnt, zeigt sich in Situationen wie dieser: Auch dank der Landesmittel sind die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Marburg und bei den anderen an DRUID beteiligten Einrichtungen bestens darauf vorbereitet, mit dem Coronavirus, aber auch mit weit gefährlicheren Krankheitserregern umzugehen und nach Gegenmitteln zu forschen. Wir haben in Marburg ein Kompetenzzentrum, das national wie international eine Ausnahmestellung in der Diagnostik und Erforschung hochinfektiöser Erkrankungen innehat. Bereits in den vergangenen Jahren haben wissenschaftliche Erkenntnisse, die in Hessen gewonnen wurden, dazu beigetragen, in der ganzen Welt Leben zu retten und schlimmes menschliches Leid zu verhindern. Klar ist aber auch: Solche Forschung braucht einen langen Atem; ein Impfstoff entsteht nicht von heute auf morgen.“
Das BSL 4-Labor des Instituts für Virologie auf den Marburger Lahnbergen ist eines der wenigen Hochsicherheitslabore zur Forschung an gefährlichen Viren in Deutschland. Das Labor wurde im Dezember 2007 nach umfangreichen Sicherheitstests an die Universität übergeben. Die Baukosten von rund 11,5 Millionen Euro wurden von Bund und Land finanziert. Der Wissenschaftsrat hatte ausdrücklich den Bau in Marburg wegen der Leistungen der Marburger Virologie speziell auf dem Gebiet hochpathogener, also besonders gefährlicher Viren befürwortet.
Wahrzeichen des BSL 4-Labors ist das fadenförmige Marburg-Virus, das 1967 wie aus dem Nichts auftauchte und ein schweres hämorrhagisches Fieber bei Menschen verursachte, die mit importierten Affen gearbeitet hatten. Dieser Ausbruch markierte für Deutschland den Beginn eines Phänomens, das heute ,,Emerging Viruses" genannt wird und dem auch das Coronavirus zuzurechnen ist. Der Erreger der „Marburger Affenkrankheit“ wurde an der Universität Marburg entdeckt. Das Institut für Virologie war als Mitglied einer Taskforce der Weltgesundheitsorganisation WHO auch maßgeblich an der Identifizierung des SARS-Erregers beteiligt und hat bei sämtlichen Ausbrüchen neuartiger Viren in den vergangenen Jahren wesentlich zur Entwicklung von Impfstoffen beigetragen.
Das 2018 eingerichtete LOEWE-Zentrum DRUID (Novel Drug Targets against Poverty-Related and Neglected Tropical Infectious Diseases) widmet sich der Bekämpfung der so genannten vernachlässigten Tropenkrankheiten. In DRUID arbeiten Justus-Liebig-Universität Gießen (Federführung), Philipps-Universität Marburg, Goethe-Universität Frankfurt, Paul-Ehrlich-Institut Langen und Technische Hochschule Mittelhessen (THM) zusammen. Das Land Hessen fördert das LOEWE-Zentrum in einer ersten vierjährigen Förderperiode von 2018 bis 2021 mit einer Gesamtsumme von rund 19 Millionen Euro.