13.05.2024 Rotmilane brüten wieder in Hessen
Projekt untersucht Erfolg von Schutzmaßnahmen im Horstumfeld
Nachdem unsere heimischen Rotmilane mehr als 1000 km aus ihren südeuropäischen Winterquartieren zurück zu uns nach Hessen geflogen sind, ist die Brutsaison jetzt bereits in vollem Gange. Tatsächlich brütet mehr als die Hälfte der weltweiten Population bei uns in Deutschland. Durch diesen Verbreitungsschwerpunkt der Rotmilane ergibt sich eine besondere Verantwortung Deutschlands – und damit auch Hessens – für den globalen Erhalt der Art.
Die Brutsaison der Rotmilane beginnt nach ihrer Ankunft im März mit der Revierbildungsphase, welche bis in den April hinein andauert. In dieser Zeit wird die Paarbindung gestärkt und das Nest für die anstehende Brut erneuert. In den meisten Nestern kann man nun mit etwas Glück bereits die gegabelten Schwänze der Rotmilane, welche der Art auch den Namen Gabelweihe verschafft haben, über den Nestrand hinausragen sehen. Ein sehr gutes Zeichen, denn das bedeutet, dass das Weibchen Eier oder bereits kleine Jungvögel bebrütet.
Doch wie viele Jungtiere haben die hessischen Rotmilane eigentlich und kann man den Bruterfolg dieser Verantwortungsart mit gezielten Schutzmaßnahmen positiv beeinflussen? Diese und weitere Fragen untersucht die Arbeitsgruppe Naturschutz um Prof. Dr. Nina Farwig an der Philipps-Universität Marburg gemeinsam mit der Staatlichen Vogelschutzwarte Hessen am Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). In dem sogenannten „Reproduktionsmonitoring“ wird erforscht, wie sich unterschiedliche Schutzmaßnahmen im Umfeld der Brutplätze auf den Bruterfolg der Rotmilane auswirken. Dazu gehört beispielsweise, Störungen im direkten Umfeld eines Horsts zu minimieren oder den Lebensraum im Nahrungssuch- und Jagdgebiet der Rotmilane durch bestimmte Maßnahmen aufzuwerten. Letztere sind unter anderem darauf ausgerichtet, die Beuteverfügbarkeit für die Brutpaare und deren Nachwuchs zu erhöhen.
„Im Projekt werden zur Bestimmung des Bruterfolges verschiedene Methoden angewandt“, sagt Dr. Manuela Merling de Chapa, die das Projekt seitens der Staatlichen Vogelschutzwarte in Hessen betreut. Während das Gros der über 200 in Hessen untersuchten Horste klassisch vom Boden aus mit Hilfe von Ferngläsern und Teleskopen kontrolliert wird, kommen auch moderne Bildsensoren zum Einsatz. Die Kameratechnik am Horst erlaubt dabei einen durchgehenden Einblick in das Leben der Vögel. „So lässt sich das Brutgeschehen überwachen und untersuchen, was die Rotmilane eigentlich verfüttern und fressen“, erläutert Dr. Sascha Rösner, Ornithologe an der Philipps-Universität Marburg.
Einige Nester werden im Rahmen der Untersuchungen auch mit baumschonenden Klettermethoden erstiegen. Hierbei werden die Jungvögel auch vermessen und mit kleinen metallenen Ringen der Beringungszentrale ausgestattet. „Quasi eine Art Personalausweis der Forschung – denn diese Ringe ermöglichen durch ihre individuelle Nummer eine genaue Zuordnung. Somit weiß man beim Wiederfund, wo der Vogel herkommt und wie alt er wurde“, erklärt Prof. Dr. Dana Schabo aus dem Greifvogelteam der Arbeitsgruppe Naturschutz. Die im Rahmen dieses Monitorings ermittelten Daten werden dann mit modernsten statistischen Methoden ausgewertet, um so Aussagen darüber treffen zu können, ob sich die Schutzmaßnahmen positiv auf den Bruterfolg und damit auf die Populationsgröße des Rotmilans in Hessen auswirken. Mit diesem Wissen kann das Projekt dazu beitragen, der Verantwortungsart Rotmilan unter die Flügel zu greifen.
Quelle: Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie / Pressemitteilung vom 13.05.2024