20.06.2023 Mehr Psychotherapie für die Psychiatrie

Fachbereich Psychologie und Vitos Klinikum kooperieren bei Therapie psychischer Erkrankungen

Gruppenfoto mit zwei Personen im Vordergrund, die ein Schild mit der Aufschrift "Die neue Vitos psychiatrische Tagesklinik Marburg" halten (links Michael Franz, rechts Winfried Rief)
Foto: Vitos
Das Team der Vitos psychiatrischen Tagesklinik Marburg mit Prof. Dr. Michael Franz (vorne links), Prof. Dr. Winfried Rief (vorne rechts) und Max Heuchert, Geschäftsführer Vitos Gießen-Marburg gGmbH (3.v.l.).

Das Vitos Klinikum Gießen-Marburg geht gemeinsam mit dem Fachbereich Psychologie der Philipps-Universität Marburg neue Wege in der Therapie von psychischen Erkrankungen. An der Vitos psychiatrischen Tagesklinik Marburg werden Patient*innen mit einem innovativen Konzept der kompetenzorientierten Psychotherapie behandelt.

Dabei liegt der Fokus nicht mehr allein auf der standardisierten Therapie einer bestimmten Erkrankung, sondern auf der individuellen Förderung einzelner Kompetenzen durch psychotherapeutische Interventionen. Entwickelt wurde das Konzept bei Vitos Gießen-Marburg federführend von Dr. Sara Franz (Psychotherapeutin und Stabsstelle Versorgungsentwicklung bei Vitos Gießen-Marburg) sowie Prof. Dr. Michael Franz (Ärztlicher Direktor des Vitos Klinikums Gießen-Marburg). Es baut auf konzeptionelle Weiterentwicklungen zur Psychotherapie auf, die u.a. in der Arbeitsgruppe Klinische Psychologie und Psychotherapie der Philipps-Universität und deren Leiter Prof. Dr. Winfried Rief entwickelt wurden. Das Institut gehört bundesweit zu den führenden Ausbildungsinstituten im Bereich Psychotherapie.

Kooperation ist ein Novum

"Ein Versorgungskrankenhaus kooperiert inhaltlich mit der universitären Psychologie – das ist ein absolutes Novum, von dem unsere Patientinnen und Patienten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Team stark profitieren", sagt Prof. Dr. Michael Franz. "Wir als psychiatrische Einrichtung stärken damit den Einsatz psychotherapeutischer Verfahren in unserem Haus. Und wir können Psychotherapie auf höchstem Niveau bieten." Prof. Dr. Winfried Rief betont: "Wir überwinden hier typische Beschränkungen bestehender Psychotherapie-Ansätze und von Psychotherapieschulen, um zum Wohle der Patientinnen und Patienten das Beste aus verschiedenen Psychotherapie-Methoden zu integrieren."

Besser auf Bedürfnisse Einzelner eingehen

Die kompetenzorientierte Psychotherapie setzt im Vergleich zu bisherigen Behandlungsansätzen einen neuen Fokus: "Anstatt rein auf die Behandlung der Symptome, konzentrieren wir uns auf die Förderung von Fähigkeiten, die für die einzelnen Patientinnen und Patienten wichtig sind – und zwar unabhängig von ihrer Diagnose", so Dr. Sara Franz. Das kann etwa die Kompetenz sein, Stress besser auszuhalten, sich belastenden Situationen zu stellen, Beziehungen zu gestalten oder wieder zu einem geregelten Schlafrhythmus zu finden.

Zum Training dieser Kompetenzen wurden anerkannte Psychotherapieverfahren herangezogen und neu kombiniert. In der Tagesklinik wird individuell geprüft, welche Kompetenzen die Patient*innen gerade brauchen. Im Lauf der Behandlung kann die Wahl der Therapiebausteine angepasst werden. "Wir können damit viel stärker als bisher auf individuelle Bedürfnisse eingehen", sagt Prof. Franz. "Denn so unterschiedlich wie Menschen sind, so unterschiedlich ist auch die Ausprägung ihrer Erkrankung und der daraus resultierenden Probleme – selbst wenn sie die gleiche Diagnose haben."

Kooperation mit Universität spielt wichtige Rolle

Die Kooperation mit dem Institut von Prof. Rief spielt dabei eine wichtige Rolle: Als einer der führenden Experten auf dem Gebiet der kompetenzorientierten Psychotherapie war er nicht nur an der konzeptionellen Umsetzung beteiligt, sondern unterstützt das Team vor Ort mit Supervisionen und fachlicher Beratung. Zudem profitieren die Studierenden der Psychologie von praktischen Einsätzen in der Einrichtung. "Wir konnten hier eine Situation schaffen, von der möglichst alle profitieren: von den Patientinnen und Patienten, die natürlich im Mittelpunkt stehen, über die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zu den Studierenden, die unsere zukünftigen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten sein werden", freut sich Prof. Rief. (Pressetext: Vitos Gießen-Marburg)

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