13.04.2023 Verstehen, wie Maschinen lernen
Informatikerin Christin Seifert wird hessian.AI-Professorin in Marburg
Prof. Dr. Christin Seifert ist zum 1. April 2023 auf eine neu eingerichtete Professur für Künstliche Intelligenz (KI) im Fachbereich Mathematik und Informatik an der Philipps-Universität Marburg berufen worden. Es ist zugleich eine der ersten Professuren am Hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz („hessian.AI“). Die Professur kombiniert die Forschung im Zentrum hessian.AI mit der Forschung und Lehre an der Uni Marburg und bringt in diesem Verbund die hessische KI-Forschung voran.
„Mit der Besetzung der hessian.AI-Professur geht Marburg einen wichtigen Schritt voran in der Forschung zur KI sowie in der mindestens ebenso wichtigen Aufgabe, das Thema in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Praxis zu übersetzen“, betont Thomas Nauss, Präsident der Philipps-Universität und Gründungsmitglied von hessian.AI.
Seiferts Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich „Intelligente Entscheidungsunterstützungssysteme“, insbesondere in der Medizin. Wie kann es gelingen, vor allem in sensiblen Anwendungsfeldern das Vertrauen in lernende Maschinen zu erhöhen? Diese Frage treibt die Forschung von Christin Seifert an. Denn lernende Maschinen halten in immer mehr Bereiche des Lebens Einzug und sind in wichtige Entscheidungen etwa in der Medizin eingebunden. Seifert erforscht deshalb unter anderem, wie man die der Künstlichen Intelligenz zugrundeliegenden Algorithmen erklärbar gestalten kann. Sie betont: „Wir können und sollten die Entwicklungen in der Künstliche Intelligenz nicht stoppen. Wir sollten jedoch eine Balance zwischen blinder Euphorie und irrationaler Angst im Umgang mit KI finden.“, betont Christin Seifert.
Während Seifert Mitglied im Zentrum hessian.AI ist und ihre Forschungsleistungen innerhalb von hessian.AI in Darmstadt erbringt, verstärkt sie in Marburg die Forschung und Lehre auf dem Campus Lahnberge. Ihre interdisziplinäre Arbeitsweise soll die bestehenden Kooperationen zwischen dem Fachbereich Mathematik und Informatik und anderen Fachbereichen, insbesondere dem Fachbereich Medizin, ausweiten und in gemeinsamen Forschungsprojekten münden. Der Dekan des Fachbereichs Mathematik und Informatik, Bernd Freisleben, betont: „Die medizinischen Fragestellungen ihrer aktuellen Forschung bearbeitet Seifert mit sehr innovativen Ansätzen aus der Informatik. Das wird durch zahlreiche Auszeichnungen belegt, die sie für ihre Forschung erhalten hat. Sie ist international gut vernetzt und arbeitet interdisziplinär auch mit Forschenden aus anderen Disziplinen zusammen. Von ihrer breiten thematischen Anschlussfähigkeit könnten viele Fachbereiche der Philipps-Universität profitieren.“
Über hessian.AI
Das Hessische Zentrum für Künstliche Intelligenz, hessian.AI, wird gemeinsam von 13 hessischen Hochschulen mit 22 am Zentrum beteiligten Gründungsmitgliedern getragen und um 22 weitere Professuren ausgebaut. Drei davon werden an der Philipps-Universität Marburg eingerichtet. Eine dieser Professuren in Marburg ist jetzt mit Prof. Dr. Christin Seifert besetzt worden. Das Zentrum soll gewährleisten, dass Hessen in Zukunft in den Kerntechnologien der Künstlichen Intelligenz international wettbewerbsfähig bleibt und den Transfer in Wirtschaft und Gesellschaft leistet. Das Land Hessen stellt für die fünfjährige Aufbauphase von 2020 bis 2024 rund 38 Millionen Euro zur Verfügung.
Die Co-Direktoren von hessian.AI, Mira Mezini und Kristian Kersting, freuen sich über die Besetzung: „Mit Christin Seifert besetzen wir eine der ersten hessian.AI Professuren an der Philipps-Universität Marburg. Ihre renommierte und international anerkannte Expertise und Forschung im Bereich Deep Decision Support Systems liefert einen interdisziplinären Beitrag zur KI-Forschung in Hessen und darüber hinaus und wird das Zentrum und dessen breit aufgestellte Forschungsexpertise weiter stärken und voranbringen. Wir freuen uns auf diesen Zuwachs in unseren Reihen und die kommende Zusammenarbeit.“
Zur Person
Christin Seifert hat nach dem Informatik-Studium an der TU Chemnitz im Jahr 2012 an der TU Graz, Österreich, promoviert. Nach Stationen als PostDoc an der Uni Passau, einer Vertretungsprofessur an der TU Dresden und einer Tätigkeit als Associate Professor an der Uni Twente, Enschede, Niederlande, bekleidet sie seit 2019 eine W3-Professur für Medical Data Science in Oncology an der Universität Duisburg-Essen