18.10.2024 Covid und Alzheimer auf der Spur
Schülerinnen und Schüler forschten zu Arzneimitteln der Zukunft beim 37. Erfinderlabor des Zentrums für Chemie
Was haben Pilze aus dem Ozean mit neuen Medikamenten zu tun? Sind Cremes zur Hautpflege oder Behandlung von Hauterkrankungen nützlich – oder enthalten einige womöglich schädliche Zusatzstoffe? Was ist eigentlich ein RNA-Impfstoff? Und wie lässt sich die neue Volkskrankheit Demenz aufhalten? Mit Fragen wie diesen beschäftigten sich 16 hessische Schülerinnen und Schüler im September eine Woche lang an der Philipps-Universität Marburg und der CSL Innovation GmbH. Die Oberstufenschülerinnen und -schüler hatten sich im strengen Auswahlverfahren des Zentrums für Chemie (ZFC) gegen über 200 Mitbewerbenden mit ausgezeichneten Schulleistungen und großem Interesse an Naturwissenschaften, Mathematik und Technik von 99 hessischen Schulen, der Deutschen Schule Seoul und der Deutschen Botschaftsschule New Delhi durchgesetzt.
Für ihre Laborexperimente standen den Teilnehmenden modernste Technologien der Philipps-Universität Marburg zur Verfügung, mit denen sie – betreut von erfahrenen wissenschaftlichen Mitarbeitenden – selbstständig im Team arbeiteten. „Durch den Austausch mit den Doktorandinnen und Doktoranden kann ich mir mein künftiges Studium jetzt besser vorstellen“, so eine Schülerin aus Bad Nauheim.
Die Ergebnisse ihrer einwöchigen Forschung zu Arzneimitteln der Zukunft stellten die jungen Talente in einer Abschlussveranstaltung 150 Gästen aus Schule, Wirtschaft, Politik und Forschung vor. Eloquent erklärten die Schülerinnen und Schüler hochkomplexe wissenschaftliche Zusammenhänge. „Hört man den Begriff Naturstoffe, denkt man vielleicht an Kaffee, Tee oder Kräuter“, erklärte ein Schüler. „Aber so einfach ist es nicht.“ In der Arzneimittelforschung handle es sich bei Naturstoffen um biologische Verbindungen mit therapeutischem Potenzial, die man aus Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen isolieren könne. „Wir haben gelernt, wie man neue Naturstoffe findet und reproduziert.“
Auch interessant für Schülerinnen und Schüler, die als Gäste an der Abschlussveranstaltung teilnahmen und noch überlegen, wie es nach dem Abitur weitergeht, waren die Einblicke in Beruf und Studium. Martina Schneider vom Leadership Team der CSL Innovation GmbH, das das Erfinderlabor erstmals als industrieller Partner des ZFC begleitete, stellte Berufsfelder und Einstiegsmöglichkeiten in die Pharmaindustrie vor und die Studentin Clara Prasch berichtete von ihren Erfahrungen aus dem Pharmazie-Studium: „Gesundheitsberufe fand ich schon immer spannend“, sagte sie, „und für mich ist die Pharmazie ein Jackpot. Theorie und Praxis sind optimal miteinander verzahnt.“
Prof. Dr. Sabine Pankuweit, Vizepräsidentin für Chancengleichheit und Karriereentwicklung der Philipps-Universität Marburg, resümierte: „Dank des großartigen Engagements der Kolleginnen und Kollegen des Fachbereichs Pharmazie konnte an der Philipps-Universität Marburg erstmals ein Erfinderlabor im Bereich Life Sciences und Arzneimittelentwicklung stattfinden. Das Erfinderlabor ist eingebettet in ein breites MINT-Angebot der Universität. Wir würden uns freuen, wenn wir im nächsten Jahr wieder viele Studienanfängerinnen und -anfänger begrüßen dürfen.“ Pankuweit erklärte, das 37. Erfinderlabor sei eine „fruchtbare Verknüpfung von universitärer Forschung mit industrieller Anwendung“ und verwies auf einen Biotechnologie-Studiengang, den die Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit der CSL Innovation GmbH anbietet, sowie diverse Dual Career-Angebote. „Wir sind stolz, junge Menschen an die industrielle Forschung und Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen heranzuführen“, so Martina Schneider. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Universitäten, dem Land Hessen und der Industrie zu stärken.“
Organisiert wurde das 37. Erfinderlabor vom ZFC in Kooperation mit dem Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg und CSL Innovation GmbH. Gefördert wurde das einwöchige Forschungscamp vom Hessischen Ministerium für Kultus, Bildung und Chancen, dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, dem VCI Hessen und Spektrum der Wissenschaft.
Teil der ZFC-Initiative „Schule 3.0“
Die Erfinderlabore sind Teil der ZFC-Initiative „Schule 3.0 – MINT for Future“, unterstützt u.a. von der LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen). Ziel der Initiative ist es, Zukunftstechnologien z.B. zu Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz, Energiewende und Arzneimittelentwicklung in den Regelunterricht an Schulen verknüpft mit Basiswissen zu integrieren, um im Fachunterricht eine berufliche Orientierung zu ermöglichen. Die Initiative „Schule 3.0“ soll junge Menschen außerdem dazu befähigen, gezielt verbreitete Fake News im Netz mit MINT-Wissen zu erkennen.
Kontakt
Dr. Christof Wegscheid-Gerlach
Tel.: 06421 28-25843
Mail: wegscheid-gerlach@staff.uni-marburg.de
Fachbereichskoordinator Pharmazie