20.11.2018 Marburger Kamerapreis 2019 geht an Thomas Mauch
Der 1937 in Heidenheim an der Brenz geborene Thomas Mauch erhält den mit 5.000 Euro dotierten Marburger Kamerapreis 2019
Die Entscheidung für Thomas Mauch ist einstimmig ausgefallen. Ihre Wahl begründet die Jury folgendermaßen: „Thomas Mauch hat sich in seiner reichhaltigen bildkünstlerischen Tätigkeit niemals dem Massengeschmack angebiedert und ist auch keinen aktuellen Moden blind gefolgt. Dabei hat er [...] einen herausragenden Korpus an Filmen visuell gestaltet und sich so nachhaltig um die deutsche Filmkultur verdient gemacht. Neben den zahlreichen stilbildenden Meilensteinen und den ästhetisch eigenständigen Solitären [...] finden sich in seinem reichen Werk auch zahlreiche Filme, die sich weder für den Mainstream noch für den Massenerfolg interessiert haben, sondern stets einen eigenen Wege gesucht haben“.
Seit mehr als 60 Jahren zählt Thomas Mauch nun zu den prägenden Akteuren der deutschen Filmlandschaft. Und die bereicherte er um einige Sehenswürdigkeiten. Bislang umfasst seine stolze Filmografie über 70 abendfüllende Filme sowie zahlreiche Kurzfilme und Fernsehprojekte.
Der Sohn film- und fotografiebegeisterter Eltern begann seine Karriere 1957 als Volontär der Gesellschaft für Bildende Filme in München. Hier legte Mauch nicht nur den praktischen Grundstein für seine Tätigkeit als Kameramann, sondern stellte auch entscheidende Weichen für die Zukunft. So begann die Zusammenarbeit mit Regisseur Edgar Reitz, dem er 1963 an das mit Alexander Kluge gegründete Institut für Filmgestaltung an der Hochschule für Gestaltung in Ulm folgte. Dort entwickelten sich filmische Ideen und Techniken, die prägend für Thomas Mauchs Gesamtwerk wer den sollten und zugleich eine ganze Generation der Filmgeschichte fruchtbar beeinflussten: den Neuen Deutschen Film.
Mauchs Ästhetik charakterisiert nicht nur sein Interesse an Landschaftsaufnahmen, sondern neben Intensität und Leidenschaft ebenso Spontaneität und Improvisation (so ist Mauch konsequenter Gegner des Storyboards). Sein daher geradezu dokumentarischer Stil kam von Anfang an zum Tragen: In Kluges „Abschied von gestern“ (1966), heute gefeiert als die Geburtsstunde des Neuen Deutschen Kinos, führte er mit Edgar Reitz zusammen die Kamera, bei Reitz‘ Regiedebüt „Mahlzeiten“ (ebenfalls 1966) war er dann alleine für die visuelle Gestaltung verantwortlich.
Mauchs herausragende Kameraarbeit resultierte in zahlreichen Auszeichnungen und langjährigen Kooperationen. Neben seinen Ulmer Kollegen – er fotografierte beispielsweise auch den dritten Teil von Reitz‘ Heimat-Zyklus – profitierte auch Werner Herzog von Mauchs Auge. Mit Herzog blieb er seit dessen Debüt „Lebenszeichen“ (1968) verbunden und zeichnet verantwortlich für Werke wie „Aguirre, der Zorn Gottes“ (1972) und „Fitzcarraldo“ (1982). Mit Werner Schroeter realisierte er unter anderem seinen persönlichen Lieblingsfilm „Neapolitanische Geschwister“ (1978). Mit Jan Němec verfilmte er 1975 Kafkas „Die Verwandlung“ und auch den feministischen Aufbruch des deutschen Films unterstütze Mauch mit seiner Kameraarbeit – etwa in Ula Stöckls „Neun Leben hat die Katze“ (1968) oder „Unter dem Pflaster ist der Strand“ (1975) von Helma Sanders-Brahms.
Die Philipps-Universität Marburg und die Universitätsstadt Marburg vergeben den von Prof. Dr. Malte Hagener, Fabio Kühnemuth und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis dieses Jahr zum 19. Mal. Thomas Mauch nimmt den Preis am 09. März um 20 Uhr in der Alten Aula der Philipps-Universität Marburg entgegen. Vom 7. bis 9. März finden die Bild-Kunst Kameragespräche rund um die Preisvergabe in den Filmkunsttheatern im Capitol Marburg statt.