26.03.2025 Keilschrift: Neues digitales Werkzeug für die Forschung

Meilenstein für die digitale Keilschriftforschung: Ein Team aus Mainz, Marburg und Würzburg stellt ein innovatives Werkzeug vor, das viele neue Möglichkeiten bietet.

Keilschrift und Computercode
Bild: Daniel Schwemer/Universität Würzburg
Von der Keilschrift zum Code: Ausschnitt aus einem 2024 in Boğazköy-Hattuša gefundenen hethitischen Keilschrifttext im Foto und XML-Text.

Im Norden der Türkei liegt die UNESCO-Welterbestätte Boğazköy-Hattuša. Sie war einmal die Hauptstadt des hethitischen Reiches, einer Großmacht in der späten Bronzezeit um 1650 bis 1200 vor Christus.

Die Keilschrifttafeln, die dort und an anderen hethitischen Stätten entdeckt wurden, bilden eine der größten Textgruppen aus dem Alten Orient. Sie enthalten Tausende von Quellen in Hethitisch, einer früh bezeugten indoeuropäischen Sprache, sowie zahlreiche Fragmente in anderen anatolischen Sprachen. Auf den Tafeln sind außerdem sumerische, akkadische und hurritische Texte zu finden.

Ein innovatives digitales Werkzeug bietet Forschenden und Studierenden seit 2023 Online-Zugang zu diesen historischen Quellen: der Thesaurus Linguarum Hethaeorum Digitalis (TLHdig 0.1) auf der Plattform des Hethitologie-Portals Mainz (HPM). Seit seinem Start verzeichnet dieser Thesaurus mehr als 100.000 Zugriffe pro Monat. Damit ist er zu einem der digitalen Werkzeuge geworden, die in der Hethitologie täglich genutzt wird.

Erweiterung des Werkzeugs um viele neue Möglichkeiten

Dieses Werkzeug ist ab sofort noch mächtiger: Als TLHdig 0.2 umfasst es nun mehr als 98 Prozent aller veröffentlichten Quellen – das sind etwa 22.000 XML-Textdokumente, von denen viele aus mehreren, wieder zusammengeschlossenen Fragmenten bestehen. Derzeit besteht das Korpus aus fast 400.000 transliterierten Zeilen. Damit aber nicht genug: Ende 2025 soll TLHdig 1.0 zur Verfügung stehen und dann alle veröffentlichten Texte abdecken.

Forschende können die Texte in Transliteration oder Keilschrift durchsuchen und verschiedene Filter für komplexere Abfragen anwenden. TLHdig ist in die Infrastruktur des Hethitologie-Portals Mainz eingebettet und mit verschiedenen digitalen Katalogwerkzeugen, Mediendatenbanken und Texteditionen dynamisch verbunden.

Online-Pipeline für neue Textpublikationen

TLHdig ist als gemeinschaftliches Forschungswerkzeug konzipiert. Schon bei der Zusammenstellung des Korpus hat das TLHdig-Team auf digitale und analoge Ressourcen zurückgegriffen, die von mehreren Generationen von Hethitologen entwickelt wurden. Dazu gehören auch digitale Texteditionsprojekte auf dem Hethitologie-Portal Mainz und Beiträge vieler einzelner Forschender.

Als Werkzeug der Zusammenarbeit dient TLHdig auch als Online-Pipeline für Forschende, die neue hethitische Keilschrifttexte veröffentlichen. Sie können ihre Transliterationen aus üblichen Textverarbeitungsprogrammen kopieren, in eine einfach konzipierte Benutzerschnittstelle einfügen, um dann Schritt für Schritt ihre Beiträge online fertigzustellen.

Durch diesen dynamischen Ansatz wird TLHdig weiterhin mit dem Fachgebiet wachsen. So ist sichergestellt, dass das Werkzeug so aktuell wie möglich bleibt und dass Quantität und Qualität der Daten kontinuierlich zunehmen. Es dient somit sowohl als Grundlage für Texteditionen als auch als wertvolle Ressource für ein breites Spektrum von Forschungsfragen und -methoden, einschließlich der Verwendung innovativer KI-Ansätze.

Förderung und Projektleitung

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Aufbau von TLHdig finanziell gefördert. Das Projekt wurde geleitet von Professor Gerfrid Müller (Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur / Universität Würzburg), Professorin Doris Prechel (Universität Mainz), Professorin Elisabeth Rieken (Universität Marburg) und Professor Daniel Schwemer (Universität Würzburg).

Weitere Informationen / TLHdig auf dem Hethitologie-Portal Mainz: https://www.hethport.uni-wuerzburg.de/TLHdig/

Türkçe versiyonu için buraya tıklayınız https://www.hethport.uni-wuerzburg.de/TLHdig/press-release-TR-2025-03.php

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