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Kanaren- und Lorbeerhaus

Kanarischer Hornklee
Foto: Patrick Vogel
Kanarischer Hornklee (Lotus berthelotii)

Im Kanaren- und Lorbeerhaus wachsen auf 182 Quadratmetern Pflanzenarten, die ausschließlich oder hauptsächlich auf den Kanarischen Inseln vorkommen. Die Sammlung basiert auf einem Sortiment originärer Wildpflanzen, das ein junger Wissenschaftler aus Erlangen namens Volker Voggenreiter zu Beginn der 1970-er Jahre während seiner Forschungsarbeiten auf den Kanaren zusammenstellte. Durch Gestaltung, Artenvielfalt und nicht zuletzt durch die Anlage eines Lorbeerwaldes im Lorbeerhaus auf separaten 82 Quadratmetern hat sich das Kanarenhaus zu einer Attraktion des Marburger Gartens entwickelt. Doch was ist das Besondere an der kanarischen Pflanzenwelt?

Klimatische Bedingungen

Die Kanaren befinden sich auf dem gleichen Breitengrad wie beispielsweise Kairo. Da sie aber im Atlantischen Ozean liegen und zum größten Teil über relativ hohe Berge verfügen, gibt es hier kein wüstenhaftes Klima. Bis auf die jungvulkanischen und relativ flachen Inseln Fuerteventura und Lanzarote haben die Kanarischen Inseln ein angenehm gleichmäßiges Klima mit monatlichen Durchschnittstemperaturen, die nur zwischen etwa 18 Grad Celsius im Winter und 25 Grad Celsius im Sommer schwanken.

Der Grund sind Passatwinde, die fast ununterbrochen aus nördlichen Richtungen wehen und deren Feuchtigkeit an den Bergen der Inseln zu Wolken und Niederschlag kondensiert. So sind die Nordhänge der Berge oberhalb von rund 800 Metern täglich einige Stunden von Wolken eingehüllt. Außerdem trägt auch der von Nord nach Süd fließende Kanarenstrom zu den relativ niedrigen Sommertemperaturen von Wasser und Luft bei. Der Schweizer Geobotaniker Hermann Christ teilte 1885 die ökologischen Bereiche der Kanaren in drei verschiedene Vegetationszonen – unter (1), in (2) und über (3) den Wolken. Diese verschiedenen Zonen sind im Kanarenhaus unterschiedlich ausführlich dargestellt. Als häufigsten Vertreter der dritten Zone sehen Sie zum Beispiel den Spartocytisus supranubius, einen Busch, der halbkreisförmig wächst und einen Durchmesser von sechs bis sieben Metern erreichen kann. Außerdem wächst hier der sehr selten gewordene und etwa zwei Meter hoch werdende Teide-Natternkopf (Echium wildpretii, Boraginaceae).

Vielfalt unterschiedlicher ökologischer Bereiche

Wildprets Natternkopf
Foto: Patrick Vogel
Wildprets Natternkopf (Echium wildpretii)

Durch diese Bedingungen entstand eine Vielfalt von verschiedenen Pflanzengesellschaften auf relativ engem Raum. Die Kanaren zeichnen sich durch einen Artenreichtum von etwa 1.300 Kanarenpflanzen und 700 Arten aus, die weltweit verbreitet sind und durch den Menschen als Nutz- oder Wildpflanzen auf die Kanarischen Inseln eingeschleppt wurden. Von den 1.300 Arten der Kanarenpflanzen sind wiederum rund 48 Prozent endemisch: Sie wachsen ausschließlich auf den Inseln oder nur auf einzelnen von ihnen oder sogar nur auf Teilen einer Insel. Besonders reich an Endemiten sind Gattungen wie Echium, Sonchus, Senecio, Aeonium und Greenovia.

Im ans Kanarenhaus anschließenden Lorbeerhaus werden Ihnen Vertreter des immergrünen Lorbeerwaldes vorgestellt. Wenn auch auf der Herkunftsinsel La Gomera der letzte plätschernde Bach heute am Versiegen ist, so rundet er hier zusammen mit den Farnen das Erscheinungsbild des typischen "Lorbeerwaldes" ab. Fast alle Vertreter wurden als Jungpflanzen aus der Forstbaumschule von Gran Canaria mitgebracht und haben sich in kürzester Zeit in Marburg üppig entwickelt.