06.11.2024 Auszeichnung herausragender Medizinforschung und ehrenamtlicher Verdienste

Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreise und Ehrenplakette verliehen

Gruppenbild der Preistäger*innen
Foto: Christian Stein
Allen Grund zur Freude hatten die ausgezeichneten Nachwuchspreisträgerinnen und der Nachwuchspreisträger (v.l.n.r.): Dr. Frederike Stein, Dr. Anke Werner und Dr. Sebastian Stricker.

Pressemitteilung der Von Behring-Röntgen-Stiftung

Für ihre innovativen Forschungsergebnisse zu Therapieansätzen gegen Glutenunverträglichkeit, psychische Erkrankungen und das Ebola-Virus wurden Dr. Sebastian Stricker, Dr. Frederike Stein und Dr. Anke Werner am Dienstag, 5. November 2024, von der Von Behring-Röntgen-Stiftung mit Nachwuchspreisen geehrt. Die Auszeichnung, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert ist, würdigt besondere Leistungen in der Medizin und wird seit 2009 jährlich an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen. Rund einhundert Gäste, darunter prominente Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, nahmen an der feierlichen Verleihung in der Aula der Justus-Liebig-Universität Gießen teil.

Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreis

„Die Zukunft der Hochschulmedizin wird entscheidend von exzellenten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern geprägt. Hochschulmedizin lebt von mutigen Innovationen, und die Nachwuchsförderung ist unser Weg, diesen Fortschritt sicherzustellen“, betonte Dr. Lars Witteck, Präsident der Von Behring-Röntgen-Stiftung. „Mit den Von Behring-Röntgen-Nachwuchspreisen wollen wir junge Forschende ermutigen, ihre bedeutende Arbeit fortzusetzen, die weit über die Grenzen Mittelhessens hinausstrahlt.“

Der 32-jährige Dr. Sebastian Stricker erhielt den Nachwuchspreis für seine herausragenden Forschungsarbeiten zur Transglutaminase, einem Enzym mit zentraler Bedeutung im menschlichen Darm. Dr. Stricker arbeitet an neuen Therapieansätzen zur Behandlung von Zöliakie (Glutenunverträglichkeit), um Betroffenen weltweit eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen. Der Gießener Wissenschaftler schloss seine Dissertation mit der Bestnote „summa cum laude“ ab und veröffentlichte mehrere Arbeiten, die den Einfluss von Transglutaminasen auf den Transport von Gliadin – einem Weizenprotein, das bei Betroffenen Entzündungen auslösen kann – untersuchen. Darüber hinaus erforscht er spezielle Hemmstoffe (Inhibitoren) für Transglutaminasen, die das Enzym blockieren und dadurch als mögliche Therapieansätze zur Linderung von Symptomen bei Glutenunverträglichkeit dienen könnten.

Die 34-jährige Marburger Virologin Dr. Anke Werner konzentriert sich auf die Bekämpfung des Ebola-Virus. Ihre Forschung zielt darauf ab, die Überlebenschancen infizierter Patienten zu erhöhen und die Ausbreitung der Krankheit, die zuletzt während der Epidemie in Westafrika in den Jahren 2014 und 2015 zu zahlreichen Todesfällen führte, wirksam einzudämmen. Ihre Arbeiten zum Matrixprotein VP40, das eine zentrale Rolle bei der Bildung neuer Viren und der Steuerung ihrer Vermehrung spielt, ebnen den Weg für die Entwicklung effektiver Medikamente gegen das Virus und leisten damit einen wichtigen Beitrag zur globalen Gesundheit.

