09.11.2024 Die Universität Marburg gedenkt der Pogromnacht am 9. November 1938
Eine kritische Erinnerungskultur soll dazu beitragen, Hass und Hetze entgegenzuwirken
Vor 86 Jahren wurde die Marburger Synagoge von SA-Männern angesteckt und zerstört. Von diesem gewaltsamen Ende der Marburger jüdischen Gemeinde profitierte auch die Universität. Sie erwarb das Grundstück der Synagoge in der Universitätsstraße 11 deutlich unter Wert. In enger behördlicher Kooperation handelte der Kurator der Universität, Ernst von Hülsen, unter aktiver Berufung auf die rechtlichen Repressalien gegen die jüdische Bevölkerung einen Kaufpreis von nicht einmal acht Prozent des damaligen Werts aus. Er sah in dem Grundstückskauf die einzigartige Gelegenheit für einen Ausbau der Universität. Auch aus der Synagoge geplünderte Judaica wurden von der Universität übernommen. Als Treuhänder jüdischen Besitzes fragte der Leiter des Marburger Finanzamtes 1943 bei der Religionskundlichen Sammlung der Universität an, ob dort zu wissenschaftlichen Zwecken Interesse an Thorarollen und Büchern bestehe. Die unter anderem übernommenen 19 Thorarollen wurden nach Kriegsende 1945/46 der neu gegründeten jüdischen Gemeinde zurückgegeben.
„Der 9. November erinnert uns daran, dass Antisemitismus, Rassismus und sämtliche Formen einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit mit den wissenschaftlichen Werten unvereinbar sind“, betont Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss. Daher fördert die Universität Marburg eine kritische Erinnerungskultur, die dazu beitragen soll, Hass und Hetze entgegenzuwirken. Vor diesem Hintergrund entstand das Portal „Die Philipps-Universität - Wissenschaft - Politik - Gesellschaft im Nationalsozialismus“. Es soll Informationen zur weiteren Vertiefung zusammenführen, mit dem Ziel, einen kritischen Umgang mit dieser Zeit anzustoßen und eine weitere wissenschaftliche Erforschung anzuregen.
Die Universität Marburg lädt alle Interessierten dazu ein, das Portal zu erkunden und dazu beizutragen, es beständig weiter auszubauen.
Link zum Portal: www.uni-marburg.de/portal-ns-geschichte
Kontakt
Prof. Dr. Eckart Conze
Tel.: 06421 28-24611
Mail: conze@uni-marburg.de
Institut für Neueste Geschichte
Philipps-Universität Marburg