18.10.2022 IHK vergibt Wissenschafts- und Förderpreis an zwei Absolventen der Philipps-Universität

Dr. David Engel (Fachbereich Physik) und Hicham Bellafkir (Fachbereich Mathematik und Informatik) nahmen die Auszeichnungen in der Universitätsbibliothek entgegen

Gruppenfoto mit den beiden Preisträgern
Foto: Nadine Weigel
von links: Oskar Edelmann (stellvertr. Hauptgeschäftsführer IHK Marburg), Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss, Wissenschaftspreisträger Dr. David Engel, Förderpreisträger Hicham Bellafkir, Peter Lather (Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg hat am Donnerstag, 13.10.2022, gemeinsam mit der Philipps-Universität den Wissenschafts- und den Förderpreis der IHK vergeben. Der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Marburg Peter Lather überreichte in der Universitätsbibliothek im Rahmen einer Feierstunde gemeinsam mit Uni-Präsident Prof. Dr. Thomas Nauss Urkunden, Schecks und Blumen. 

Den Auftakt der Veranstaltung gestaltete Prof. Dr. Björn Krüger, Professor für Verteilte Medienapplikationen und -technologien an der TH Köln, mit einem Impulsvortrag zum Thema „Erfassung und Analyse von Bewegungsdaten – Technologien und Anwendungen". 

Die Preisträger und ihre Arbeiten

Den mit 5.200 Euro dotierten IHK-Wissenschaftspreis nahm Dr. David Engel aus dem Fachbereich Physik der Philipps-Universität für seine Dissertation „Phase Dynamics in Human Visuomotor Control - Health & Disease“ entgegen. Der Physiker beschäftigt sich in seiner Arbeitmit der visuomotorischen Verarbeitung des zentralen Nervensystems. Visuelle Bewegungsreize werden von Menschen unter Umständen als Eigenbewegung wahrgenommen. In der Folge versucht der Körper, die vermeintliche Eigenbewegung durch spezifische Körperbewegungen auszugleichen. Engel fand heraus, dass Menschen die Phase ihrer Körperbewegung an die Phase eines periodischen visuellen Reizes koppeln und dass die Kopplung einzelner Körperteile frequenzabhängig ist. Im Rahmen einer in Kollaboration mit dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) erstellten Studie gelang es ihm schließlich, abweichende Kopplungsmuster in Parkinson-Patienten sowie älteren Probanden zu finden. Die Arbeit von David Engel biete großes Potenzial für ein tiefergehendes Verständnis motorischer Krankheiten und damit für die Entwicklung von Biomarkern für die Diagnose neurologischer und neuropsychiatrischer Erkrankungen, lobte die Jury.

Hicham Bellafkir aus dem Fachbereich Mathematik und Informatik erhielt den Förderpreis der IHK und damit verbunden ein Preisgeld von 1.600 Euro. Der Nachwuchswissenschaftler untersuchte im Rahmen seiner Masterarbeit „Deep Hashing zur semantischen Ähnlichkeitssuche in Bildern“, wie riesige Datenmengen effektiv und effizient durchsucht werden können. Dazu müssen mittels künstlicher Intelligenz kompakte Merkmalsrepräsentationen, so genannte Binärcodes, gelernt werden. Bellafkir hat zwei Ansätze entwickelt, die mithilfe neuartiger Fehlerfunktionen den Optimierungsaufwand beim Training der Merkmalsrepräsentationen verringern und einen schnelleren und qualitativ hochwertigeren Bilderabgleich ermöglichen. Angesichts der stark wachsenden Menge an täglich erzeugten digitalen Bilddaten bietet eine effiziente Ähnlichkeitssuche ein hohes Anwendungspotenzial insbesondere für Unternehmen, die Bild- und Videoarchive betreiben oder die Suche in visuellen Daten als Teil ihrer Geschäftsprozesse benötigen. Zudem ist die Suchmöglichkeit auch für viele Privatanwender von großem Nutzen.

Grundlagenforschung als Basis für echte Innovation

„Die wissenschaftliche Qualität und der Wirtschaftsbezug der Arbeiten belegen, dass in unserer Region Marburg hervorragend geforscht und wissenschaftlich gearbeitet wird. Nahezu jede Arbeit hätte den ersten Platz verdient. Das ist sehr gut, denn das Miteinander von Wirtschaft und Wissenschaft stärkt unseren Standort erheblich. Wir werden dieses Miteinander und den Technologietransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft weiter intensivieren", sagt Peter Lather, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Marburg.

Auch für Prof. Dr. Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität Marburg, hat die Kooperation einen hohen Stellenwert: „Von Neugierde getriebene Grundlagenforschung ist die Basis für jede echte Innovation. Deshalb ist die Förderung von Grundlagenforschung die unabdingbare Voraussetzung für innovative Anwendungen und den Transfer in die Gesellschaft. Die Zusammenarbeit der IHK Kassel-Marburg und der Philipps-Universität Marburg mit Blick auf den Anwendungsbereich ist deshalb ideal und sehr fruchtbar und zeichnet sich jenseits vieler Arbeitskontakte durch Veranstaltungen aus, in denen Wissenschaft und Unternehmertum zusammenkommen und sich vernetzten können.“

Hintergrund

Die Vergabe des IHK-Wissenschafts- und Förderpreises ist seit 1984 ein Gemeinschaftsprojekt, das für die enge Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft in Marburg und Nordhessen steht. Die Auszeichnungen würdigen Dissertationen, Habilitationsschriften und Abschlussarbeiten von überragender wissenschaftlicher Bedeutung. Die Preisverleihung findet im jährlichen Wechsel an den Universitätsstandorten Kassel und Marburg statt.