25.11.2024 Ärztliche Routinen auf dem Prüfstand

Expert*innentreffen diskutiert die optimierte Verlaufskontrolle bei chronischen Erkrankungen

Gruppe mit Allgemeinmediziner*innen
Foto: Konrad Hierasimowicz
Wollen die Patient*innenversorgung voran bringen: Die Teilnehmenden am Marburger Meeting zum Monitoring chronischer Erkrankungen.

Chronische Erkrankungen sind in der Bevölkerung je nach Alter, Region und Krankheitstyp unterschiedlich verbreitet. Dass 45 Prozent der deutschen Bevölkerung an mindestens einer chronischen Erkrankung leiden, zeigt die große Dimension des Problems. Die erfolgreiche Therapie von beispielsweise Asthma, Diabetes oder Bluthochdruck erfordert eine kontinuierliche Verlaufskontrolle durch Ärzt*innen. Zu diesem sogenannten Monitoring haben sich nun 20 Expert*innen am Institut für Allgemeinmedizin der Philipps-Universität Marburg zusammengefunden, um die aktuellen Therapieroutinen zu diskutieren. „Es ging uns darum, die Überwachung und Kontrolle von Patient*innen mit chronischen Erkrankungen zu analysieren und zu hinterfragen, mit dem Ziel, die Therapiequalität weiter zu verbessern“, berichten Prof. Dr. Annika Viniol und Dr. Veronika van der Wardt. Beide Forscherinnen leiten in der Marburger Uni-Medizin das Projekt „Monitoring bei chronischen Erkrankungen (ChroMo)“.

Der Fokus der Veranstaltung lag auf der sogenannten evidenzbasierten Medizin: Hier geht es um klinische Therapien und Routinen, für die es einen belegbaren Nutzen für die Patient*innen gibt. „Oftmals werden Kontrolluntersuchungen durchgeführt, ohne dass ihre tatsächliche Wirksamkeit belegt ist“, erklärt Annika Viniol. Das könne für Patient*innen zu erheblichen Belastungen führen. Das Projekt ChroMo soll hierin Transparenz für Ärzt*innen und Patient*innen schaffen und zu einer verbesserten Versorgung beitragen.

„Ein aktuelles Behandlungsschema bei Verengung der Herzkranzgefäße ist zum Beispiel, dass jedes halbe Jahr eine Ultraschalluntersuchung des Herzens durchgeführt wird“, sagt Annika Viniol. „Hier ist der Nutzen völlig unklar und nicht durch Studien belegt.“

Da lohnt sich auch ein Blick über den Tellerrand. Sprich: ins Ausland. Neben Teilnehmenden des Kölner Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin nahmen auch Expert*innen aus England und den Niederlanden an der Marburger Veranstaltung teil.

„Das System der Verlaufskontrollen ist verbesserungswürdig,“ sagt Veronika van der Wardt. „Wir wollen nun im Anschluss an das Treffen die gewonnenen Erkenntnisse in konkrete Empfehlungen zur Bewertung von Verlaufskontrollen einfließen lassen. Wir hoffen damit, Entscheidungsträger im Gesundheitssystem zu erreichen.“

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