Dr. Frederike Stein bietet in ihrer prämierten Arbeit vielversprechende Ansätze für die Praxis der Psychiatrie und Psychotherapie. Die 31-jährige Marburgerin konnte zeigen, dass verschiedene psychische Erkrankungen – wie Depressionen, Schizophrenie und bipolare Störungen – häufig übergreifende, gemeinsame Mechanismen im Gehirn aufweisen. Transdiagnostische Ansätze könnten Therapeuten somit ermöglichen, eine einheitliche Behandlungsstrategie für mehrere Störungsbilder anzuwenden, anstatt jede Erkrankung isoliert zu behandeln. Ein weiteres bedeutendes Ergebnis ihrer Forschung sind spezifische Gehirnveränderungen, insbesondere im Hippocampus, einem Teil des Gehirns, der unter anderem für das Gedächtnis und die Verarbeitung emotionaler Reize verantwortlich ist. Ihre MRT-Studien weisen auf ein verringertes Volumen der grauen Substanz in diesem Bereich bei Patienten mit verschiedenen psychischen Erkrankungen hin. Dies hilft Therapeuten und Forschenden, bei betroffenen Patienten präzisere Diagnosen zu stellen und möglicherweise zielgerichtetere Behandlungsstrategien zu entwickeln.

Von Behring-Röntgen-Ehrenplakette

Preisträger mit Urkunde und Plakette, neben ihm Wissenschaftsminister und Stiftungspräsident
Foto: Christian Stein
Wissenschaftsminister Timon Gremmels (links) und Stiftungspräsident Dr. Lars Witteck (rechts) würdigten die außerordentlichen Verdienste des Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung, Prof. Dr. Helmut Acker (Mitte) mit der Von Behring-Röntgen-Ehrenplakette.

Ebenfalls ausgezeichnet wurde Prof. Dr. Helmut Acker mit der Von Behring-Röntgen-Ehrenplakette. Staatsminister Timon Gremmels (HMWK) überreichte die Auszeichnung, die das langjährige ehrenamtliche Engagement von Prof. Acker als Vorsitzendem des Wissenschaftlichen Beirats würdigt. Die Von Behring-Röntgen-Stiftung, die sich seit ihrer Gründung der Förderung von Spitzenforschung in der Region widmet, honoriert damit die wertvollen Beiträge von Prof. Acker, der die Stiftung seit 2007 begleitet und zur Weiterentwicklung der Hochschulmedizin beiträgt. Er ist der fünfte Preisträger der Ehrenplakette, die seit 2021 vergeben wird.

„Die Von Behring-Röntgen-Stiftung ist ein Leuchtturm unter den hessischen Stiftungen und ein internationales Aushängeschild hessischer Wissenschaftsförderung“, so Wissenschaftsminister Timon Gremmels. „Die Arbeiten, die heute gewürdigt wurden, sind ein eindrucksvolles Beispiel für Mut, Kreativität und Engagement. All das ist notwendig, um Herausforderungen in der Medizin zu meistern und das Leben von Menschen zu verbessern. Eine besondere Ehre ist es mir zudem, Prof. Dr. Acker für seinen langjährigen Einsatz für die Von Behring-Röntgen-Stiftung zu danken. Die Auszeichnung mit der Ehrenplakette der Von Behring-Röntgen-Stiftung ist eine Anerkennung dieser herausragenden Leistungen und ein Zeichen des Dankes und der Wertschätzung für all das, was er für die Förderung der Wissenschaft geleistet hat.“

Über die Stiftung

Die Von Behring-Röntgen-Stiftung wurde am 8. September 2006 vom Land Hessen zur Förderung der Hochschulmedizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Philipps-Universität Marburg errichtet. Gegründet wurde sie im Zuge der Fusion der Universitätskliniken Gießen und Marburg im Jahr 2005 und der anschließenden Privatisierung 2006, mit dem Ziel, an beiden Standorten neue Perspektiven für die Hochschulmedizin zu entwickeln und zu sichern. Neben ihrem Präsidenten Dr. Lars Witteck, Regierungspräsident a. D., gehören der Stiftung als Vizepräsidentin die Gießener Radiologin Prof. Dr. Gabriele Krombach und der Marburger Biochemiker und Zellbiologe Prof. Dr. Roland Lill an.

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