22.01.2021 „Barockhäuschen“ am Barfüßertor wurde saniert und umgebaut

Instiut für Sportwissenschaften und Motologie hat das Torhaus der früheren Uni-Reithalle bezogen

Foto: Markus Farnung
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Alt und doch wie neu: Die Philipps-Universität hat das sogenannte „Barockhäuschen“ am Barfüßer Tor in Marburg denkmalgerecht saniert und um einen Anbau erweitert. Zum Jahresanfang wurden die letzten Arbeiten ausgeführt; die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Sportwissenschaften und Motologie waren bereits zum Jahresende eingezogen. Auf zwei Etagen stehen ihnen rund 230 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.

Das Gebäude ist in den Jahren 1731/32 als Torhaus der früheren universitären Reitsporthalle (und heutigen Turnhalle) am Barfüßertor errichtet worden. Vor der Sanierung nutzte das Institut für Soziologie das Erdgeschoss, eine frühere Hausmeisterwohnung im Dachgeschoss stand aufgrund des schlechten baulichen Zustands seit längerer Zeit leer.

Ein Ziel der Sanierung war es, das historische Erscheinungsbild des Baudenkmals wiederherzustellen. „Wo immer möglich, haben wir die Bausubstanz im Originalzustand erhalten“, berichtet Projektleiter Jörn Eigmüller aus der Uni-Bauabteilung. Das Mansarddach mit drei zeittypischen Giebelgauben wurde neu gedeckt, die Originalfenster renoviert und wo nötig nach historischem Vorbild ersetzt. Im Inneren wurden die Fenster heutigen energetischen Erfordernissen angepasst.

Um das Gebäude wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen, wurde ein Anbau entfernt, der aus dem 19. Jahrhundert stammte. Dabei kam eine Überraschung zutage: „Da der Anbau verputzt war, wussten wir vor der Freilegung nicht, was uns dort erwarten würde“, erklärt Eigmüller. Es zeigte sich, dass die an der Straße verlaufende Mauer aus Sicht der Denkmalpflege in Teilen erhaltenswert erschien. Die Baumaßnahme verzögerte und verteuerte sich dadurch nicht unerheblich.

Nach der Sanierung erschließt nun ein neues, in Sichtbeton und Glas ausgeführtes kubisches Treppenhaus das Dachgeschoss, das einen Besprechungsraum und Büros beherbergt. „Da dieser neue Anbau in der Gebäudeflucht etwas zurückspringt und er zudem durch eine gläserne Fuge optisch vom Bestandsgebäude abrückt, wird das Baudenkmal wieder in seiner ursprünglichen Form erfahrbar“, erklärt Maja Turba, Leiterin der Bauabteilung im Dezernat IV der Universität. „Alt und neu sind klar getrennt und können je für sich wirken.“

Im Rahmen der Sanierung wurden außerdem bauliche Barrieren entfernt und die Haustechnik modernisiert. Etwas aufwändig gestaltete sich die Trockenlegung der unteren Mauerbereiche: Aufgrund von Salz- und Feuchtigkeitsschäden mussten die Wände freigelegt und anschließend abgedichtet werden.

Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,4 Millionen Euro. Aufgrund der Einstufung als Baudenkmal wurde die Sanierung in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege durchgeführt. Die Projektleitung lag in Händen der Bauabteilung des Dezernats IV der Universität, für Planung und Bauleitung war das Architekturbüro Neu aus Darmstadt verantwortlich.

Geschichte

Das „Barockhäuschen“ wurde als Torhaus der früheren Marburger Reitsporthalle erbaut, die heute das Institut für Sportwissenschaften und Motologie beherbergt. Landgraf Friedrich I. hatte Reithalle und Torhaus 1731/32 auf dem Areal eines ehemaligen Franziskanerklosters errichten lassen. Zwischen 1876 und 1898 wurde die frühere Reithalle als Tanzsaal genutzt, bevor sie schließlich zur Akademischen Turnhalle umgebaut wurde. Im Jahr 1924 bezog das neugegründete Institut für Leibesübungen (IfL) die Gebäude Barfüßerstraße 1.

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