10.12.2024 Das Mittelmeer zwischen Geschichte, Gegenwart und Zukunftsvorstellungen

MECAM-Konferenz in Tunis thematisiert koloniales Erbe im Mittelmeerraum

Konferenzteilnehmende
Foto: MECAM/Mohamed Alyani
In Tunis diskutierten Teilnehmende der MECAN-Konferenz postkoloniale Sichtweisen.

Der Mittelmeerraum als prägende Größe für die relevanten politischen, kulturellen und sozialen Fragen unserer Zeit – das war der Gegenstand der zurückliegenden MECAM-Konferenz im tunesischen Tunis Anfang November 2024. Damit etabliert sich die Philipps-Universität Marburg weiter als Kontenpunkt von Interdisziplinarität und Internationalität in der Maghreb-Forschung. In Marburg ist die Koordination des „Merian Centre for Advanced Studies in the Maghreb (MECAM)“ unter Leitung von Prof. Dr. Rachid Ouaissa angesiedelt. „Mit dieser Konferenz erweitert MECAM seine Forschungsthemen auf die Mittelmeerregion. Das Thema Decolonial Studies ist von zentraler Bedeutung, um die historischen und gegenwärtigen Machtverhältnisse zu hinterfragen und alternative Zukunftsperspektiven zu entwickeln“, sagt Ouaissa. Rund 30 Teilnehmer*innen besuchten die Konferenz „A Decolonial Mediterranean? Disparities, Imaginations, Power Relations" im bekannten Hôtel Carlton in Tunis.

Hauptthemen der Konferenz waren die kolonialen Bedingungen und Folgen der westeuropäischen Erfindung und Intervention im Mittelmeerraum im Verhältnis zu alternativen de- und postkolonialen Vorstellungen, Praktiken und Beziehungen. Die fast 20 Vorträge orientierten sich an MECAMs Leitthema „Imagining Futures – Dealing with Disparity“ und fokussierten auf kulturelle und ästhetische Repräsentationen, Mobilität und Flucht, Ungleichheit, Governance, Ressourcen und Nachhaltigkeit sowie dekoloniale Konzeptionen des Mittelmeerraums. Darüber hinaus fand eine Roundtable-Diskussion zur Dekolonisierung von Bildung und Wissens über den Mittelmeerraum in Tunesien statt, in der die Rolle der tunesischen Zivilgesellschaft sichtbar gemacht wurde.

Mit der Konferenz konnte das bestehende MECAM-Netzwerk von sieben deutschen und tunesischen Universitäten weiter gefestigt werden. Zu den Ausrichtern der Konferenz zählten neben Marburg auch das Centre Marc Bloch in Berlin, die Universität Konstanz, die Durham University und das in Tunis ansässigen Laboratoire Histoire des Economies et des Sociétés Méditerranéennes. „Auch wenn es unterschiedliche Ansichten über die Relevanz des Mittelmeers als verbindendes Konzept zwischen Individuen, Gruppen und Staaten gab, waren die Teilnehmenden sich darüber einig, dass das Mittelmeer seit der Antike bis heute ein Raum ist, mit dem hoch relevante politische, kulturelle und soziale Fragen unserer Zeit diskutiert werden können“, sagt Prof. Dr. Esther Möller, stellvertretende Direktorin am Centre Marc Bloch und Ko-Organisatorin der Konferenz.

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