15.10.2024 IHK-Preise: Zwischen Theorie und Praxis

IHK und Philipps-Universität Marburg verleihen Wissenschafts- und Förderpreis

Foto: Nadine Weigel
(von links) Udo Diehl (Vizepräsident der IHK Kassel-Marburg), Peter Bernshausen (Stellvertreter des Kanzlers der Philipps-Universität Marburg), M.Sc. Timo Coppolecchia (Träger des IHK-Förderpreises), Prof. Dr. Bernhard Seeger (Philipps-Universität Marburg), Dr. Katharina Höfer (Max Planck Research Group Leader) und Oskar Edelmann (stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer). Es fehlt Dr. Hannah Jeckel, Trägerindes IHK-Wissenschaftspreises. Sie wurde aus den USA zugeschaltet.

Gemeinsam mit der Philipps-Universität Marburg hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg am 10. Oktober 2024 in der Marburger Universitätsbibliothek den IHK-Wissenschaftspreis sowie den IHK-Förderpreis vergeben. Ausgezeichnet wurden die Marburger Nachwuchsforschenden Dr. Hannah Jeckel und Timo Coppolecchia. Udo Diehl, Vizepräsident der IHK Kassel-Marburg, und Peter Bernshausen, Stellvertreter des Kanzlers der Philipps-Universität Marburg, überreichten die Auszeichnungen, die im jährlichen Wechsel an den Universitätsstandorten Kassel und Marburg vergeben werden. Vor der Verleihung sprach Dr. Katharina Höfer, Max Planck Research Group Leader, in ihrem Impulsvortrag zu „Phagen als Mikrobielle Helden: Neue Perspektiven in der (Mikro)-Biologie“.
„Es ist uns wichtig, dass herausragende Leistungen in der Wissenschaft anerkannt und sichtbar gemacht werden“, sagte Peter Bernshausen. „Das gelingt uns durch die beiden Auszeichnungen, die wir alle zwei Jahre gemeinsam mit der IHK Kassel-Marburg an talentierte Akademikerinnen und Akademiker verleihen.“ Doch ginge es nicht nur um Würdigung, sondern auch um den Austausch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. „Dadurch entstehen wertvolle Impulse für die regionale Wirtschaft aus der Wissenschaft heraus“, so Bernshausen. Diesen Synergieeffekt unterstrich auch Udo Diehl in seiner Begrüßung. „Der Technologietransfer aus der Hochschule in die Unternehmen ist für unseren Wirtschaftsstandort von großem Wert“, so Diehl. „Der Wettbewerb um Marktanteile wird immer härter. Innovationsfähigkeit ist in diesem Zusammenhang Pflicht. Deshalb nutzt die IHK jede Gelegenheit, Unternehmer und forschende Wissenschaftler zu vernetzen.“ Ein Kriterium für die Preisvergabe sei, dass die Arbeiten eine praktikable, möglichst direkte Umsetzung in der unternehmerischen Praxis erwarten lassen. Laut Peter Bernshausen hätten auch viele andere eingereichte Arbeiten große Qualität gezeigt. „Das belegt, dass in der Region Marburg hervorragend wissenschaftlich gearbeitet wird.“

Gegenstand der Dissertation von Dr. rer. nat. Hannah Jeckel

Den mit 5.200 Euro dotierten IHK-Wissenschaftspreis erhielt Dr. Hannah Jeckel für ihre Dissertation „Computational approaches to explore spatially structured microbial communities“. Inhaltlich geht es um die Entwicklung von neuen Untersuchungsmethoden für bakterielle Gemeinschaften. Mit Hilfe eines eigenen experimentellen Aufbaus gelang es der Doktorandin, ein interessantes Phänomen nachzuweisen, das in bakteriellen Schwärmen auftritt: Während der Ausbreitung einer Kolonie auf einer Oberfläche scheiden Bakterien Stoffe aus, die zunächst zurückbleiben, von zukünftigen Generationen jedoch als Nahrungsquelle verwendet werden, wenn andere Nährstoffe bereits aufgebraucht wurden. Die bereits viel beachteten Forschungsergebnisse der Preisträgerin zeigen großes Potenzial für Anwendungen im medizinischen Bereich.

Gegenstand der Masterarbeit von M.Sc. Timo Coppolecchia

Den mit 1.600 Euro verbundenen IHK-Förderpreis nahm Timo Coppolecchia für seine Masterarbeit „Einfluss einer risikoadäquaten Sicherheitenzuordnung auf die Eigenkapitalquote“ entgegen. Er beschäftigt sich mit Kreditausfallrisiken, die für die in der Region ansässigen Banken als Anbieter und auch Unternehmen als Nachfrager von Krediten eine erhebliche Rolle spielen. Speziell untersucht Coppolecchia, wie Sicherheiten besser in die Risikomodellierung bzw. -steuerung von Banken integriert werden können. Die Arbeit bietet einen unmittelbaren Anwendungsbezug, weil sie Vorschläge zur besseren Steuerung des Kreditrisikos durch Sicherheiten macht, auf diese Weise die Kalkulationsgrundlagen von Banken im Zuge der Kreditvergabe verbessert und somit auch Unternehmen hilft, durch Sicherheitsmanagement günstigere Kreditkonditionen zu erhalten.

Hintergrund

Die seit 1984 vergebenen Auszeichnungen IHK-Wissenschafts- und IHK-Förderpreis stehen für die enge Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft in Nordhessen und der Region Marburg. Die beeindruckende dynamische Entwicklung des Standortes wird nachhaltig geprägt durch die enge Vernetzung der Universitäten Kassel und Marburg mit zahlreichen Unternehmen. Die Jury besteht in der Regel aus drei Hochschullehrern der jeweiligen Universität, drei Unternehmern beziehungsweise Repräsentanten von Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Kassel-Marburg sowie dem IHK-Hauptgeschäftsführer beziehungsweise seinem Marburger Stellvertreter. Von der Uni Marburg waren Prof. Dr. Peter Lenz (Fachbereich Physik), Prof. Dr. Bernhard Seeger (Fachbereich Mathematik und Informatik) und Prof. Dr. Michael Stephan (Fachbereich Wirtschaftswissenschaften) in dem Auswahlgremium vertreten.