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Die verschiedenen Vegetationszonen der Kanarischen Inseln
In unserem Kanaren- und Lorbeerhaus möchten wir Ihnen einen Eindruck von der botanischen Vielfalt der zu Spanien gehörenden Inselgruppe im Atlantik vermitteln. Im Folgenden erklären wir die Gründe für diese Vielfalt anhand der Einteilung in drei verschiedene ökologische Zonen, die der Schweizer Geobotaniker Hermann Christ 1885 vorgenommen hat.
Die Zone unter den Wolken, vom Meer bis etwa 400 Meter auf den Nordseiten und bis etwa 800 Meter auf den Südabhängen, ist trocken und warm. Die Zone in den Wolken in der Höhe von etwa 600 bis 2.000 Meter ist kühl und niederschlagsreich; die Zone über den Wolken, also oberhalb von 2.000 Metern, existiert nur auf Teneriffa und La Palma und ist trocken und zeitweise kalt.
Zone unter den Wolken
Im küstennahen Bereich finden sich Strandpflanzengesellschaften, deren Arten dem hohen Salzgehalt soweit angepasst sind, dass sie zum Teil sogar aktiv Salz ausscheiden können. Dazu gehören zum Beispiel Limonium fruticans (Strandflieder, Plumbaginaceae) und Astydamia latifolia (Apiaceae). Ferner gehören zu dieser Gesellschaft diverse Euphorbia-Arten, Ceropegia dichotoma und C. fusca, Neochamaelea pulverulenta, Sonchus arboreus und viele andere. In etwas höheren Lagen setzen sich die Euphorbiagesellschaften fort, jedoch auch mit anderen Begleitpflanzen. Es sind vor allem strauchförmig wachsende Vertreter von Gattungen wie Echium, Micromeria und Sideritis. Aber auch zahlreiche Arten der Gattungen Aeonium, Monanthes und Greenovia gehören dazu. Besonders hervorzuheben sind außerdem folgende Arten:
Canarina canariensis |
(Campanulaceae) |
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Senecio kleinia |
(Asteraceae) |
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Plantago arborescens |
(Plantaginaceae) |
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Aeonium urbicum |
(Crassulaceae) |
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Dracaena draco |
(Liliaceae) |
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Zone in den Wolken
Diese Zone ist in der typischen Ausgestaltung nur auf der Nordseite der Westinseln (Teneriffa, La Gomera, La Palma, Gran Canaria) ausgebildet. Der Lorbeerwald stellt ein Gemisch aus hartlaubigen, immergrünen Laubbäumen dar, die den verschiedensten Gattungen und Familien angehören. Viel verbreiteter als der heute nur noch in Resten anzutreffende Lorbeerwald ist der Buschwald, spanisch "Fayal-Brezal", mit den bestandsbildenden Arten Myrica faya (Myriaceae) und Erica arborea, einem baumförmigen Heidekrautgewächs. Sie verbreiten sich überall dort, wo sich die Lebensbedingungen für den ursprünglichen Lorbeerwald durch Umwelteinflüsse infolge menschlichen Handelns drastisch verschlechtert haben. In höheren Bereichen dieser Stufe, vor allem aber auf den Südseiten, herrscht der Kanaren-Kiefernwald, spanisch "Pinar", vor. Das Verbreitungsgebiet der Kanarenkiefer, Pinus canariensis, reichte im Tertiär bis nach Mitteleuropa, heute dagegen ist das Vorkommen der Kanaren-Kiefer nur noch auf die Kanarischen Inseln beschränkt.
Dasselbe gilt auch für die immergrünen Lorbeerwälder, die noch im älteren Tertiär, belegt durch zahlreiche Fossilfunde, im südlichen Mitteleuropa verbreitet waren. Pinus canariensis und der immergrüne Lorbeerwald sind daher als Tertiärrelikte anzusehen, wenngleich die damalige Artenzusammensetzung des Lorbeerwaldes nicht in allen Fällen mit der jetzigen übereinstimmt. Belegt wird diese Tatsache noch dadurch, dass die Gesamtverbreitung der Familien, deren Arten an der Zusammensetzung des Lorbeerwaldes beteiligt sind, sich über Mittel- und Südamerika (im Falle der Lauraceae und Myrsiniaceae) und über Amerika und Südostasien (im Falle der Theaceae und Aquifoliaceae) erstreckt hat. Auch einige der Begleitpflanzen, wie zum Beispiel der Farn Woodwardia radicans, zeigen ein ähnliches Verbreitungsgebiet mit zwei heute durch Ozeane getrennten Arealen. Hier kann also nur ein in der Kreidezeit vermuteter Ursprung angenommen werden, in der die Kontinente noch nicht auseinander gedriftet waren. Weitere interessante Arten dieser zweiten Zone sind der Kanaren-Fingerhut (Isoplexis canariensis) und Woodwardia radicans - ein Farn, dessen Wedel in der Natur mehrere Meter lang werden können.
Zone über den Wolken
Starke Tages- und Jahresschwankungen der Temperatur sind für diese im Kanaren- und Lorbeerhaus nur fragmentarisch dargestellte Zone über den Wolken charakteristisch. Insgesamt gibt es nur wenige Pflanzenarten in dieser Region. Oberhalb von 3.500 Metern ist schließlich nur noch das berühmte Teide-Veilchen, Viola cheiranthifolia, Violaceae, anzutreffen. Der Teide ist mit 3.700 Metern nicht nur die höchste Erhebung der Kanarischen Inseln, sondern auch der höchste Berg Spaniens.