15.12.2020 Uni-Geschichte wird im Online-Professorenkatalog lebendig

Förderung der Aventis Foundation ermöglichte Aktualisierung des Marburger Professorenkatalogs

Portraitfoto in Schwarzweiß
Abbildung: UniA Marburg 312/7 Nr. 1, Repro-Aufnahme: Barbara Krippner
Ein berühmter Marburger Professor war Emil von Behring. Der Mediziner und Begründer der passiven antitoxischen Schutzimpfung wurde 1901 mit dem ersten Nobelpreises für Medizin ausgezeichnet.

Mit Professoren- oder Gelehrtenkatalogen versuchen die Universitäten, einen schnellen Zugriff auf wichtige Daten und Informationen zu ihren Professorinnen und Professoren zu ermöglichen. Einen wichtigen weiteren Schritt in diese Richtung hat der Marburger Professorenkatalog nun gemacht: Er ist seit Kurzem in aktualisierter Form online. Hunderte Gelehrte haben die Universität Marburg seit der Gründung im Jahr 1527 mit ihren Forschungsthemen, Erkenntnissen und Persönlichkeiten geprägt. Dazu gehörte auch Emil von Behring (Foto). Der Mediziner und Begründer der passiven antitoxischen Schutzimpfung wurde 1901 mit dem ersten Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. Mehrere Jahrhunderte lang waren es ausschließlich Männer, seit einigen Jahrzehnten auch Frauen, die mit ihrem Wirken die Entwicklung einzelner Fakultäten und Fächer beeinflussten und zum Teil auch nationale und internationale Bedeutung erlangten. Informationen über diese Personen, die oft auch zur gesellschaftlichen Elite gehörten, werden häufig gesucht.

Der Professorenkatalog stellt im Unterschied zu Wikipedia-Beiträgen und anderen Informationsmöglichkeiten nur Grunddaten – aber die sehr vollständig – bereit. Entsprechend den Vorgaben des Verbundes mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde, in dem der Katalog entsteht, werden nur Personen berücksichtigt, die nicht mehr leben. Damit bieten die Einträge des Professorenkatalogs eine wichtige Grundlage für weitere Recherchen. Wo haben die späteren Gelehrten studiert, wo promoviert und wo sich ursprünglich habilitiert, bevor eine Umhabilitation erfolgte? Für den Einstieg in die archivische Überlieferung sind solche Angaben und auch die genauen Daten unerlässlich. Erfolgte die Berufung noch in der Zeit, als die Universität aus vier bzw. fünf Fakultäten bestand oder nach der Aufteilung in 21 Fachbereiche? Und um welchen Prof. Schmidt oder Prof. Mayer handelt es sich wirklich? Etliche Wikipedia-Artikel setzen auf den Daten des Marburger Professorenkatalogs auf und übernehmen sogar sein Bildmaterial. Andersherum ist es mit einem Klick möglich, diese und andere Angaben, zum Beispiel in der Deutschen Biographie oder dem Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, über den Professorenkatalog aufzurufen.

Die Aktualisierung und Verbesserung wurde durch eine Förderung der Aventis Foundation in Höhe von 25.000 Euro möglich und bildet einen wichtigen Schritt für die Aufbereitung der Universitätsgeschichte im Hinblick auf das Universitätsjubiläum im Jahr 2027. „Zum Jubiläum soll das Arbeitsinstrument sowohl inhaltlich als auch technisch auf dem neuesten Stand sein. Die Arbeiten, die jetzt noch notwendig sind, kann das Universitätsarchiv mit eigenen Mitteln durchführen“, sagt Dr. Katharina Schaal. Die Leiterin des Universitätsarchivs erklärt: „Nach umfangreichen Recherchen konnten wir auch die Datenbank, die nur bis zum Jahr 1910 reichte, aktualisieren und auch die Professorinnen und Professoren aufnehmen, die nach 1910 in Marburg tätig waren. Zudem konnten wir die Daten von 1910 bis 1991, die nur gedruckt vorlagen, überprüfen und in die Datenbank aufnehmen.“

Die Ausgangslage in Marburg war bereits gut. Es lagen drei gedruckte Bände eines Professorenkatalogs vor, die jeweils anlässlich der Jubiläen 1927, 1977 und 2002 erarbeitet wurden. Erfasst wurden alle Gelehrten von der Gründung der Universität 1527 bis 1991. Vor allem die beiden letzten Bände enthalten jedoch Fehler und Unstimmigkeiten. Das liegt auch daran, dass aus Datenschutzgründen nicht alle verfügbaren Unterlagen genutzt werden konnten. Verfügbar sind sie in der Regel nur in wissenschaftlichen Bibliotheken.

2016 wurde in einer Kooperation mit dem Hessischen Landesamt für geschichtliche Landeskunde der Marburger Professorenkatalog online freigeschaltet. Er bot auf der Basis des gedruckten Professorenkatalogs (Catalogus Professorum Academiae Marburgensis) biographische Artikel zu den verstorbenen Marburger Professoren zunächst bis zum Jahr 1910. Er enthält Lebensdaten sowie einen kurzen Abriss des Werdegangs, akademische Stationen und Qualifikationen, berufliche Tätigkeit und familiäre Verbindungen der Personen. Jeder Artikel enthält auch Hinweise und Links zu Quellen und Literatur und – sofern vorhanden – eine Abbildung der Gelehrten. Recherchen können über den Namen der Person ausgeführt werden. Weitere Einstiege sind über Zeiträume und/oder die Fakultäten möglich.

Für den Zeitraum von 1527 bis 1910 waren für rund 925 Personen Einträge anzulegen, für die eine weitgehend verlässliche Datengrundlage bestand. Mit dem Projektbeginn für die ab 1910 in Marburg tätigen Professorinnen und Professoren bis 1971 ist mit ähnlich vielen Personen zu rechnen, die im LAGIS-Biographienmodul einen Eintrag erhalten können. Für weitere zahlreiche in diesen Bänden berücksichtigte Gelehrte mussten Ergänzungen eingefügt werden. Gut 800 Professorinnen und Professoren mit ihrer Tätigkeit an der Marburger Universität ab 1991 wurden in einer weiteren internen Datenbank ganz neu erfasst.

Die Biogramme wurden anhand der Deutschen Biographie sowie der Informationen der Deutschen Nationalbibliothek über die Datensätze der Gemeinsamen Normdatei (GND) eingearbeitet, überprüft und ergänzt bzw. ganz neu erstellt. Außerdem wurden Fotoalben mit Professorenportraits, die seit 1927 angelegt worden sind, eingescannt und die Bilder, soweit möglich, in den Professorenkatalog online eingebunden.

Marburger Professorenkatalog online

Website des Universitätsarchivs

Kontakt